Micia. Drama in zwei Akten

1. Akt

Wir haben heute morgen beschlossen, einen Urlaubstag einzulegen und in die Bibersauna zu gehen (bitte unbedingt rechts die Sauna mit Holzofenbefeuerung beachten – die ist der Hammer!!!).

Nach dem Frühstück packen wir unsere Taschen – die großen Sporttaschen, wegen der Bademäntel und Badetücher. Micia sieht das, Panik steigt in ihren Augen auf und schwupp! sitzt sie mitten auf der Tasche des Prinzen. Dann auf meiner.

„Ihr fahrt doch nicht wieder weg?! Ihr wollt uns doch nicht wirklich verlassen?!“ In ihrem Blick liegt so viel Flehen, dass wir wirklich ein schlechtes Gewissen bekommen. Die Taschen nehmen wir immer mit in Urlaub und sie hat das Packen genau dieser Taschen mit langer Abwesenheit ihrer Dosenöffner und Ohrenkrauler in Verbindung gebracht.

Wir versuchen sie davon zu überzeugen, dass wir am Nachmittag wieder da sein werden und Micia versteht ja sehr viel von dem, was wir sagen. (Ich glaube ja, dass Katzen alles verstehen, was wir sagen und das nur aus Raffinesse und Tarnungsgründen nicht zeigen.)

Sie legt sich mit resigniertem Gesichtsausdruck auf den Stuhl. „Jaja, ich weiß, ihr belügt mich. Ihr werdet mich verlassen. Geht nur, habt euer billiges Vergnügen, ich sterbe hier ganz leise und unauffällig vor mich hin.“

*gna*

2. Akt

Wir finden Micia bei unserer Rückkehr wohlbehalten auf genau diesem Stuhl wieder. Sie steht nicht auf, sondern lässt sich mit Herablassung streicheln.

Pippilotta und Streifi tanzen währenddessen, vom Hungertode gezeichnet, um meine Füße und flehen mich an, sie vor dem sicheren Sterben zu bewahren. Bei Temperaturen über Null füttere ich draußen, wegen der unglaublichen Sauerei, die die drei veranstalten (vor allem Streifi), so nehme ich Dose und Tellerchen und gebe mein übliches Signal:

Ich klopfe mit dem Messer an die Dose und rufe: „Los, auf, es gibt Essen!“ Worauf mir normalerweise alle drei Katzen folgen und sich im Hof auf das Futter stürzen.

Heute folgen mir nur Streifi und Pippi. Micia bleibt trotz Aufforderung auf dem Stuhl sitzen. Ich nehme an, dass sie nicht hungrig ist und marschiere mit den beiden anderen in den Hof.

Als ich reinkomme, springt Micia vom Stuhl, setzt sich an den Futterplatz in der Küche und guckt mich auffordernd an.

Weil nämlich: Madame frisst nicht mit dem Pöbel da draußen. Dem Pöbel, der sich so hastig und gierig auf das Futter stürzt und es runterschlingt. Nein – Madame pflegt zu speisen. Das bedeutet, dass sie vor dem Napf sitzt, eine Weile über dem Futter meditiert und sich dann Bröckchen für Bröckchen mit der mittleren Kralle der linken Pfote herauspickt und es vornehm verspeist. (Ja, sie ist Linkspfoterin, sie macht auch Türen mit links auf.)

Wenn man so bedächtig und gepflegt speist, hat man natürlich keine Ruhe, wenn zwei so verfressene Proleten neben einem sitzen, die mit unglaublich schweinischen Tischmanieren das Essen in sich hineinsaugen. Vor allem Streifi, der alles verschlingt, was nur entfernt essbar aussieht.

Und heute, meinte Micia, hätten wir ja was gutzumachen bei ihr. Weil wir sie ja praktisch verlassen haben. Mit den großen Taschen und so. Also bitte: ein Einzel-Menü, angerichtet in der Küche, während die beiden anderen im Hof schlingen und fressen.

Was soll ich sagen? Ich hab’s gemacht.

(Micia ist jetzt fast 14 Monate bei uns. Sie ist der Chef. Wieso eigentlich? Ich bin schon fast 48 Jahre bei mir und eigentlich hab ich hier doch das Sagen, oder?!)

6 Kommentare zu “Micia. Drama in zwei Akten

  1. Tja, das liebe Frau Lakritz, ist halt so wenn man eine Katze hat. Man hat nichts mehr zu sagen und wenn man nicht schnell genug reagiert wird man gleich bestraft 🙂

    Ich habe herzhaft über diesen Beitrag gelacht. Danke!

  2. unverbesserlich *lach*.
    Und Nalus ist doch ganz Mamas Sohn … Sonntag, morgens, 5:18 Uhr: Nalus streift um unsere Köpfe. Schlaftrunken drehen wir uns weg. Er kratzt an den Bambusklebern auf der Tapete. Wir schimpfen, stellen Kissen davor, drehen uns wieder um. Nalus springt auf das Sideboard, kratzt am Wandbehang … ok. Wir stehen auf. Dose wird geöffnet :-). Wir schlafen weiter. Endlich. So geht das am Wochenende immer. Fragt sich nur, wer hier wen erzieht *grummel*. Aber süß ist er halt doch …

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