Kürzlich hatte ich eine interessante Klientin bei mir, die mir ganz nebenher geholfen hat, die Behinderung aus einem neuen Blickwinkel zu sehen. Sie hat eine fortschreitende Erkrankung, die ihr chronische Schmerzen in Muskeln und Gelenken bereitet und sie damit in ihrer Bewegungsfähigkeit einschränkt. Sie ist nun auf der Suche nach einem Weg, wie sie sich in ihrem Leben neu orientieren kann. Sie hatte meine Webseite beim Stöbern gefunden und fragte per Mail nach Details, vor allem für meine Angebote „walk & talk“ und „Lebenscollage“ .Was Reiki sei, wisse sie, schrieb sie, aber diese beiden Angebote, über die wolle sie gern mehr wissen.
Nun, wie „walk & talk“ funktioniert, hatte ich auf meiner früheren Praxis- Webseite ausführlich erklärt – mit dem Ergebnis, daß das Angebot kurz darauf als fast exakte Kopie auf der Webseite der Nachbarin auftauchte.
Deswegen habe ich die Lebenscollage nicht weiter erklärt, das mache ich lieber persönlich, Parasiten kosten nur Kraft.
Das Konzept der Lebenscollage habe ich vor einigen Jahren in Baden-Baden bei einer fröhlichen, temperamentvollen Südamerikanerin gelernt. Die Frau, die gestern kam, hatte jedoch ein durch ihre Erkrankung verursachtes familiäres Problem, das ihr zu schaffen macht. Wir sprachen das erst einmal in Ruhe durch und gingen es dann in einer kleinen Familienaufstellung an. Wow – das haute rein… Hinterher saßen wir da, klammerten uns an unsere Kaffeetassen und lachten erschöpft.
Blöderweise hatte ich ihr zu „walk & talk“ vorab schon vom Hallamati erzählt, wie die Nachbarin nicht aushalten konnte, daß ich mit meiner kleinen Praxis Erfolg hatte und ihren Mann mit ihrer Wut so lange löcherte, bis er sich brav fügte und mir das Leben mit anonymen Anzeigen und Verleumdungen bei Behörden so schwer machte, daß mein Blutdruck gefährlich anstieg und ich letztendlich die Gehirnblutung bekam, deren Folgen mich zum Aufgeben meiner Praxis zwangen. Das genügte der Frau nebenan allerdings nicht, wie ich später auf ihrer Webseite sah – sie weidete selbst die Reste noch aus und stahl, was nur ging, wie „walk & talk“. (Auch jetzt, wenn wir uns begegnen, hat sie nicht mehr als ein höhnisches Grinsen für mich übrig. In den fünf Jahren seitdem hat sie nicht einen Versuch der Entschuldigung unternommen. (Ihr Anzeigensklave auch nicht. Jämmerlich und armselig.))
Ich hatte also der Klientin gesagt, ich könne „walk & talk erst wieder anbieten, wenn ich besser laufen könne, also der „walk“-Teil wieder da sei. Das erzählte ich dem Prinzen, der fast explodierte. “Wer sagt denn, daß du laufen können mußt?“ fragte er verblüfft. “ Wenn ich das Konzept bei dem Seminar damals richtig verstanden habe, läuft der Klient. Du hast doch einen elektrischen Rollstuhl, das ist so gut wie Laufen!“
Das stimmt allerdings. Der Rolli schafft sechs km/h, ein normal gehender Mensch vier. Ich fragte die Frau also am Telefon, ob sie ein Problem mit dem Rolli habe. Sie lachte nur und erklärte mir ihre Erkrankung. Sie kann laufen, allerdings nur sehr langsam, und keine Treppen steigen. Ein Rollstuhl ist für sie etwas völlig Normales.
Nach der Familienaufstellung waren wir beide, wie gesagt, ziemlich gebügelt. So beschloß sie, die Lebenscollage lieber später und dann mit mehr Kraft zu machen, dazu legten wir gleich einen Termin in der nächsten Zeit fest. Für einen „walk & talk“-Termin vereinbarten wir wegen des unbeständigen Wetters, daß sie mich an einem Tag, der schön zu werden verspricht, spontan anruft und wir dann einfach losziehen. Hier, in unmittelbarer Umgebung unseres Hauses, gibt es mehr als genug Möglichkeiten dafür, das habe ich in den letzten Monaten durch die vielen Spaziergänge mit dem kleinen Herrn Sonntag gesehen. Ich freue mich, daß der Prinz mich auf diese Variante mit dem Rolli aufmerksam gemacht hat. Denn der Prinz achtet sehr darauf, daß ich weder eingeschränkt werde noch mich selbst einschränke (darauf muß ich selbst auch gut aufpassen!)
Die Frau erzählte mir noch, sie werde oft kritisch angesehen , wenn sie zum Beispiel in der Stadt unterwegs sei. Denn: ihre Erkrankung ist unsichtbar. Während ich deutlich sichtbar gehbehindert bin, läuft sie ganz normal. So bekommt sie häufig kritische Blicke ab, wenn sie in einem Kaufhaus den Aufzug statt der Treppe benutzt, denn da nimmt sie ja „Platz weg“, den Leute mit Rollatoren und Krücken brauchen. Das sei oft schwierig für sie, sagte sie. Das brachte mich zum Überlegen. Ich rege mich ja oft darüber auf, daß die Leute mich anstarren wie ein Zootier. Wenn ich im Rolli sitze, werden sie sogar übergriffig, als sei ich auch geistig behindert. (Dazu hatte ich am Sonntag ein krasses Erlebnis, erzähle ich noch.)
Jedenfalls bin ich immer dankbar für Denkanstöße, die mir helfen, die Behinderung aus einer neuen Perspektive zu sehen (deshalb mag ich die Arbeit im Behindertenbeirat auch so sehr.) Jedenfalls: Ich habe nun mal diese Behinderung, aber ich lasse mich dadurch (und durch andere Menschen) nicht (be-)hindern, so zu leben, wie ich leben möchte und das zu tun, was ich tun möchte.
Denn: Ich bin die Schöpferin meiner Welt, wer sonst?! (Daß die Nachbarin etwas anbietet, für das sie gar keine Ausbildung absolviert hat, finde ich sehr bedenklich und vor allem unethisch, aber ich werde mich nicht auf ihr Niveau hinunter begeben. Damit muß sie selbst klarkommen. Denn sie ist diejenige, auf die das, was sie tut und getan hat, zurückkommen wird. Das ist das Naturgesetz.
Hier zieht gerade ein Gewitter auf, ich mach mir’n Espresso 😉 See you!
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