Nur mal so ; – )

Cool. DieUrlaubsvertreterin des Physiotherapeuten ist Französin, der Musiktherapeut ist halb Kolumbianer, halb Italiener.Plötzlich finden meine Therapien in drei Fremdsprachen statt – ich hoffe, die Ärztin verlängert mich nochmal!

Ansonsten – hat es bei euch auch so schnell und drastisch abgekühlt? ich habe tatsächlich letzte Nacht richtig gefroren, und das im August! Was hätte ich für meine heißenDinkelkissen gegeben!

A propos Musiktherapeut: Mir wurde fast mein ganzes Leben lang erklärt, ich könne nicht singen. Ich habe das sogar selbst geglaubt…Bis sich heute Victor (derMusiktherapeut) an’s Klavier setzte, Töne anschlug und sie mich nachsingen ließ. Ich traf sie alle, zu meinem ungläubigen Staunen . – ) . Dann spielte „Die Loreley“, ich sang – und es klappte ganz wunderbar! Es hat soooo viel Spaß gemacht!

Fühlt euch gedrückt! Morgen fahren der Prinz und ich nach Trier – tolle Stadt, ich freu‘ mich schon!

bootcamp, Woche: öööhhhmm, Tag: tjaaaa : – )

Die letzten Tage waren recht ereignisreich hier, Ihr Lieben – aber echt schön!

Am Samstag waren der Prinz und ich in Luxembourg. Ganz spontan und aus purer Lust, ohne große Planung, ganz wie wir es uns für die Zukunft vorgenommen haben. Wir wussten über die Stadt nur, dass sie sehr schön im Stadtkern sein soll, was vollkommen zutrifft. Positive Überraschung für mich: fast überall abgesenkte Bordsteine, so dass das Vorwärtskommen mit dem E-Rolli sehr einfach und bequem war. Der Außenbezirk – das Europaviertel – ist recht langweilig, mit Gläsernen  Hochhäusern und ähnlichen Augenkrebs-Hässlichkeiten. Aber die Innenstadt und die Fußgängerzone:  barfußgeh-einladend sauber, nette Bistros und Cafés, sehr ansprechendes Flair. Ich empfehle einen Besuch! Ich fragte mich zwischendrin, warum ich mich in der Schule fünf Jahre lang mit Französisch geplagt habe (und dann nur ‚ne Drei auf’mZeugnis!), denn verstanden habe ich das lëtzebuergesch gefärbte Französisch kaum. Der Hit war:  wir kamen am Mariendom vorbei, hörten, dass gerade ein Gottesdienst dran war und beschlossen zu bleiben. Was mich sehr beeindruckte: Der Pfarrer  (der uns sehr an unseren netten Dorfpfarrer erinnerte (der leider jetzt im Ruhestand ist), )wechselte in der Predigt locker zwischen Deutsch, Lëtzebuergesch und Französisch hin und her, und er war merkwürdig gut zu verstehen. Der Hammer war aber die japanische Reisegruppe, die gegen Ende hereinkam. Offenbar kamen sie gerade aus Venedig, denn der Reisegruppenleiter schwenkte eifrig eine venezianische Flagge, um seine Schäfchen zusammen zu halten : – ) Wir vermuteten, dass es sich wohl um eine der berüchtigten „Europa in fünf Tagen“-Reisen handelte.  Die Japaner marschierten, völlig unbeeindruckt vom Gottesdienst, durch die Kathedrale, starrten mit offenen Mündern auf uns, die wunderschönen Fenster, Statuen und Wandbilder Ich kam mir ein wenig wie ein Zootier vor – die Situation war aber  auch bizarr: vorne am Altar findet gerade die Wandlung statt und ringsum filmende und knipsende Touristen, die Frauen zum Teil mit tock-tock – Schuhen (was ich generell hasse). Am lustigsten war der alte weißhaarige Japaner, der eifrig mit seinem in hellblauer Schutzhülle eingepackten iPad die gotisch geschnitzten Beichtstühle filmte. : – )

Auf der Rückfahr terledigte ich noch ein Telefonat. Als wir wieder an der Klinik ankamen, war ich pappfertig  – völlig erschossen. Die Hitze machte mir zu schaffen, und wenn ich in einer Stadt für so viele fremde Menschen mitdenken muss, die einen Menschen im Rollstuhl einfach nicht wahrnehmen (wollen), das macht mich echt müde. Beim Aussteigen legte ich mein Eifon blöderweise auf das Autodach, in der Gewissheit, dass es durch seine coole  Silikonhülle vor dem Runterrutschen sicher sei. Der Prinz war ebenfalls müde.  Als er  sich auf den Heimweg machte, fiel mir erst später ein, wo ich mein Eifon zuletzt gesehen hatte. Nun, Simsen konnte ich ja nicht, ich mailte ihm also mein Problem. Es  stellte sich raus: Zu Hause angekommen, hatte der Prinz so ein Bauchgefühl, dass ich ohne Handy sei. Er suchte das Auto ab – natürlich ohne Ergebnis. Dann kam er auf die  geniale Idee, sich in meine iCloud einzuloggen(*)  und darüber das Handy zu orten.  Ergebnis: es lag an einem Waldstück unweit der Klinik, auf einer Landstraße und hatte noch 19 Prozent Ladung. Merke: Der Prinz war zu diesem Zeitpunkt bereits daheim, an seinem Schreibtisch. Und jetzt zeigt sich, was er für ein wundervoller Mann ist: er setzte sich ins Auto und fuhr die ganze Stunde nochmal zurück – und kam mit dem Auto genau einen halben Meter vor meinem Handy zu stehen! Er hatte es angerufen, um es nach Klang finden zu können… Nun, das arme kleine Ding konnte immerhin noch aufleuchten, denn es hat schwer Schaden genommen: Irgendwann war es wohl trotz Silikonhülle vom Dach gerutscht und mit einer Ecke auf der Straße aufgeprallt… Das Display ist übel zersplittert. Ich bin jetzt ersatzweise erst mal zu Nokia zurückgekehrt und erstaunt, wie total ich vergessen habe, wie man ein Nokia-Handy bedient. Vor allem das simsen ist so umständlich! Nun, der Prinz hat mich vom Galaxy überzeugt und mir bereits eines geordert.  bin gespannt! Wie sind eure Android-Erfahrungen?

Ansonsten ist hier alles oki-doki, das Laufen klappt immer besser und mir geht’s prima – abgesehen davon, dass ich etwas vermisse: lass mich raus/ lass mich rein/nein, doch raus/aber dann sofort wieder rein, klar?!/gib mir was zu essen/nein, nicht das, das kannst du selber essen/ du WEISST GENAU, dass ich Leber hasse!!!

Außerdem ist es sehr ungewohnt für mich, ohne das Pippikind am Bauch einzuschlafen, aber bald bin ich ja wieder da.

(*) Erklärung: seit dem Hallamati hat der Prinz sämtliche Vollmachten für alle meine Angelegenheiten sowie  die Passwörter für alle meine Online-Zugänge.Sehr praktisch

; – )

bootcamp, Woche ?, Tag ?

Hahaha…. Überblick verloren: – )

Ihr Lieben,

es gibt Neuigkeiten und tolle Entwicklungen:

  1. Meine Reha ist bis zum 20. August verlängert.
  2.  Ich habe seit drei Tagen Rollstuhlverbot ; – )
  3. Der Physiotherapeut (der, der keinen getorften  Whisky mag) sagte kürzlich: „Sie laufen sehr gut – für den Rollstuhl sind Sie viel zu fit. Morgen kommen Sie bitte nur mit dem Gehstock, ja?

Tja – und seitdem bin ich fast nur zu Fuß unterwegs : – ), habe deswegen Schmerzen in Muskeln, von deren Existenz ich gar nichts wusste und fühle mich großartig! Viele der anderen Patienten, die mich nur mit E-Rolli kennen, sprechen mich darauf an und gratulieren mir, das ist sehr rührend. Und noch einen großen Fortschritt habe ich gemacht, dieser ist mehr psychischer als physischer Art:  Ich habe mir völlig abgewöhnt, „dies oder das geht nicht mehr“ zu denken. Den Beweis, wie gut es ohne Rollstuhl geht,  gebe ich mir selbst jeden Tag –  und ich bin inzwischen bereit, mich  in  jedes Abenteuer einfach hineinzuwerfen. Der Prinz und ich lieben Städtereisen- ich googele einfach „mit dem Rollstuhl in [Stadt] und finde wertvolle  Erfahrungsberichte von Rollipiloten, die zum großenTeil sehr ermutigend sind. Ich wünsche mir schon sooo lange, dem Prinzen endlich mal London, meine heimliche „Heimatstadt“, zeigen zu können – und sobald wir es finanziell hinkriegen, werden wir das machen. Auf dem Plan stehen noch Paris, das wir beide ganz gut kennen, Istanbul (da kenne ich mich besser aus als der Prinz) und…. Ja: New York! Ich liebe diese Stadt!!!! Der Prinz hatte mir vorhin nochmal von unserer Venedig-Woche im Juni 2011 vorgeschwärmt, und selbst das kann ich mir inzwischen sehr gut vorstellen, zu Fuß zu machen! Denn: Die vielen kleinen Brücken haben ja alle Stufen, aber diese sind sehr flach… und was hat gestern Abend der Physio mit mir geübt??? Genau: Treppensteigen – und zwar nur mit dem Gehstock, ohne das Geländer anzufassen! Ja, das erforderte Mut und ich hatte Schiss, vertraue diesem Therapeuten aber zu 100 Prozent, und es ging gut! Nun bin ich also auch Venedig-reif : – )

Ach ja, ich habe mir vor einer Weile ein Paar Nikes gekauft, zugegeben,  der Preis hatte mich schon geschmerzt, aber ich kann so gut darin laufen! Nur: sie haben Schnürsenkel, ich brauche also immer jemanden zum Zubinden (Ja, ich habe Einhand- Schnürungen getestet, war aber nicht erfolgreich). Ich werde die Schuhe also zu meinem sehr geschickten und kreativen Orthopädietechniker bringen und ihn bitten, mir Klettverschlüsse an die Schuhe zu machen. Gut, ne? ; – )

Also, ich hoffe, ihr freut euch ein bisschen mit mir – ich bin sooooo froh, in dieser tollen Klinik gelandet zu sein! – und: LIEBEN DANK an das Waldkind für die liebe und sehr leckere Post, das hat mich sehr sehr gefreut!!!!!!!!!!

bootcamp, Woche2, Tag 5

Sorry – ich bin im Rückstand mit meinen Berichten – verspreche Besserung!!!

Ihr Lieben, einige von euch haben nach der Wassergymnastik gefragt. Also: nix war’s damit – dem Therapeuten fiel beim Anblick meines Rock’n’Rollis genauso das Gesicht in Scheiben wie der Wanderungs-Dame:- )

Denn:  oben am Beckenrand läuft eine Art Reling entlang, eine Griffleiste, an der sich die Teilnehmer bei den Übungen festhalten können und sollen. ( schafft meinelinke Hand noch nicht…) Zudem ist das Wasser tiefer, als ich groß bin, also tiefer als 1,70 Meter. Dem netten Therapeuten war es peinlich, mich wegschicken zu müssen, aber offen gestanden war ich gar nicht sehr traurig darüber ; – ) Ich bin kein großer Wasser- und Schwimm-Fan. Dafür habe ich mich gestern Abend super gut lächerlich gemacht und den Knaller schlechthin gebracht: ich rolli-te mit einer Tasche Wäsche in den Waschkeller, wo je drei Waschmaschinen und drei Trockner stehen, die die Patienten gegen eine kleine Gebühr nutzen können. Eine ältere Dame, sehr freundlich und extrem gesprächig, war schon da. Ich erfuhr jedes Detail über ihre Wäsche, ihre Ärztin und ihre Krankheit, Also steckte ich schnell meine Wäsche ein,  kippte Waschpulver ins Fach,  warf die Wertmünze in den Zähler und rollerte schnell raus. Der Zähler hatte 90 Minuten angekündigt, danach fuhr ich wieder runter. Die nette ältere Dame stand am Bügelbrett und empfing mich mit dem Worten: „Tja, Mäuschen, ich weiß auch nicht, wo deine Wäsche ist…“ Hä?! Ich schaute fassungslos auf die Waschmaschine, die seelenruhig zurückschaute – mit leerer Trommel. Meine Wäsche. Weg. Futsch. geklaut…?  Die bügelnde Dame sagte, an der Maschine sei ein Mann gewesen. Ich blieb erstmal ganz ruhig. Ich bin seitSommer2010 beispielsweise von dem Stalker so dermaßen psychisch abwegige Handlungen gewöhnt, dass ich mich kaum noch frage, warum ein Mensch völlig  bekloppte Dinge tut. Für ein bisschen Aufmerksamkeit tun manche Leute alles Mögliche – warum also nicht in einer Reha-Klinik eine Waschmaschine gleich nach dem Schleuderprogramm ausräumen?

Ich schnappte mir die Liste, in die sich die Wäschewascher mit Namen und Zimmernummer eintragen und rolli-te ins Schwesternzimmer. Die Schwester suchte den Namen vor mir in der Waschliste  im Computer und rief auf dem entsprechenden Zimmer an Nein, sagte der Mann, er habe nur seine Wäsche mitgenommen, die hänge er gerade auf und  es sei eindeutig seine eigene Wäsche. Nun ja. Ich bedauerte lediglich den Verlust meines Lieblingsschlafanzuges, pfeif auf alte Sportsocken und mottenlöcherige T-Shirts. (außerdem: wer hat schon so viel Verstand, dass er/sie sich über ein Wallis-Bird-T-Shirt freuen würde? Eben;-)

Langer Rede kurzer Sinn: Ich hatte das nagende Gefühl, nicht richtig nachgesehen zu haben, also fuhr ich nochmal runter und schaute in alle Maschinen und Trockner- gründlich hinein…. und siehe da: aus dem Bullauge der mittleren Maschine blinzelte mir das vertraute Blau-weiß meines Lieblings-Schlafanzuges entgegen! Die nette Dame und  ich hatten schlicht die Maschine verwechselt! Zusammen mit den Schwestern hatte ich dann noch einen sehr lustigen Abend „auf Station“ : D Den Trockner habe ich nicht verwechselt – ich setzte mich mit meinem Kindle daneben und las „Sarum“ von Edward Rutherfurd weiter, das ich gerade zum zweiten Mal lese und immer noch toll finde und sehr empfehle.Die Nacht konnte ich im Lieblingsschlafanzug verbringen und nun ist das Thema „Wäsche“ erstmal für eine Weile erledigt :- )

bootcamp, Woche 2, Tag 1

Ihr Lieben, in den letzten Tagen hier in der Klinik war für mich viel los.

Freitags hatte ich noch ein langes Gespräch mit der Ärztin, die für mich zuständig ist. Sie konnte sich nicht erklären, wie Wandern und Wassergymnastik in meinen Therapieplan geraten waren, und entschuldigte sich sehr förmlich dafür. Sie verstand sehr gut, dass ich bald wieder arbeiten gehen will, und versprach mir einen neuen Plan. Den habe ich jetzt und bin super zufrieden. Viel qualitativ hochwertige Ergo- und Physiotherapie und etwas Logopädie (obwohl ich die nicht wirklich brauche, aber ich mache alles mit).

Am Samstag und Sonntag war jeweils mein Prinz hier. Samstag sind wir ins Städtchen runterge-rolli-t., Der Akku hat das prima mitgemacht, der Prinz ist stramm zu Fuß neben her marschiert, was ihm nach dem Herzinfarkt  gut tut. Die Stadt ist sehr hübsch, mit einer wunderschönen Basilika und stimmungsvollen Bistros und Cafés.

Wir haben gut gegessen und auf dem Rückweg (den Berg hoch) freute ich mich wieder sehr über den Elektro-Motor am Rolli (Unser Dorfschmied kürzlich, mit skeptischem Blick:“ Wenn du da mal ‚nen  richtigen Motor dranhaben willst, sag‘ mir Bescheid – ich bau‘ dir einen dran!“    : -)

Den Sonntag verbrachten der Prinz und ich bei Mutter Natur, an einem sehr schönen Badesee hier in der Nähe, leider ist da auch ein Center Parc, bei gut 30 Grad und strahlender Sonne also Hölle pur;-)

Dafür ließen sie uns am Sonntagmorgen hier ausschlafen, im Gegensatz zu der Sch***-Klinik in Seeheim-Jugenheim, in der ich zuletzt war. Heute Morgen war es klasse: ich hatte“MedyJet“, das ist ein warmes Wasserbett für eine Person, also eine Liege, bei der unter dem Polster blubbernde Wasserstrahlen entlangfahren und dem Patienten den Rücken massieren. Herrlich!

Danach“Zellenbad“. Dabei hängt man die zu bekurenden Gliedmaßen(bei mir also Arm und Bein links) in Becken mit warmem Wasser, durch das ein ganz zarter Reizstrom geschickt wird, der sehr angenehm kitzelt und kribbe t und der auf sehr lustige Weise die Härchen auf der Haut hochstehen lässt. Also mein linker Unterarm sah aus wie ein Rhodesian Ridgeback;-)

Hammer-Dialog dabei: Die Bademeisterin: „Bitte nicht beide Hände ins Wasser stecken!“ Ich: „… eh… ach ja, klar –wegen der Erdung, nicht?“ Sie, ganz ernst: „Nee – weil sonst das System zusammenbricht.“ 🙂

Mein linker Fuß und die linke Schulter sehen jetzt aus, als hätten sie Kriegsbemalung abbekommen: Kinesiotapes in allen Farben. Geil. Blöderweise hatte ich gerade vorher den Arm mit Schmerzsalbe eingerieben. Der Physiotherapeut:“*grmpf*… ob da das Tape hält…?“ Ich: „habt ihr keinen Alkohol hier? Er  breit grinsend): “Was wollen Siedenn – Single Malt?“ Ich:“Au  ja, das immer! Was haben Sie dennso da?“ Er:“ hm… ich mag den rauchigen Geschmack nicht…“ (Also, Lakritzefrau merkt sich: sollte diesem Mann jemals Whisky geschonken werden: kein Oban, kein Bowmore, kein Talisker, und schon gar kein Ardbeg. Der ist so ein Netter, dem würde ich glatt eine Flasche meines heißgeliebten Aberlour schenken (ohne mir vorher was abzufüllen, haha). (Und Ardbeg, den  würde der Prinz für sich behalten, der liebt  torfige Whiskys 😉

A propos Prinz: der junge Herr zuckelt gerade durch die Picardie, wo er am kommenden Sonntag, den 21.Juli, seinen 50. Geburtstag feiern wird.  Die Reise ist das Geburtstagsgeschenk eines lieben Freundes. ( Wer dem Prinzen einen Glückwunsch schicken möchte, findet auf seiner  Webseite die Adresse, hint hint 😉 Wenn es sich zeitlich machen lässt, kommt der Prinz am Sonntagabend noch her und wir gehen schön essen. Um unsere Damen und das Haus kümmert sich der Vermieter, wie immer, wenn wir ausgeflogen sind.

Mein Programm morgen wird vergleichsweise zahm: 09.30 Ergotherapie, 13.30 Logopädie, zwischendurch nach eigenem Ermessen Motomed, das kann man prima allein machen. Ich hoffe, dass die Nacht ruhig wird und ich die alte Dame im Nebenzimmer nicht wieder um halb vier morgens (!!!) energisch bitten muss, ihren Fernseher leise zu stellen (ich wusste nicht einmal, dass um diese Zeit überhaupt noch gesendet wird…;-)

bootcamp, Woche 1, Tag4

Ich hatte gestern und heute einige erhellende Erkenntnisse, Ihr Lieben:

In den eineinhalb Jahren seit dem Hallamati habe ich gewaltige Fortschritte gemacht, nur war mir das nicht klar, weil die Fortschritte so klein sind und ich so ungeduldig bin.

Vorletzte Nacht kam die Nachtschwester zu mir und fragte, ob ich möchte, dass sie regelmäßig nachts nach mir schaut. Nett, nicht? Haha, sie bot mir auch an, morgens um fünf Uhr (!!!) nach mir zu sehen. Wie lehnt man so was höflich und freundlich ab, wenn man noch im Halbschlaf ist, ohne allzu entsetzt zu erscheinen? Nun, irgendwie gelang es mir. Ich dankte ihr herzlich und sie sagte:“ Wie auch immer, wenn Sie nachts Hilfe brauchen, zum Beispiel beim Umdrehen im Bett, klingeln Sie gerne, ich komme dann und helfe Ihnen.“ So lieb sind die hier, toll, was? Und mir dämmerte am Morgen danach: Es gab, ganz am Anfang, in der ersten Klinik, eine Zeit, in der ich tatsächlich nachts klingeln musste, wenn ich mich im Bett umdrehen wollte. Inzwischen brauche ich niemanden mehr, ich schlafe wie ein Stein. Das ist so großartig. Die zweite Erkenntnis hatte ich heute früh beim Duschen: Die Duschen hier in den Zimmern sind natürlich behindertengerecht, also ebenerdig.

Das heiß, dass in einer Ecke des Bades der Boden etwas abschüssig ist und die Fliesen in einem kleinen Abfluss  für die Dusche münden. Dort fiel mir heute Morgen ein Handtuch herunter. Ich bückte mich und hob es auf… und dann erst dämmerte mir: Ich habe mich auf einem nicht-planen Boden gebückt – und bin nicht umgefallen!!! Diese Bodenneigung auszugleichen, und noch dazu gebückt, das hätte mein Gehirn vor  ein paar Monaten noch nicht geschafft. Ich wäre einfach umgefallen.

Zudem – tadaaa! – habe ich hier zum ersten Mal seit dem Hallamati wieder im Stehen geduscht statt im Sitzen. Luxus pur. Seltsam, an was man sich so gewöhnt, wenn’s nicht anders geht.

Ich habe heute Nachmittag zum ersten Mal Wassergymnastik und jetzt sollte eigentlich Visite sein… Ich geh mal schauen, was da los ist.Weitere Meldungen folgen   😉

So, alles klar. Sehr netter Chefarzt, der mir, wie der Orthopäde gestern, versichert hat, dass der Therapieplan jetzt auf mich abgestimmt werden soll. Er entschuldigte sich sogar dafür, dass ich gestern für die Wanderung und die Ataxiegymnastik eingeteilt wurde, obwohl das beides für mich im Moment noch zu schwierig sei. Die sind echt nett und aufmerksam hier. Ich denke, ich habe es gut getroffen mit dieser Klinik. Nur das mit dem Heimweh muss ich noch gebacken kriegen.

bootcamp, Woche 1, Tag 3

Heute darf gelacht werden, ihr Lieben: ich bekam meinen ersten Therapieplan und traute meinen Augen nicht: Ich bin für eine Waldwanderung eingeteilt?!Hallo?! Die Ärztin, die die Eingangsuntersuchung machte, ließ mich sogar noch etwas im Zimmer herumlaufen und schaute sich an, wie mein Gangbild ist… und dann teilt sie mich zum Wandern ein? Ja nee, is klar… *laaach*

Der Orthopäde grinste später nur und strich die Wanderung aus dem Plan, außerdem die Ataxiegymnastik („Sie haben keine Ataxie, Sie laufen sehr gut“) sowie das Ergometertraining, das die Patienten selbständig machen sollen, da  ich ohne die Hilfe eines Therapeuten nicht mal auf so einen Ergometer raufkomme   Habe heute viel und gut gegessen. Das Angenehme hier: für mich ist vermerkt, dass ich nicht beidhändig arbeiten kann, also bekomme ich zum Frühstück drei halbe Brötchen, bereits fertig zubereitet. Das ist super, sonst müsste ich jemanden bitten, mir das Brötchen durchzuschneiden und zu schmieren. Aber der Kaffee…. Typisch deutscher Filterkaffee  😛 Kaffee und Käse sind Lebensmittel, von denen die Deutschen nur glauben, sie verstünden etwas davon, von denen sie aber lieber die Finger lassen sollten, bei aller Liebe. Nicht umsonst kaufen der Prinz und ich Kaffee und Rotwein im italienischen Supermarkt (ja, sowas hat selbst unser verschnarchtes Worms!) und nehmen für guten Käse die Fahrt über die französische Grenze in Kauf, ah oui  😉

Übrigens,  die alten Damen hier unter den Patienten sind zu goldig: Im Vorbeifahren mit dem Rolli auf dem Flur gehört: „ Oar, ich hab‘ so Stress heute – ich  muss nach der Fango sofort in die Massage!“ Und am Abendbrottisch unterbrach die alte Dame mir gegenüber ein Gespräch am Nebentisch  energisch: „Bei mir waren drei Ärzte!“ Unterstrichen mit bedeutsam-wichtigem Nicken.Ich musste mich schwer beherrschen, um nicht den „Kaffee“ über den Teller zu prusten, hihi…

Hatte einen schweren Heimweh-Anfall, aber jetzt ist wieder alles prima 🙂  Am Wochen ende kommt mein Prinz ❤