Mit respektvoller Distanz

erzähle ich euch, my darlings, dass am frühen Samstagmorgen meine Mutter gestorben ist. Wer hier schon länger mitliest, weiß, daß wir uns nicht nahe standen, und wird daher nicht verwundert sein, wenn ich sage, daß ich nicht trauere. Dazu ist zuviel passiert, aber all das werde ich in der Vergangenheit lassen, wo es hingehört. Sie ist tot, und ich will diese schrecklichen Zeiten nicht wieder wachrufen. Ich lasse sie in Frieden gehen und wünsche ihr, daß sie ihren Frieden finden kann. Schade finde ich nur, daß sie und ihr Mann (beide herzkranke Risikopatienten) sich wegen der Pandemie im letzten Jahr überhaupt nichts mehr gegönnt haben. Sie hatten einen großen Freundes- und Bekanntenkreis, waren nomalerweise viel unterwegs und hatten regelmäßig kleinere Reisen, Trips und Ausflüge unternommen. Wegen des Virus‘ hatten sie all dies im letzten Jahr nicht mehr gemacht. Schade. Die Bestattung wird wohl nächste Woche sein, aber da meine Schwester und ich beide den Kontakt zu ihr abgebrochen hatten, werden wir nicht dabei sein. Wir werden, jede für sich, zum Zeitpunkt der Beerdigung zu Hause ein kleines Verabschiedungs-Ritual abhalten und sie und die schlimmen Erinnerungen in Frieden ziehen lassen. (Beileids-Bekundungen sind lieb gemeint, aber unnötig, da ich ja nicht leide;))

Oma#tweetdestages

 

Vorgestern langes Telefonat mit Schwesti gehabt.Beide haben wir das Gefühl, daß Oma in der letzten Zeit sehr präsent ist. Wir denken an sie, wollen sie spontan anrufen, zitieren ihre Aussprüche… und können nicht glauben, daß sie schon seit zwölf Jahren tot ist. Für uns ist sie gefühlt immer noch da, mitten in unseren Leben. Ostern wird es hier bei uns wieder ihren berühmten Sauerbraten geben, mit Rotkohl und Kartoffelklößen (der Prinz hat extra für den Braten einen „slow cooker“ gekauft.) Schwesti macht öfter Omas herrliche Quarktorte. Das Rezept habe ich, und mal sehen, vielleicht mache ich mich Ostern mit Hilfe desPrinzen mal daran ( er nannte sie ebenfalls „Oma“…)

#Covid-19 und das Klopapier

Bisher haben wir hier die Covid-Hysterie sehr gelassen, ja, eher amüsiert, zur Kenntnis genommen, meine Lieben. Als der Prinz kürzlich vom Einkaufen zurückkam und meldete, bei Edeka sei das Klopapier ausverkauft, lachte ich nur und sagte: “Solange jede Woche drei dieser journalistisch grottenschlecht gemachten Wochenzeitungen und jede Menge ungewollter Werbeprospekte unseren Briefkasten verstopfen, mache ich mir um Klopapier keine Sorgen. Notfalls abonnieren wir die BLÖD-Zeitung.“ Heute Morgen rief ich aber doch mal bei Brudi an, der ja in Ba-Wü lebt. Alle gesund, sagte die weltbeste Schwägerin. „Wir haben Zwangsferien, all unsere Schulen sind geschlossen!“ Sie selbst unterrichtet an einem Gymnasium Mathe und Sport und hat nun zwangsfrei. Sinnvoll finde sie das nicht, sagte sie, denn „zwischen mir und den Schülern ist ja das Pult, und ich bin immer einige Meter von ihnen entfernt, anders als [Brudi], der hat mit seinem Kind ja engen Kontakt.“ Mein Bruder arbeitet als Schulbegleiter an einer Grundschule. Dort begleitet er in jedem Schuljahr ein behindertes Kind im Unterricht und hilft ihm, dass es alles mitbekommt und versteht. Seine Schule ist auch geschlossen, ebenso wie die Schulen, die Marie und Paul besuchen. Marie sei nicht einverstanden, sagte die Schwägerin, sie wolle lieber zur Schule gehen. Zum Training (Turnen) darf sie aber noch kommen, habe der Trainer erklärt: „Morgen (also heute = Samstag) kann sie noch kommen, und wer Montag wieder zur Schule geht, darf auch am Montag ins Training kommen.“

Wie gesagt, der Prinz und ich haben uns bisher überhaupt keinen Kopf deswegen gemacht. Allerdings kam beim Frühstück eine Mail der IG Woquard rein: Das Osterfeuer ist abgesagt! Und damit auch der Sammeltermin für das Brennmaterial. Das ist allerdings eine herbe Enttäuschung, denn, wie für alle anderen auch, ist für uns das Osterfeuer ein Höhepunkt im Dorfleben, auf den wir uns schon seit Wochen sehr freuen.

Schwesti und ihrem Mann geht’s auch gut, erfreulicherweise. Vor einigen Tagen hatte der Schwager etwas Temperatur, einen roten Kopf und ihm war schwummerig. Der Werkschutz in seiner Firma brachte ihn sofort ins nächste Krankenhaus. Er testete aber negativ, zum Glück.

Also, hier alles gut – wie sieht es bei euch aus, ihr Lieben?

Berufliche Pläne

haben, zu meinem großen Stolz und meiner großen Freude, my darlings, die Kinder meines Brudis. Die ganze Familie hatte ja kurz vor unserem letzten Urlaub Ferien im Lüttje Huus gemacht. Da haben sie auch die Seehundaufzuchtstation in Norddeich besucht. (Kleine Info am Rande: Norddeich ist ein Stadtteil der Stadt Norden, und die Betonung liegt auf „deich“, also nicht „Norddeich“, sondern „Norddeich„.) Die Aufzuchtstation hat wohl vor allem Marie sehr beeindruckt, denn sie hat die Informationen über die kleinen Heuler,die ihre Eltern verloren haben, gleich in eine Geschichte umgesetzt. Wieder zu Hause, tippte sie das Abenteuer des Robbenjungen namens „Robchen“ an Papas Laptop mühsam und sorgfältig aus ihrem Kopf in die Tastatur und beschloß sogleich, daß sie Schriftstellerin werden wolle:

robchen

(c): Marie E.

Natürlich freue ich mich riesig über Maries Berufswahl und versicherte ihr, daß ich alles tun werde, um sie zu unterstützen und sagte ihr, wie stolz ich auf sie sei. Sie strahlte. Ihre Eltern stehen natürlich beide ebenfalls hinter ihr. Die Robchen-Geschichte hat sie für uns ausgedruckt und auf buntes Papier geklebt. Sie hat sie uns dreien gewidmet, dem Prinzen, Herrn Sonntag und mir. Ich habe Brudi gefragt, ob ich die Geschichte hier im Blog zeigen darf, und er erlaubte es mir. „Ich werde Marie natürlich noch fragen“, sagte er, „Aber ich bin mir nicht sicher, ob sie schon erfassen kann, was das heißt, daß ihre Geschichte nun im Internet zu sehen ist.“ Jedenfalls habe ich Starterlaubnis – und ihr seid nun die ersten, die Robchens Abenteuer lesen können! (Darf ich bei dieser Gelegenheit bitte mal allen Eltern, die die beruflichen Träume ihrer Kinder verächtlich machen oder sie abwerten, eins in die Fresse hauen? Ihr hättet es verdient!)

Brudi und seine Familie leben ja in Baden-Württemberg, und dort gibt es die Meistervereinigung Baden-Württemberg Gastronom e. V., die das Projekt Schlemmerbande ins Leben gerufen hat. Die Schlemmerbande gibt es in vielen Städten in Ba-Wü, natürlich auch dort, wo Brudi und Familie leben.  Und Paul ist dabei! Das Kochen macht ihm riesigen Spaß, so viel, daß er beschlossen hat, Koch zu werden. (Als stolze Helikopter-Tante sehe ich vor meinem inneren Auge schon sein eigenes Restaurant, beflügelt von der Information, daß es in New Mexico/USA einen jungen Mann mit Down-Syndrom gibt, der sein eigenes Restaurant eröffnet hat, in dem er seinen Gästen Frühstück, Mittagessen und Umarmungen anbietet. Hach ja, die beiden werden ihren Weg machen – sie haben großartige Eltern, die sie bestärken und begleiten und die jederzeit für sie da sind.

 

 

 

 

fix ’ne Zwischenmeldung,

darlings, denn ich schreibe immer noch am Urlaubsbericht 😉

Gestern besuchten wir spontan meinen Brudi im Schwäbischen, um ihnen die Schlüssel zum Lüttje Huus zu bringen und ihnen einige Tipps für die Tage zu geben, die sie irgendwann noch in diesem Monat in Hogwarts verbringen werden. Gleich nach unserer Ankunft holte der Prinz uns  allen schnell Essen beim Thai-Imbiß. Wir fuhren alle zusammen zum Zeltlager, in dem Marie, meine Nichte, eine Woche verbracht hatte.  Eine kleine Kirchengemeinde im Ort hatte das (Mädchen-) Lager organisiert (das Jungs-Lager beginnt heute für eine Woche, Paul ist dabei). Es ist wohl üblich, dass am letzten Lagertag die Eltern ihr Kind  mit einem Kuchen „auslösen“ und es danach Kaffee und Kuchen für alle gibt. Brudi fragte, ob wir Lust hätten, dabei zu sein. Klar, wir fuhren gern mit.  Kaum angekommen, mußten wir uns allerdings zuerst mal  in einem stickigen Zelt auf Biergartenbänke zwängen, denn die Kinder und Teenies wollten ihren Eltern in Form von Liedern und Sketchen von ihrer Zeltlager-Woche erzählen. Üblicherweise, wenn es heißt „Die Kinder führen jetzt was vor“, bricht bei mir kalter Schweiß aus und ich denke an Sartre  („l’enfer, c’est les autres“). Es war dann aber doch ganz gut auszuhalten (und Marie war eh mit ihrer neuen Freundin auf dem Gelände unterwegs). Der Prinz fand danach  für uns eine Sitzbank im Schatten und besorgte uns Kaffee und Kuchen.  Zwischenfrage: Warum lieben die Deutschen diese grauenhafte Filterplörre so sehr? Meiner Meinung nach gibt es vier Bereiche, von denen die Deutschen unbedingt die Finger lassen sollten, weil sie es einfach nicht  können: Wein, Käse, Kaffee  und Fremdsprachen.

Zurück bei Brudi, entdeckte ich am Haus meine geliebte kleine „Wilde Maus“, wie ich mein Motorrollerchen getauft hatte. Ich vermisse das Rollerfahren, bin aber sehr froh, daß ich die Wilde Maus vor einer Weile meinem Brudi überlassen habe, da sie bei uns seit dem Hallamati  ja nur ungenutzt im Hof stand. Er fährt sie täglich und er liebt sie. Marie liebt sie ebenfalls. Sie nennt die Maus „Möö-möö“ (wegen des Motorengeräusches beim Starten 🙂 ) Marie ist leidenschaftliche Turnerin. Da sie jetzt so groß ist, daß sie mit den Füßen aufs Trittbrett reicht und sie einen eigenen Helm hat,darf sie jetzt offiziell mitfahren, so fährt ihr Papa sie fünf Mal in der Woche nach Stuttgart. Dort trainiert sie im Kader des Leistungszentrums für Kunstturnen.

(Nein, sie tut das nicht, weil ihre Mutter Sport unterrichtet und über ihre Tochter einen unerfüllten Lebenstraum ausleben wollte- Marie liebt das Turnen mit heißem Herzen und freut sich auf jedes Training!) Zum Training will und muß sie aber mit dem Möö-möö fahren! Und ich bin glücklich, daß die Wilde Maus wieder ein ausgefülltes Leben hat und Liebe und Anerkennung bekommt. (Ich muß immer noch darüber lachen, daß die neighbourina damals wohl glaubte, ich scheffele Millionen mit dem Reiki und leiste mir deswegen einen Scooter… )  Aber draufsetzen, for the good times, wollte ich mich doch nochmal. Der Prinz hielt die Maus fest, Brudi hielt mich fest, und schon saß ich, wie in alten Zeiten, im Sattel. Hier: (Ich sehe müde aus; der Nachmittag im Zeltlager mit den vielen Menschen hat Kraft gekostet).

mömö

Es fühlte sich so vertraut an – am liebsten wäre ich gleich losgefahren! Wie man sieht, pflegen Brudi und Familie die Maus sehr liebevoll. (Die  kleinen Schrammen vom letzten Unfall sind nur für mich und Brudi sichtbar, weil wir wissen, wo sie sind.)

Und ja, ich bin sehr sicher, daß ich in absehbarer Zeit wieder einen Roller fahren werde (dann spare ich aber auf eine originale Vespa.) Jetzt werde ich umso motivierter die linke Hand trainieren!

Denn man tau!

Übermorgen, am Dienstag, geiht dat man wedder los, nech. Nach Woquard natürlich, das die Filmfreundin gerne „Hogwarts“ nennt, weil sie meint, die beiden Namen klängen so schön ähnlich.  (In Hogwarts, zumindest im großen Speisesaal, war ich übrigens schonmal, in den 90er Jahren, als ich meine englische Freundin Sue in Durham besuchte. Der Speisesaal von Hogwarts ist Durham Cathedral, eine wirklich  wunderschöne normannische Kathedrale, die die Pfarrei ausgeräumt und für die Dreharbeiten zur Verfügung gestellt hat.)

Wir werden also am Dienstag wohl wieder zur bewährten Zeit gegen 17/18.00 Uhr losdüsen. Der Bär kommt mit, die Katzen leider nicht, wie immer. Unsere großartigen Vermieter werden sie und das Haus im Auge behalten. Inzwischen haben wir beinahe unseren Traum erreicht, daß wir uns das verhaßte und stressige Kofferpacken sparen können, denn wir haben tatsächlich fast alles, was wir brauchen, auch in „Hogwarts“. Ich habe dort Bücher gebunkert, die ich noch lesen will (die Poldark-Reihe, zum Beispiel), im Schrank liegen jede Menge dicker Hoodies und eine Steppjacke mit Skihose als Deich-Outfit, Schlafanzüge, Zahnpasta, Seife und all dieser Kram – ist alles da und muß nicht mehr gepackt werden. (Statt mit sechs Körnerkissen schlafe ich dort mit zwei Wärmflaschen.) Natürlich haben wir damals als Erstes eine zweite Alicia angeschafft, da (zumindest für mich) ein Morgen ohne Espresso-Hafermilch veloren ist. Auch ein Sandwich-Toaster-Zwilling  steht dort, damit ich mir im morgendlichen Tran meine heißen Käse-Schinken-Sandwiches zubereiten kann. Das einzige, das gepackt werden muß, sind die abgezählten Medikamente, die wir für die Zeit brauchen, und George, der Glücksbringer-Bär, den Janine aus Hamburg (auch „Sprosse“) genannt, mir zu Weihnachten 2011 in die Klinik schickte. „Er soll deine linke Seite bewachen“, schrieb sie damals dazu, und das tut George heute noch, nach acht Jahren. Das ist er:

Georgie

Einmal habe ich es gerade noch verhindern können, daß der kleine Herr Sonntag sich Georgie schnappen und in seinem Schlafkörbchen verbuddeln  konnte ( das tut er mit allen Sachen, die er klaut) 🙂 Und  ja – ihr dürft mich gerne auslachen, weil ich als erwachsene Frau noch einen Teddy im Bett habe, ist okay! 😉

Ja, und am nächsten Donnerstag ist ja Fronleichnam (kein Feiertag in Niedersachsen), da eröffnet Her Majesty das britische Parlament (Tipp: unbedingt im Livestream ansehen! Das ist eine jahrhundertealte, sehr vornehme Zeremonie, und sehr sehenswert!) Wir haben ja noch kein WLAN im Lüttje Huus, ich werde mir also in dem Fernseher mit der Satellitenschüssel eine Live-Übertragung suchen müssen oder die Eröffnung auf dem Eipätt verfolgen. Am Samstag danach kommen der jüngste Bruder meines Vaters, Benno, und seine Frau zu Besuch. Sie bleiben aber nicht lange, denn in unserer Region lebt auch irgendwo die Lebensgefährtin meines Vaters, mit der er bis zu seinem Tod zusammen war. Mein Onkel und seine Frau wollen sie besuchen.  Benno nennt den Prinzen und mich „Teilzeitostfriesen“, die Lebensgefährtin meines Vaters und ihren heutigen Mann dagegen „Vollzeitostfriesen“, weil sie sich ein Bauernhöfchen gekauft haben und dort leben.

Na, Vollzeitostfriesen werden wir ja hoffentlich auch bald! Mal sehen, ob ich zu dem Besuch mitkommen kann oder ob ihr das zu weh tut… Ich möchte einmal mit einem Menschen sprechen, der gute Worte für meinen Vater übrig hat und nicht nur haßerfülltes Lügen-Gehetze ausspeit. Mein Vater hatte später, nach der erzwungenen  Ehe mit der Mater,  noch ein zweites Mal geheiratet, auch diese Ehe gelang leider nicht. Exfrau 2.0 ( die ich sehr mochte) stammt aus Hamburg und lebt heute noch dort. Ich habe (sehr losen) Kontakt zu ihr, den netterweise ihr Bruder hergestellt hat, nachdem ich ihn online gefunden und kontaktiert hatte. Er antwortete supernett und herzlich und fragte seine Schwester, ob sie mit mir telefonieren wolle. Sie ist schwerkrank und hat nicht viel Kraft, vor allem, weil sie starke Medikamente nehmen muß. Wir haben einige Male telefoniert, es fiel ihr aber schwer, sie ist doch sehr schwach. Trotzdem – sie freute sich, von mir zu hören. Mir tut es von Herzen leid, daß sie so krank ist.

Nun, am Montag, den 24., fahren wir zurück und werden uns wie immer kaum von unserem Friesendörfchen trennen können. Aber etwas freundlicheres Wetter erhoffe ich mir diesmal! Im Juli wird hoffentlich ein Treffen mit Paxianer und ihrer bezaubernden dreibeinigen Hündin Amy möglich sein – ich vermisse die Paxi-Bande!

Und wieder (und immer noch) Ingrid

Heute ist der neunte Juni und damit der Geburtstag meiner unbekannten Tante Ingrid, die ich nie kennenlernen konnte, weil sie schon drei Monate nach ihrer Geburt starb. Oma hat mir oft von ihr erzählt. Das, was sie mir über ihr Baby mit dem „Mund wie eine Herzkirsche“ erzählte, sehnsüchtig und traurig, habe ich hier festgehalten. Ich hoffe, daß Oma, als sie starb, ihre kleine Tochter gleich wiedergesehen hat. Ingrid wäre heute 75 Jahre alt geworden. Ich bedaure, dass ich sie nicht gekannt habe (Ebenso bedaure ich, Omas Abschiebung ins Heim nicht verhindert zu haben, obwohl ich es ihr versprochen hatte).

 

Ostern im Lüttje Huus (Nachtrag)

Wieder war es eine gute Entscheidung, erst nachmittags zu fahren, denn wir kamen am 11.April ( Donnerstag) gegen Mitternacht im Lüttje Huus an, völlig streßfrei, über eine leere Autobahn. Herta hatte schon die Heizkörper aufgedreht (sie ist wirklich ein Goldstück!). Ralf, der Vorsitzende der Interessengemeinschaft (IG,) hatte uns kurz vorher per Mail die Info geschickt, daß die IG-Mitglieder am Samstag eine Fahrt durchs Dorf machen und Material für das Osterfeuer (Grünschnitt, Holzreste…) einsammeln wollten. Darauf freute sich der Prinz schon. Die Leute in der IG sind, wie der Prinz sagt, „eine lustige Truppe“. Der Traktor mit dem Anhänger fuhr von Haus zu Haus (bei eisigem Wind!) Auf dem Hänger saßen frierend die Sammler, meist schon auf Haufen gesammelten Brennmaterials. Die Spender legen ihr Material vor ihrem Haus ab (und sind dankbar, es so leicht loszuwerden). Es besteht die Übereinkunft, daß die Sammler das Grundstück selbstverständlich betreten dürfen, um das Zeug auf den Anhänger zu laden. Ist alles eingesammelt, geht es weiter zu dem Feld, das Tinus für das Osterfeuer zur Verfügung stellt. Dort schichten die Sammler das gesammelte Zeugs zu einem riesigen Haufen auf (etwa drei mal fünf Meter Grundfläche, die Höhe kann ich schlecht schätzen, ist aber wesentlich höher als ich!).

Anschließend an die harte Arbeit trafen sich alle noch mal „kurz“ im Gemeindehaus, das nur wenige Schritte vom Lüttje Huus entfernt steht. Dort gab es, wie der Prinz mir erklärte, als er in seinen Mittagsnickerchen – Sessel sank, „Gansch viele Jägermeischder“. (wie ich später herausfand, waren darunter wohl auch etliche „Kurtsche“ 😀 😀 😀

Am Freitag kam Herta, wie sie das oft tut, zum Tee herüber. Da sahen wir Ralf, den Vorsitzenden der IG, zu Hertas Haustür laufen. Der Prinz öffnete schnell das Fenster. „Ralf? Herta ist hier bei uns“, rief er. Ralf drehte um und kam schnell zurück. In schnellem Platt regelten er und Herta noch einige Details zu ihrem Feuer-Beitrag. (Ich bin gerade dabei, Plattdüütsch zu lernen, aber Herta redet mir noch zu schnell 😉 )

Nach der Sammelaktion sollte es für alle etwas zu Essen im Gemeindehaus geben, um 12 Uhr.

„Hör mal, Ralf“, sagte ich, du kennst den Ablauf doch – gibt es für mich eine Möglichkeit, irgendwo zu helfen, auch mit einer Hand? (Denn selbstverständlich wissen hier alle 180 Nachbarn Bescheid, daß die Frau, die jetzt in Beckmanns Haus wohnt, einen „Gehirnschlag“ hatte und deswegen behindert ist). Das war nicht soo klug von mir, denn der arme Ralf wurde tödlich verlegen, wand und wand sich und wußte nicht, was er sagen sollte. Hier in unserem Wormser Dörfchen gehen die Leute inzwischen ganz natürlich mit mir um, ohne Verlegenheit. Herta bemerkte Ralfs Not, kam zu mir, stupste mich an und sagte lächelnd: „Du – ich mach‘ da nix!“ Ich sagte zu Ralf: „Ach, weißte – ich komm einfach rüber und guck mal, was ich tun kann.“ Ralf war sehr erleichtert. Wie sich aber herausstellte, hatte die IG bei einem Metzger Gulaschsuppe für alle bestellt. Diese gab es – pfuiba! – in Plastikschüsseln, so daß Geschirrspülen wegfiel. Dann wurde es düster und stürmisch draußen und es gab erstmal Schnee, dann Hagel. Einfach nur widerlich. Der Prinz schaute kurz bei mir rein und sagte: „Willst du wirklich rüberkommen? Die sitzen alle draußen!“ Damit war das Thema für mich erledigt 😀

Es war auch niemand böse, daß ich mich bei diesem Wetter vornehm zurückhielt.

Der Prinz hatte mir eine Portion der Gulaschsuppe mitgebracht, aber der Koch hatte viel Paprika hineingetan und Paprika ist für mich das widerlichste und überflüssigste Gemüse unter Gottes Sonne.) Ein ekelhafter Geschmack! (*winkt mit einem Broccoli zu Herrn Norden rüber*) :D)

Zum Glück ißt der Prinz das gerne und kümmerte sich um meine Suppe.

Am Samstag waren wir noch bei Edda und Tinus eingeladen – und ich bin hingelaufen! Das klingt wohl großartiger, als es ist. Ein normal laufender Mensch geht die Strecke – rund 250 Meter – wohl in fünf Minuten – zehn, wenn er gemütlich langsam geht. Ich habe 40 Minuten gebraucht. Ok, das Bein war müde, weil wir gerade vom Deich kamen, aber der Weg erschien mir dennoch sehr lang. Edda und Tinus drückten und küßten mich und sagten mir, sie seien sehr stolz auf mich hach Das tat gut! Edda machte Tee, für den ich sehr dankbar war. Dazu gab es Zitronenkuchen und Mandelkekse und ich schlug ordentlich zu 😀 Das Wetter war warm und sonnig – sensationell! Gut zwei Stunden lang saßen wir auf der Terrasse und beobachteten die Vögel in der großen alten Eibe, in und unter der Tinus ihnen Futter-und Nistplätze anbietet. Der Prinz und ich beschlossen, im Garten des Lüttje Huus ebenfalls Nistkästen aufzuhängen. Auch ein „Insekten-Hotel“ haben wir geplant, und ich hätte dazu gern einen Nistkasten für Fledermäuse.

Hier in unserem Wormser Häuschen kommen die Vögel trotz Futterangebotes nicht in den Hof, weil da Micia und Pippi herumlaufen. Umso mehr freue ich mich auf lange gemütliche Sommerabende auf der Lüttje-Huus-Terrasse!

Nach Tee und Süßkram fühlte ich mich gut genug, um den Weg von Tinus‘ Hof zu uns nochmal zu laufen. Und schaffte es auch gut!

Dann kam der Karsamstag und mit ihm mein Cousin Mike mit Frau, Tochter und seinem Vater (Hans ist für mich ein großer Bruder; sozusagen das „Gegenstück“ zu Gerrit, dem Bruder meines Vaters, der im letzten Jahr starb, nur eben auf der mütterlichen Seite.)

Noch vor unserer Abreise zum Lüttje Huus hatten der Prinz und ich hier im Wormser OBI eine ganz flache Duschtasse, eine Duschentür und eine Duschenwand für‘s lüttje Huus bestellt, zum Abholen bei OBI in Emden. Große Überraschung: Der Emder OBI lieferte uns den Bausatz per Spedition bis an die Haustür. DAS nenne ich mal Service und Kundenbindung!

Mike und der Prinz arbeiteten gemeinsam an der Dusche. Zu zweit ging es so schnell, daß wir danach noch Zeit hatten, alle zusammen zu Ottos Leuchtturm nach Pilsum zu fahren. Mit dem Auto kommt man nicht ganz ran an den Turm. Aber ein Stück entfernt ist ein Parkplatz, von dem aus man auf dem Deich zum Turm laufen kann. Auf dem Parkplatz steht ein Imbißwagen, ein Familien-Unternehmen, dessen Inhaber köstliche Pommes, Backfisch und viele andere leckere Sachen anbieten.Auf der Seite des Wagens kann man die Zeichnung eines Ottifanten bewundern, mit einer sehr lieben Widmung von Otto. Wir luden meine Familienbande zum Essen ein und saßen gemütlich in der Sonne. Das war eine schöne Nachmittagsstunde!

Der Prinz und ich freuen uns an unserer wunderschönen neuen Dusche, schaut mal hier, das ist die alte:

duschalt

Man sieht, daß der Einstieg hoch ist (31 Zentimeter, zu hoch für mich, dazu war die Duschtasse auch sehr tief.)

Hier dagegen die neue Dusche:

duschneu

Die braunen Fliesenauf der Stufe  sind rauh, also rutschfest. Mike hat die Dusche so konstruiert, daß ich von der Stufe aus auf der gleichen Ebene mit der sehr flachen Duschtasse bin. Endlich duschen ohne Streß! \o/

Abends am Karsamstag war Osterfeuer bei Tinus, es brannte schon, als wir eintrafen. Ein wenig schauten wir noch und quatschten ein bißchen mit verschiedenen Leuten, die sich freuten, daß wir gekommen waren. Mike sagte begeistert:“Ich finde es so toll, wie herzlich die euch hier aufnehmen!“ Dann war es für die vier aber Zeit zum Aufbruch, es sind immerhin drei Stunden Fahrt zurück in den Pott.

Als das Feuer größtenteils abgebrannt war, setzten wir uns zu den anderen in die Scheune. Wir schätzten, daß das ganze Dorf anwesend war (bei 180 Einwohnern nicht schwierig). Zum Glück fand ich einen Sitzplatz am Rande einer der Sitzbänke, denn Bierzelt-Garnituren sind für mich schwierig, vor allem mit der Orthese am linken Bein. Zwei Frauen rückten und machten mir Platz, sie waren sehr herzlich. Der Prinz beschaffte mir ein Bratwurst-Brötchen und ein alkoholfreies Bier, dann war er schon im Gespräch mit der „Rentner-Gang“ der IG. Die nette ältere Dame neben mir stellte sich als die Frau des Ortsvorstehers vor (sie ist also das Woquarder „Gegenstück“ zu meiner hiesigen Filmfreundin, witzig!) Herta saß einen Tisch hinter mir. Immer, wenn ich mich zu ihr umdrehte, strahlte sie mich an. Sie freute sich, daß wir uns wohlfühlten.

Übrigens hören wir immer öfter die Frage:“Wann kommt ihr denn nun?“ Sie warten wirklich darauf, daß wir endlich nach Woquard ziehen! Das ist SO lieb!!! Wir haben schon so oft erklärt, daß der Prinz noch ein paar Jahre arbeiten muß, bis er in den Ruhestand gehen bzw. „Altenteiler“ werden kann, wie die Friesen sagen…mal kommt die Antwort „Och, doch noch so lange? Schade!“ Oft lacht die Person auch und sagt:“Na, das Woquarder Autokennzeichen habt ihr ja schon!“ (Unser kleiner treuer Nissan steht immer in der Einfahrt, so wissen alle, daß wir mal wieder da sind. Er trägt das KFZ-Kennzeichen“WO“ (für Worms, das passt natürlich auch prima für Woquard 😉 ).

Am Osterfeuer-Abend setzte sich ein Mann zu uns, der uns anstrahlte und sich vorstellte: “Ich bin Werner, Hertas Sohn!“ Der Prinz und ich freuten uns, ihn zu treffen (der Prinz kennt Werners Bruder Hinrich schon seit einer Weile). Werner bestand darauf, uns seine Tochter und seinen Sohn vorzustellen, und wir hatten es schön gemütlich und sehr lustig zusammen, zu Hertas großer Rührung und Freude. „Da könnt ihr euch aber “von“ schreiben, daß Werner sich so einfach zu euch gesetzt hat!“ sagte sie (Offenbar ist Werner eher ein etwas stiller Mensch, der nicht so locker auf Fremde zugeht). Werner fragte, wie wir mit der plattdeutschen Sprache zurechtkämen. Ich erklärte ihm:“ Geht ganz gut, und wenn es mal hakt, schummele ich mich mit Niederländisch durch.“ Werner lachte und nickte. „Ja, das geht immer,“ sagte er. Was ich interessant finde: Tinus erzählte mal, daß in seiner Jugend ( er ist 78) das Gesangbuch in der Kirche komplett in Niederländisch gedruckt war. Die beiden Sprachen sind sich wirklich sehr ähnlich. Als ich Werner erzählte, daß ich sogar ein Plattdeutsch-Lehrbuch besitze und damit übe, war er völlig fasziniert. Wir vereinbarten, daß er mal zum Tee anklingelt und ich ihm das Buch dann zeige.

Der Ostermontag war so warm und sonnig, daß wir zum ersten Mal mit einem Bier im Garten sitzen konnten – wunderbar! Der Prinz ließ dafür sogar sein neues Lieblings-Werkzeug liegen: eine Machete. Am hinteren Ende unseres Gartens gibt es so etwas wie eine Dornröschen-Hecke aus Brombeerranken und Efeudschungel. Darunter verbergen sich die zusammengefallenen Reste einer kleinen Holzhütte, in der der Erbauer des Lüttje Huus in den 40er Jahren Kaninchen gehalten hatte.

Die Grundstücke sind so geschnitten, daß Hertas Schlootnachbar ganz hinten im Gartenbereich auch unser Schlootnachbar ist. Dieser alte Herr hat nun Angst, daß das Efeu in seinen Schloot-Anteil fallen und ihm damit Mehrarbeit verursachen könne. So pingelig-nervig das auch klingt – eigentlich ist er ganz nett und locker,wie der Prinz sagt. Er ging mit dem alten Herrn zur Hasenstall-Ruine, ließ ihn sein Herz ausschütten und versprach ihm, den bösen Efeu zu entfernen. Das tat er auch mit viel Elan und Spaß, mit seiner neuen Machete, die wirklich ein respekteinflößendes Werkzeug ist. Sie schneidet mühelos durch dicke Brombeerranken und verholzte Efeu-Äste, sehr beeindruckend! Jetzt liegt die Hasenstall-Ruine einigermaßen frei und wir sind noch nicht sicher, ob das alte Holz im nächsten Jahr ins Osterfeuer kommt oder ob wir es aufbewahren wollen, bis wir richtig einziehen, denn dann wird es zwei Kaminöfen im Huus geben und wir sind vielleicht froh um das Heizmaterial. An den Platz des Hasenstalles soll mal ein Gartenhaus treten,

nach Möglichkeit dieses hier:

gartenhaus_oxford

(c): Gartenhaus-GmbH – danke für die freundliche Genehmigung!

 

Nun, am Dienstag nach Ostern trennten wir uns (wie immer widerwillig) vom Lüttje Huus und von Edda, Tinus und Herta und schafften es in sagenhaften fünf Stunden zurück nach Worms. Die Katzenmädels waren entzückt, daß wir wieder da waren. Ich hatte mein Pippilein sehr vermißt, vor allem beim Einschlafen. Freundin und Lieblingsnachbarin Wiltrud hatte die beiden gefüttert, so waren die Mädels schön entspannt. Erst gegen halb zwei fielen wir ins Bett. Beide Katzen warteten darauf, daß ich endlich unter der Bettdecke verschwinden möge, als plötzlich die Luft im Schlafzimmer in einem lauten Geschrei und Fauchen explodierte: Pippi warf Micia raus! Sie blieb die ganze halbe Nacht eng bei mir liegen, ohne sich zu bewegen ❤ .

Seit wir zurück sind, geht das Pippilein schon gegen 21 Uhr ins Bett und wartet auf mich. 😀

Das nächste Mal werden wir über Fronleichnam dort sein (kein Feiertag in Niedersachsen), und der jüngste Bruder meines Vaters und seine Frau werden uns besuchen, darauf freue ich mich!

Hot dogs und hot cats…

… bietet meine Schwesti derzeit gerade an, ihr Lieben. Genauer gesagt: Sie hat Körnerkissen genäht für Leute, die öfter unter Muskelverspannungen im Schulter- und Nackenbereich leiden. So sehen die Hundekissen aus:

heihund

Und so die Katzen:

heikatze

Der Stoff ist Baumwolle, gefüllt sind die Kissen mit Bio-Dinkel, man kann sie prima in der Mikrowelle erwärmen und ich kann – als Testperson – bestätigen, daß sie sehr wohltuend wirken. Preis: Zwölf (12) € plus drei € Versandkosten. Wer eins möchte, schreibe mir bitte eine Nachricht an lakritzefrau (bei) posteo.de, ihr bekommt dann Heikes Mailadresse und könnt euch gegebenenfalls eine Farbe wünschen oder euch mit sonstigen Fragen absprechen ( Bezahlung, Versand usw.).

 

 

 

 

 

 

 

Nachlese: Geburtstag 2019

Das war ein sehr schöner Geburtstag gestern, my dahlings! Ganz herzlichen Dank für eure lieben Glückwünsche und WhatsApp-Botschaften, ich hab mich sehr gefreut!

Der Prinz hatte am Abend vorher schon vorsichtig angekündigt „Frühstück ist um zehn…“, da er ja weiß, daß ich morgens immer nur im Zombie-Modus funktioniere.

So stellte ich mir den Wecker auf neun Uhr , aber der Prinz weckte mich schon mit leisem „Happy Birthday“-Gesang. (Zum Glück kann er singen und trifft die Töne! 😉 ) Einen Kaffee durfte ich aber trinken und an meinem Platz lagen schon das Schwesti-Paket und zwei Sachen vom Prinzen.

Zu einer Sache aus dem Paket hatte Schwesti mir geschrieben:“Du wirst sofort wissen, warum ich dir genau das schenke…

Und ich wußte es sofort – es war nämlich das hier:

kekse19

eine dicke Frischhalte-Tüte voller Schwarz-Weiß-Gebäck, à la Oma! Große Freude!

Dann hatte sie etwas angekündigt, das ihrer Meinung nach gut ins Lüttje Huus passen könne, das waren diese drei putzigen Mädels hier:

xhühner19

Ich hatte mich zuerst über die Bänder gewundert und dachte, sie seien zum Festbinden gedacht, aber der Prinz wußte sofort, daß das die Beine der Hühnermädels sind! 😀 😀 😀 Sie sind süß, oder?

Dann packte ich die beiden Päckchen des Prinzen aus. Zuerst kam dies hier zum Vorschein:

kelten19

Das befeuert meine neue Leidenschaft, die Keltologie, und entstammt, wie ich vermutet hatte, meiner aktuellen Wunschliste bei der Amazone. Das andere Päckchen war leichtgewichtiger und enthielt diesen großartigen Film:

xfilm19

Die Gründe für meinen Wunsch: 1. es geht um eine Frau, die eine Buchhandlung eröffnet (mein Traum, den ich auf jeden Fall noch wahr machen werde!), und: Eine der Hauptrollen spielt Bill Nighy, den ich seit „Love actually („tatsächlich Liebe“) einfach großartig finde. Sehr.

Dann war es Zeit, zum Frühstück zu fahren. Der Prinz steuerte zügig in Richtung Herrnsheimer Schloß, in dem ich mal meine Praxis hatte (deretwegen die neighbourinos mich so haßten.) Im früheren Remisen-Gebäude hatte, kurz nachdem ich ausgezogen war, ein neues kleines Café-Bistro eröffnet. Wir wußten das, waren aber noch nicht drin gewesen, obwohl wir bei schönem Wetter immer noch oft und gern in den Schloßpark gehen. Der Prinz war vor einigen Tagen dort heimlich hingefahren und hatte uns einen Tisch zum Frühstücken reserviert. Das Café ist gemütlich, im vintage/shabby chic/Großmutter-Stil eingerichtet, mit viel Liebe gestaltet. Das Frühstück war köstlich, die Bedienung nett und aufmerksam – ein Volltreffer und ein Genuß.

Der Bär freute sich wie wild, als wir heimkamen. Zur Belohnung bekam er erstmal etwas Käse und Schinken. Der Prinz und ich waren so pappsatt, daß wir uns für ein kleines Mittagsnickerchen entschieden. Ich wachte auf, weil das Bärchen aufgeregt bellte. Ich hörte den Prinzen sprechen (er hat einen sehr sonoren Baß-Bariton 😉 ) Dann sprach eine Frau und ich überlegte, wer aus der Nachbarschaft wohl hereingeschaut hatte Wiltrud? Vroni? Gertrud? Der Bär gab aber keine Ruhe, also machte ich mich auf den Weg nach unten. Auf der Mitte der Treppe (die ich immer rückwärts runter klettere, weil dann das Geländer rechts ist) hörte ich die Stimme meines Bruders und mußte lachen. Tatsächlich, sie hatten schon Anfang letzter Woche mit dem Prinzen vereinbart, daß sie zu einem Überraschungsbesuch hereinschneien wollten. Der Prinz hatte bereits Kaffee gemacht und in durchaus guter Absicht die Plätzchen meiner Schwester dazugestellt. Das hieß natürlich – mit zwei Kindern dabei daß die Plätzchen in kürzester Zeit dezimiert waren 😉 Schwesti, du wirst nochmal an den Backofen müssen… 😀 😀 Nach dem Kaffee zog der Prinz dem Bärchen das Brustgeschirr und mir die Skihose an und wir zogen alle zusammen los zu einem längeren Gassigang. Es war wunderbar und erstaunlich warm und sonnig, ein Vorgeschmack auf den Frühling. Zu Hause hatten wir noch einen lustigen Nachmittag zusammen. Ich futterte zu viel von dem herrlichen Nußstriezel, den meine Schwägerin gebacken hatte, der Prinz ebenfalls. Deswegen beschlossen wir, unseren Vapiano-Abend auf heute zu verschieben. Und darauf freue ich mich jetzt gerade sehr.

Wäähäähää!

*rumheul* darlings – meine Schwester ist voll gemein zu mir! Ihr müßt mir mal helfen!

Letzten Montag kam ja ihr Geschenk zu meinem Geburtstag an, das ich gemäß ihrer strengen Anweisung bis zum Sonntag kühl gelagert habe ( es liegt in der früheren Waschküche draußen auf dem Tisch.)

Und als sei es nicht schlimm genug, daß ich noch bis Sonntag warten muß, ärgert sie mich jetzt mit WhatsApp-Nachrichten wie „Noch x-mal schlafen“ ( mit breit grinsenden smileys dazu) oder “ Ich hoffe, das eine gefällt euch so gut wie mir, und bei dem anderen dachte ich, daß es gut ins lüttje Huus passen könnte.“  Die ist so gemein zu mir!
Tut doch mal was!!!

Frau Lakritz und die Orthese vertragen sich

Es hat eine Weile gedauert, my dearies, aber jetzt paßt die neue Orthese endlich. Es waren noch einige Trips zum Orthopädietechniker nötig in den letzten zwei Wochen, da die Orthese an verschiedenen Stellen noch drückte und/oder scheuerte. Das Blöde daran ist, daß ich so etwas gerade am linken Bein und Fuß nicht unmittelbar mitbekomme, da mir linksseitig noch das Gefühl fehlt und sich Bein und Fuß noch überwiegend taub anfühlen.

Der linke Fuß ist leider noch spastisch, das macht es schwer, ihn gerade in die Fußschale der Orthese zu setzen. Der Fuß verkrampft und versucht, sich auf die Außenkante zu stellen (für Läufer: Supination). Ich selbst kann den Fuß nicht mit der Hand fassen und ihn gerade und flach in die Fußschale stellen, dazu brauche ich Hilfe, zumal ich die Fußmuskeln noch nicht wieder gezielt ansteuern kann, die sind noch gelähmt. Das Anheben der Fußspitze klappt, aber weitere Bewegungen muß ich noch üben. Na, immerhin kann ich gehen, wenn auch nicht joggen 😉

Die Ergotherapeutin (sie ist super, ich liebe sie!) schlug vor, daß ich etwas um den linken Fuß schlinge (zum Beispiel ein Stück Gürtel o. ä.), ihn damit anhebe und gerade in die Fußschale setze. Ich dachte an ein Stück Klettstreifen, aber der Prinz hatte eine bessere Idee: eines dieser Venen-Staubänder, die die MFAs in den Arztpraxen beim Blutabnehmen benutzen. Es wartet bereits in der Poststelle.

Tja, so habe ich in den letzten zwei, drei Wochen ganz in meiner eigenen kleinen Welt gelebt, ausgefüllt mit Therapien, Fahrten zum Ortho-Techniker, zu Ärzten, Üben mit der Orthese, Frust und Freude über die Resultate. Das Anziehen der Orthese ist noch sehr anstrengend für mich, es kostet Kraft wie ein Training im Fitneßstudio.  Ja, ich weiß, das klingt nach Luxusproblemchen, zumal ich froh bin, die Orthese zu haben. Für mich ist es aber tatsächlich ein Problem, wenn ich etwas nicht allein tun kann, sondern abhängig von einer weiteren Person bin, damit es funktioniert. Nun, ich bleibe dran, das wird schon, nur geduldig sein 😉

Gestern fuhren wir zu Brüderchen ins Schwäbische. Da hatte ich auch zum ersten Mal die Orthese einen ganzen Tag lang am Bein. Das war sehr ungewohnt, da sich das Bein seltsam steif und fremd anfühlt beim Gehen; sie wiegt 1,3 Kilo, die wollen auch erst mal angehoben werden vom Beinheber-Muskel.
Aber der große Vorteil: Die Orthese fängt das linke Knie zuverlässig in der Nullstellung ab, es kann sich also nicht mehr nach hinten durchbiegen, das ist super! Da die Stadt, in der mein Bruder lebt, einen wunderschönen historischen Ortskern hat, bedeutet das auch: viel Kopfsteinpflaster. Darauf kann ich nur sehr langsam laufen, denn mein Gleichgewichtssinn fragt die ganze Zeit, ob ich ihn verarschen will 😃

Ich bin aber zuversichtlich, daß ich im nächsten Jahr mit über den mittelalterlichen Weihnachtsmarkt gehen kann, mal sehen. Zur Wintersonnenwende gibt es dort jedes Jahr einen Fackelzug zur Burg hinauf. Ich hatte gestern schon überlegt, es zu versuchen. Mein Bruder hat mich aber gewarnt, mitzugehen, wegen der vielen Menschen ( „Das ist ein Gedränge wie auf der Sterkrader Kirmes“), das könne auch für Herrn Sonntag gefährlich werden, wenn ihn da jemand tritt. Also blieb ich mit Herrn Sonntag und meinem Kindle zu Hause in Brüderchens Wohnung und  trank mir gemütlich ein Fläschchen Bier („Zäpfle“). Als die Bande zurückkam, fuhren wir  drei los zurück nach Hause. Um  kurz nach ein Uhr kamen wir an, sehr müde, aber zufrieden. Ich sah erstmal zu, daß ich die Orthese loswurde, und ließ in der Dusche heißes Wasser über meine völlig verspannten Rückenmuskeln laufen.

Heute werde ich in den sauren Apfel beißen und eine Jeans (mit weiten Beinen) kaufen müssen, die ich über der Orthese tragen kann (Ich HASSE es, Klamotten kaufen zu müssen! Ich bin so total keine Klischee-Frau! *AAAAAAAHHH*) Da die Möglichkeit besteht, daß mit der Zeit das Scharnier des Orthesen-Kniegelenkes durch den Stoff der Hose hindurch scheuert, reicht eine günstige Jeans von C & A. Da fahren wir jetzt noch hin.

Also: Das mit der Orthese entwickelt sich gut. Wir müssen uns noch aufeinander einspielen, aber da bin ich zuversichtlich. Es gibt hier in Worms noch jemanden, der die gleiche Orthese hat. Zufällig ist dieser junge Mann ebenfalls Patient bei „meiner“ Physio-Praxis. Hubert, mein toller Physiotherapeut, hat ihn für mich gefragt, ob ich ihm einige Fragen stellen dürfe. Er hat Hubert gern seine Telefonnummer für mich gegeben, und er ist sehr nett und hilfsbereit. Ich müsse mich auf zwei bis drei Wochen Muskelkater einstellen, sagte er (bin vom gestrigen Tag schon ganz nett muskel-verkatert 😊)

Also: Das mit der Orthese entwickelt sich gut. Wir müssen uns noch aufeinander einspielen. (Der andere Patient, mit dem ich telefoniert habe, läuft täglich zehn – 15 Kilometer! Das motiviert mich!)

 

 

 

 

Hey, hey, hey, beautiful sunday *sing*

Einen schönen Wochenanfang wünsche ich euch, my dearies!
Gestern hatten wir so einen schönen Sonntag!

Mein Bruder und seine Familie hatten sich spontan zum Besuch angemeldet, mit dem Wunsch, mittags irgendwo essen zu gehen. Da waren wir natürlich gerne dabei, verfressen, wie wir sind 😃

Das Alte Ruderhaus unten am Rhein war leider schon ausgebucht, aber im Pizza Pasta in Obrigheim hatten sie noch Platz für uns. Der kleine Herr Sonntag mußte leider zu Hause bleiben, denn im Pizza Pasta gibt es einen Hund, einen Jack Russell namens Eros, und wir wollten keinen Hundestreit, zumal der kleine Herr Sonntag es haßt, im Restaurant still sitzen oder abliegen  zu müssen. (Da werden wir wohl bald Hilfe bei unserem Freund Holger anfordern –  mal sehen, was er vorschlägt!)

Zu meiner Freude hatten sie „Spaghetti Parmigiani“ auf der Extrakarte. Das sind Spaghetti, die der Koch aus dem kochenden Wasser in einen ausgehöhlten Parmesankäse gibt und sie darin schwenkt, bis sie das Aroma des Käse angenommen haben und schön mit Parmesan-Bröckchen durchmischt sind. Wunderbar! Der Inhaber ist selbst zweifacher Vater und war daher gern bereit, Paul und Marie ihre Wünsche zu erfüllen. Marie wollte „POMMES!“ und Paul wünschte sich Pizza Hawaii. Wir Erwachsene bekamen eine herrlich milde Grappa zum Nachtisch, auf’s Haus.

Zu Hause angekommen, packte der Prinz mich in mein Flauschwurst-Outfit ein, denn wir wollten entlang der Bach zum Nachbardorf wandern. Meine Schwägerin ist Sportlehrerin, sie und mein Bruder sind sportlich sehr aktiv, so war die Strecke von insgesamt etwa vier Kilometern für die ebenfalls sportlichen Kinder ein Klacks, und für den kleinen Herrn Sonntag sowieso. Die Kinder diskutierten wie immer, wer zuerst die Hundeleine halten dürfe. Zum Glück ist der kleine Herr Sonntag ja sehr kinderlieb, da er mit Kindern aufgewachsen ist, und geht bereitwillig mit ihnen mit – solange der Prinz und ich in seiner Nähe bleiben 😉

Obwohl es schneidend kalt windig und daher sehr ungemütlich war, tat die Tour uns allen gut. Für mich ist Kälte-Training wichtig, wegen des Immunsystems und damit das mit der ewigen Friererei mal aufhört. Zu Hause machten wir es uns schön mit Tee gemütlich, während die Kinder dem unermüdlichen Herrn Sonntag sein Frisbi durch die Wohnung warfen.

Gegen sechs zogen die vier wieder ab, zurück ins Schwäbische. Wir drei kuschelten auf dem Sofa bei einer Doku im Discovery Channel (den ich im Austausch gegen Terra X und GEO abonniert habe, bei denen wir mit der Mediathek inzwischen durch sind.)

 

 

Opas 100. Geburtstag!

Wow, das klingt gewaltig, aber so isses, darlings – mein Opa würde heute 100 Jahre alt. Er kam im Oktober 1917 zur Welt und er starb im April 2008, also vor neun Jahren, und ich vermisse ihn, als sei er erst seit ein paar Tagen tot. Mit Oma geht es mir genau so ( sie folgte ihm im Juli 2008).

Ich stelle hier nochmal ein Foto von 2003 ein, das mich mit Opa auf unserem geliebten Gasometer ( Spitzname „Die Tonne“) zeigt.

Vadder, du fehlst!

Hier eines seiner liebsten Musikstücke… in memoriam Hermann Flötgen…

gasometer

Darf ich mal kurz angeben? :D

Einige von euch erinnern sich vielleicht noch an meinen Neffen Paul, den Jungen mit dem Down-Syndrom? Der Bursche hat im Sommer die Grundschule beendet (Regelschule) und ist seit Mitte September in der fünften Klasse. Er fühlt sich da sauwohl, geht gern hin  und ist seit heute sogar  stellvertretender Klassensprecher, wie mein Bruder mir SMSte! Wir freuen uns natürlich alle wie doll und sind totaaal stolz auf Paul.

Petras Fragen # 15

der Pfalz Schon vor einer Woche, am 17. September, fragte Petra:

Was ist für dich Heimat?

Spontan kamen mir in den Kopf: der Ruhrpott, Mallorca, England, Friesland… Aber dann fühlte ich in mich hinein und war in Gedanken (und Gefühlen) sofort hier:

Küche

Meine Heimat, das einzige wirkliche Zuhause,das ich je hatte, in dem ich geborgen war und jederzeit bedingungslos genau so geliebt wurde, wie ich war, das war dieser Raum: Omas Küche.

Auf diesem Foto bin ich schätzungsweise 23 Jahre alt, wohnte bereits mit dem Ex (damals noch nicht Gatte) in der Pfalz und war auf einem Besuch “in der alten Heimat“, wie Opa das nannte. Der Junge auf meinem Schoß ist mein Patensohn Christoph, der damals wohl etwa fünf oder sechs war. Inzwischen ist der Bengel 39 Jahre alt, fertiger Astrophysiker, verheiratet und seit einigen Monaten selbst Vater eines Sohnes. ( #ichwerdealt). Gegessen haben wir bei Oma immer in der Küche, nur an Festtagen oder bei Familienfeiern gingen wir dazu „nach vorne“, wie Oma das Wohnzimmer nannte. Da deckte sie dann feierlich den Tisch mit dem guten Geschirr. Die Tischplatte des Couchtisches konnte man hochkurbeln (kennt ihr sicher noch?). In meiner Kindheit bullerte in der Küche noch ein Kohleofen, auf dem Oma auch kochte. Er wärmte den Raum wunderbar, im Winter drückten wir uns gern an den Kamin, der so schön warm war. An die Heizkörper, die die Wohnungsgenossenschaft später einbaute, habe ich mich nie richtig gewöhnt. Später, als ich hier  in der Pfalz wohnte, besuchte ich Oma und Opa, so oft es möglich war. Der Ex fuhr uns erst nach Duisburg, wo seine Mutter lebte, dann setzte er mich bei meinen Großeltern ab – ungern, denn als echter Narzisst nahm er ihnen insgeheim übel, daß sie so viel Liebe und Aufmerksamkeit von mir erhielten. (Er war immer eifersüchtig auf sie, heute sehe ich das im Nachhinein.) Zurück in die Küche:

Der Stuhl, auf dem ich auf dem Foto sitze, war mein „Stammplatz“, rechts von mir, an der Kopfseite, saß Opa, mir gegenüber war Omas fester Platz. Hinter ihr stand der Herd (ein Gasherd, der dem Kohleofen gefolgt war). Oma war es wichtig, daß sie von ihrem Platz aus jederzeit an die Töpfe heran konnte, denn wie eine echte Mutter (die sie für mich und meine Geschwister war) war es für sie das Wichtigste, ihre Familie zu füttern. Opa hatte zum Glück immer einige Püllekes „Underberg“ im Schrank, denn ich war oft bis zum Platzen abgefüllt nach dem Mittagessen und konnte mich kaum rühren, dann brauchte ich den!… zumal Oma immer vorher fragte, was sie denn kochen solle, und ich wünschte mir meist: Wirsing in Milchsoße, mit Frikadellen. Vorher gab es meistens (bei Familienfeiern immer!) Omas unübertreffliche Hühnersuppe, mit selbstgemachten Markklößchen drin – und Sternchennudeln aus der blauweißen Schüttpackung von Birkel! Auf dem Foto steht der Tisch da, wo er mein Leben lang stand, und genau so. Der Tisch auf dem Foto ist der Nachfolger eines Holztisches, auf dem ich auch gewickelt wurde. Das früheste Foto dieser Küche, das ich besitze, ist das hier. Passend zu dem Schrank stellt euch den früheren Tisch vor. Leider gibt es den Schrank nicht mehr, Opa hatte ihn, als die modernen Hängeschränke kamen, als Werkzeugschrank in den Keller gestellt. Als die beiden 2008 starben, hatte ich leider keine Gelegenheit mehr, mir noch Andenken aus der Wohnung mitzunehmen, es war schnell alles „abgegrast“ und der Rest landete lieblos und gleichgültig in einem Müllcontainer (das tut mir heute noch weh).

Heimat also: Das ist für mich kein Land, keine Region, keine Stadt. Es ist ein Zimmer: Omas Küche. Ein Raum, der mir bis heute allein bei der Erinnerung daran noch ein Gefühl des Geliebt seins, der Geborgenheit gibt. Diese Küche war mein wahres Zuhause. Meine Heimat.

 

 

Und da ist sie wieder…

… die „Frau Lakritze jammert über die Kälte“ – Zeit, my dearies… der Hörbscht ist hier sehr plötzlich mit kalten Temperaturen eingebrochen, die vor allem die Abendgassi-Runden mit dem kleinen Herrn Sonntag für mich unerfreulich ungemütlich machen.

Ehrlich gesagt, hatte ich dieses Jahr gar nicht erst die Winter-Bettdecke gegen die Sommerdecke ausgetauscht. 😉 Und auch die Körnerkissen sind geblieben über die kurze Kälte-Auszeit, die vorgeflunkert hatte, sie sei ein Sommer. (Paxianer schrieb mir kürzlich mal, der Sommer sei so kurz gewesen, dass sie kaum Zeit gehabt habe, darin anzukommen. Well said, Paxi! Genauso ist es mir ergangen, und nun finde ich mich dabei, wie ich meine Vorräte an langer Ski-Unterwäsche, Schals und dicken Kniestrümpfen und Socken überprüfe. Ich werde meine Schwesti fragen, ob sie noch ein, zwei Körnerkissen für mich übrig hat, damit ich für die Nächte des kommenden halben Jahres gerüstet bin. 😃

Nun, immerhin strahlt hier gerade die Sonne und es steht ein Spaziergang mit Herrn Sonntag ins Nachbardorf an, auf einen Latte Macchiato im Eiscafé.

Morgen sind wir bei Brüderchen im Schwäbischen – die kleine Schwester von SuperPaul kommt in die Schule (OMG #ichwerdealt)

Wie ist das bei euch – herbstelt es? Und freut ihr euch?

Frau Lakritze ist aufgeregt!

My darlings, ich bin super-aufgeregt!

Warum? Ich hab’s getan!

Was? Ich habe das DNA kit von  myheritage bestellt!!!

Hintergrund meines vermutlich wirren Gebrabbels:

Im vergangenen Sommer wurde dieses Juhtjuhp-Video ein kleines bißchen berühmt. Es sollte (neben dem Werbe-Effekt für die Reise-Firma momondo) ein Zeichen gegen den lächerlichen Irrglauben setzen, es gebe „überlegene Gene“ und „bessere „Rassen“   unter den Menschen. Die Mitspieler des Films – aus den unterschiedlichsten Ländern – haben alle ihre DNA testen lassen, um zu sehen, aus welchen Teilen der Welt ihre Vorfahren stammen.

Ich habe das Filmchen sehr oft angeschaut, sehr berührt und jedesmal mit Tränen in den Augen. Mein sehnlicher Wunsch war es, diesen DNA-Test auch machen zu können, zumal ich auf der Website von MyHeritage.com (vormals ancestry.com) schon vor längerer Zeit  einen kleinen Familienstammbaum angelegt hatte, mit Hilfe meines Onkels Gerrit, der ja leider im Mai starb. Gerrit interessierte sich sehr für Familienforschung. MyHeritage ist die Firma, die die test kits verkauft und die Proben auswertet. Nach dem Ansehen des Filmes wollte ich unbedingt wissen, was meine DNA über mich aussagt, aber damals war der Test noch ziemlich teuer. Nun erhielt ich eine Mail, die mich darüber informierte, daß sie den Preis für das test kit gesenkt hätten. Ich prüfte mein Konto – yay! Es war knapp, reichte aber gerade so. Also habe ich soeben das test kit bestellt. Man macht einfach einen Wangenabstrich (wie bei der DKMS) mit einem Wattestäbchen und schickt dieses ein. Nach wenigen Wochen hat man das Ergebnis.

Was erwarte ich?

Eigentlich nichts Großartiges. Soweit ich weiß, stammen die Familien meiner beiden Elternteile aus Deutschland. Aber wer weiß… Vor einigen Jahren hatte ich ja mal einen Hinweis auf einen Mann mit meinem Nachnamen in England entdeckt,  eine Urkunde aus dem Jahr 1376. Er hatte wohl in Cheshire gelebt. Allerdings konnte mir die dortige Archivarin nichts weiter zu dieser Urkunde mitteilen und auch keine weiteren Hinweise zu unserem Familiennamen finden. Aber da ich in der Tiefe meines Herzens eine Wunschbritin bin, wäre es schön, wenn ich in der Auswertung meiner DNA Hinweise auf englische Abstammung fände.

Es dauert jetzt ein paar Tage, bis das kit geliefert wird. Die Auswertung braucht drei bis vier Wochen, dann kann man seine Ergebnisse online abrufen. Ich halte euch auf dem Laufenden! *aufgeregt rumhibbel*

Petras Fragen # 14

Heute stellt Petra eine Frage, die ans Eingemachte geht, wie es so schön heißt:

Kennst du deinen größten Kritiker und kannst du dich dem gegenüber behaupten?

Ehrlich gesagt, habe ich zuerst heftig geschluckt und überlegt, ob ich dazu etwas schreibe, weil es ziemlich persönlich werden könnte. Und dann dachte ich „sch*** drauf, es muß ja niemand hier mitlesen.

Also: Ja, ich kenne meinen größten Kritiker: ich bin es selbst. Warum? Ich bin so aufgewachsen, ich kenne es nicht anders. Diesen ständigen inneren Kritiker, dem ich nie gut genug bin und dessentwegen ich mich vieles gar nicht erst traue – den verdanke ich meiner Mutter. Meiner Mutter, die mich während meiner gesamten Kindheit und Jugend klein gehalten, verächtlich gemacht und abgewertet hat. Wichtig war, welches Bild sie nach außen hin abgab, wie die anderen sie sahen. Und da hatte natürlich auch das Kind seinen Teil dazu beizutragen. (Ja, ich weiß: Narzissten sind so, und sie kann nichts für ihre Störung. Aber das rechtfertigt die Gefühlskälte nicht.) Mit der Zeit gewöhnte ich mich daran, daß es keine liebevollen Worte gab, kein „Das hast du gut gemacht“ , geschweige denn ein „Ich hab dich lieb“. Stattdessen prägte sich „Stell dich nicht so an“ tief ein. Stärkung und Selbstwertgefühl gab es nicht, dafür reichlich seelische Wunden durch abfällige und verächtliche Worte. Das ist bis heute so. Daß meine Mutter mit mir praktisch nur per Kritik und Abwertung ( und Prügel)  kommunizierte, hat mich so geprägt, daß ich mich heute eben dauernd selbst kritisiere. (Offenbar ist da ein Teil in mir, der glaubt, das müsse so sein.)

Als ich mit 17 Jahren den späteren Exgatten traf und eine Beziehung mit ihm einging, merkte ich erst Jahre später, in welche Falle ich da gelaufen war. An meinem 21.Geburtstag zog ich mit ihm hierher in diese Region. Mit der Zeit stellte ich fest, daß Gefühle und Zuneigung dem Gatten nicht unbedingt lagen. Ich mußte sie mir „verdienen“, indem ich mich seinen Erwartungen anpaßte. Ich tat es brav, denn das war ich ja durch meine Mutter gewöhnt. Zu denken gab mir das nicht, denn ich hielt das für normal – so war ich schließlich aufgewachsen.

Daher war der Tag der Scheidung auch ein Befreiungsschlag für mich – einer der besten Tage meines Lebens. Der Exgatte ist nämlich, wie meine Mutter, ein Narzisst reinsten Wassers.

Der zweite Teil von Petras Frage lautet “… und kannst du dich dem gegenüber behaupten?“

Ja. Der Prinz hat einiges an „Arbeit“ investiert, um bei mir meine „Take me as I am or watch me as I go“ – Haltung zu stabilisieren. Es ist verrückt, aber ausgerechnet Donald Trump, den ich auf den Tod nicht ausstehen kann, hat bewirkt, daß ich mich mit dem Thema „Narzissmus“ auseinandergesetzt habe.

Leider habe ich dabei auch realisiert, daß ich von meinen 54 Lebensjahren 44 an Narzissten verschwendet habe, 21 an meine Mutter und 23 an den Exgatten (okay – in der Kindheit und Jugend hatte ich keine Wahl und von den 23 Jahren mit dem Ex war ich nur sieben mit ihm verheiratet.) Das ist eine erschreckende Bilanz, die aber durch die 16 wundervollen Jahre mit dem Prinzen ein sehr positives Gegengewicht erhält. Jedenfalls habe ich heute sehr gut verinnerlicht, daß ich nicht auf der Welt bin, um so zu sein, wie andere mich haben wollen. Das hat mich während meines Arbeitslebens zwei Jobs gekostet, weil ich den Chefs zu unbequem war, aber scheiß drauf. Und deswegen betone ich hier auch  immer wieder, daß niemand mein Blog lesen muß, wenn ihr oder ihm meine Texte nicht in den Kram passen. Nicht lernfähige Nörgler habe ich hier gesperrt. Zum Exgatten und zu meiner Mutter habe ich keinen Kontakt mehr. Was Letztere anbelangt, so habe ich kapiert, daß meine Zeit zu kostbar ist, einer Liebe hinterherzulaufen, die ich in diesem Leben nicht mehr bekommen werde. Punkt. Also, ja: Ich kann mich sehr gut behaupten.

Take me as I am or watch me as I go.

Pepys, nochmal

Obwohl ich immer noch überwiegend mit dem Kindle lese, my darlings, schleppe ich doch erfreulich oft schon wieder „echte“ Bücher mit mir herum und nutze dabei als Lesezeichen, was immer sich zwischen zwei Buchseiten legen läßt.  Soeben entdeckte ich in einem Buch einen Zettel, auf dem ich mir notiert hatte:

1660 / 1.7. und 13.10.

Diese Notiz bezieht sich auf die Tagebücher von Samuel Pepys, die mein Onkel, der am vergangenen Dienstag beerdigt wurde, mir (vermutlich in Vorahnung seines Todes) geschenkt hatte. Ich hatte ihm gemailt, daß ich schon mit dem Schmökern begonnen hatte, da kam die Antwort:

„Liebe Nicole,

wenn Du schon das Pepyssche Tagebuch liest so solltest Du einmal die

Einträge

1660 01.07 und 13.10 vorziehen.

Liebe Grüße

Gerrit

Natürlich tat ich das. Die Einträge waren aber nicht anders als das, was Pepys üblicherweise notiert hatte: wie es im Büro gewesen war, wem er in der Stadt begegnet war, wer daheim zu Besuch vorbeigeschaut hatte, mit wem er was besprochen hatte, daß er beim Schneider seine neue Jacke abgeholt und auf dem Heimweg in der Stadt noch eben einer Hinrichtung zugesehen habe (1660, da war das nichts Besonderes.) Für mich war aus den beiden Aufzeichnungen nichts Besonderes zu erkennen und ich verstand nicht recht, warum Gerrit der Meinung gewesen war, ich solle sie vorab lesen. Ich nahm mir aber vor, ihn zu fragen. Den Zettel zog ich heute aus einem Buch von Alan Bennett, in dem ich ihn als Lesezeichen benutzt hatte. Ich sah den Zettel, erinnerte mich und dachte „Aah ja, gleich nach dem Frühstück mal Gerrit mailen und ihn fragen! Und sofort kam er, der Schlag der Erkenntnis: Nein, du kannst ihm keine Mails mehr schicken. Er ist nicht mehr da. So eine Scheiße. Er fehlt mir.