Schwümmen

Petra war mit ihren beiden Kindern schwimmen.  Im Nachhinein fragt sie sich, ob das eine gute Idee war, aber lest selbst. Mich hat ihr Bericht daran erinnert, daß  ich mir für diesen Sommer (falls wir einen Sommer bekommen sollten) vorgenommen habe, wieder schwimmen zu lernen. Offen gesagt, war ich nie eine begnadete Schwimmerin. Ich habe das Schwimmen erst mit 14 Jahren gelernt, in einem DLRG-Kurs im heimischen Hallenbad. Da ich, als Gott die Sportlichkeit verteilte, wohl gerade von David Cassidy träumte und vergaß, mich zu melden… Nu ja. Das kam dafür 20 Jahre später, mit Tae Kwon Do und Baseball 😉  Im Schwimmen habe ich jedenfalls nie mehr als das übliche Brustschwimmen hinbekommen und schnell war ich schon gar nicht. Das zeigte auch die Vier im Sport in dem Jahr, als wir das verhaßte Schulschwimmen hatten (so oft, wie ich da das Schwimmzeug „vergessen“ hatte… 😀

Jedenfalls würde ich gern mal wieder schwimmen gehen. Wir wohnen nicht allzu weit von Bad Dürkheim entfernt, einer hübschen, malerischen kleinen Kurstadt in der Pfalz. Dort gibt es ein Thermalbad,dessen Wasser 38 Grad warm ist. Dort haben sie eine eigene Umkleidekabine für Behinderte, und wenn man vorher Bescheid gibt, begleitet einen jemand vom Personal bis zum Schwimmbecken. Das habe ich kürzlich bei einem Anruf dort erfahren. Ich könnte sogar die große Orthese zu Hause lassen, denn ich habe noch eine kleinereStütze, die das Knie daran hindert, sich nach hinten durchzudrücken. Das ist nämlich sehr auffällig und sieht gruselig aus, und ich würde auf keinen Fall so durch das Schwimmbad laufen wollen (bin ja kein Zirkustier). Die kleine Stütze umfaßt genau das Knie, größer ist sie nicht und muß sie auch nicht sein. Ringsum im Schwimmbecken ist eine Reling, an der man sich festhalten kann. Da meine tolle Ergotherapeutin jede Woche mit mir den linken Arm trainiert, sollte ich im Wasser schon wegen des geringeren Eigengewichtes in der Lage sein, Schwimmbewegungen zu machen. Mit dem Bein auch, da werde ich Hubert, neinen Physio, bitten, mir Übungen zu zeigen. Vielleicht kann mich ja auch jemand vom dortigen Personal begleiten – ich rufe nochmal dort an und frage!

 

 

 

Rate mal

Gestern Abend, ich saß am PC, hörte ich nebenher, wie das Pippilein mit ihrer typischen „eh-eh-eh!“ – Begrüßung nebenan in der Küche einlief. „Hallo, Pippilotta!“ sagte der Prinz. (Er nennt sie immer förmlich „Pippilotta“, während ich „Baby“ sage,oder „Pippse“ oder „mein Pippi-Puppi“.

„Pippilotta, du bist ganz schön fett geworden!“ hörte ich den Prinzen sagen.

Ich, empört: „Hallooooo?! Das ist Luxuskuschelmasse!“

Er: „Ähm, ich habe ihr nur gesagt, dass ihr BMI sehr hoch ist!“

Nicht übel, Prinz. Clever 😃. Und nun raten wir alle mal, woran man merkt, daß der Prinz wieder regelmäßig ins Sportstudio geht 😃 😃 😃

Hundepralinen!

Als der kleine Herr Sonntag Mitglied unserer Familie wurde – vor einem Jahr und drei Monaten – konnte man seine Rippen, seine Rückenwirbel und seine Hüftknochen deutlich sehen. Das sollte auch so sein, denn sein Vater ist ein spanischer Windhund (vermuten wir).

Inzwischen sieht man die Rippen längst nicht mehr, auch die Wirbelsäule ist liebevoll zwischen Speckröllchen eingebettet. (Entschuldigung, Krümel und Fräna: Luxuskuschelmasse wollte ich schreiben!)

Geständnis am Rande: Da der kleine Herr Sonntag ein eindrucksvoller und routinierter Bettler ist, stecken wir ihm ab und zu etwas zu, so unterm Tisch. 😀

Absolut strikt sind wir nur bei einem: Schokolade! Er bekommt nichts, an dem auch nur die Andeutung eines Hauches von Schokolade ist. Ich erkläre ihm immer wieder, daß Schokolade Theobromin enthält und daß dieses Zeug für Hunde sehr giftig ist. Er erklärt mir daraufhin, daß er durchaus bereit sei, mir zu glauben, aber meine Behauptung doch erst einmal gern überprüfen wolle – vorzugsweise  im Selbsttest. („Nichts gegen dich, Mama, aber…“ Ihr wißt schon. 😀 )

Schwierig wurde es jetzt, einige Tage vor Weihnachten, als eine Kundin dem Prinzen zum Dank eine riesige Schachtel Pralinen schenkte, eine 500-Gramm-Schachtel von Lindt! Wir waren natürlich begeistert. Der Kleine auch – bis er kapierte, daß er aus dieser Schachtel nicht den allerkleinsten Bissen erhalten würde. Der Prinz, der Mitleid mit dem aaarmen, ungeliebten und vernachlässigten Hundchen hatte, beschloß, es müsse doch auch Hundepralinen geben, wenn man denn schon mit Menschenpralinen förmlich „totgeschmissen“ werde, wie er sagte. Prompt machte er sich ans Entwerfen und kam auf das hier:

praline

Eine Scheibe Schinken auf eine Scheibe Käse legen, einrollen und die Rolle in Stücke schneiden – fertig sind die Hundepralinen! Unser kleiner Fettmops  Pufibär liebt sie, aber er muß jetzt  trotzdem auf Diät gehen, für einen halben Windhund hat er zu viele Kilos. Passenderweise  hat der Prinz gerade mit dem Lauftraining begonnen, das macht dem Kleinen richtig Spaß und zum Glück legt er Speck genauso leicht ab wie er ihn ansammelt.

Frau Lakritze kriegt Muckis!

Hoffe ich jedenfalls, my dearies.

Inspiriert hat mich dazu der Prinz, der seit einer Weile drei Mal in der Woche ins Fitneßstudio geht. Er fühlt sich sauwohl damit und strahlt das auch aus. Da ich ja oft unter starken Myalgien (= Muskelschmerzen) leide und nicht ständig mit Schmerzmitteln dagegen angehen will, dachte ich mir, daß der Aufbau der entsprechenden Muskeln wohl die sinnvollste Lösung zum Stillen der Schmerzen sein könnte. Aber Fitneß-Studio mit dieser körperlichen Einschränkung?  Das ist mir nicht geheuer, und ich schätze, daß sich da kein handelsüblicher Fitneßtrainer heranwagen wird, allein schon wegen der hohen Verantwortung (ich täte es jedenfalls nicht!).

Ich weiß aber, daß es Physiotherapie-Praxen gibt, die Geräte zur Kräftigung der Rumpfmuskulatur (die für das Gehen am Wichtigsten ist), in der Therapie einsetzen. Ich besprach das mit Hubert, meinem Physiotherapeuten. Er war sofort dafür, daß ich trainiere, erklärte mir aber, daß nicht jede Physiopraxis dieses Training über die Krankenkasse abrechnen könne. Wer keine Kassenzulassung dafür hat, kann das Training nur privat abrechnen. Also legte ich einen Telefon-Nachmittag ein. Ich rief systematisch alle Physio-Praxen in der Stadt und im Umland an und fragte nach, ob sie Gerätetraining anböten und dieses über ein Kassenrezept abrechnen könnten. Fündig wurde ich zu meiner Freude hier in der Nähe, in einem der Dörfer in der Umgebung. Ich vereinbarte einen Gesprächstermin. Daß der Therapeut sehr ok ist, war mir klar, sobald ich das Star Wars – T-Shirt sah, das er trug. 😀  Er schaute sich meine Behinderung genau an, guckte, wie ich stehe und gehe (naja… hinke ; – )) . Wir besprachen, daß es bei mir vor allem um das Training der Rücken-, Bauch- und Beinmuskulatur gehen soll, damit ich wieder richtig laufen lerne. Unser Hausarzt, der mich sehr unterstützt, fand die Idee prima und stellte mir ein „Probe-Rezept“ für sechs Trainingseinheiten aus. In dieser Physiopraxis sind die Therapeuten zu dritt, kennen also ihre einzelnen Patienten sehr gut und können entsprechend individuell auf sie eingehen.

Wenn die sechs Einheiten gut verliefen, könne ich Nachschub bekommen, sagte der Doc. Der Prinz wird mich jeweils zu den Terminen hinfahren – sind ja nur wenige Minuten -, dabeibleiben und mich gleich wieder mit nach Hause nehmen. Ich bin  sehr gespannt auf das erste Training und werde dann berichten!

Eure Ms. Schwarzenegger 😀 😀 😀

Kick it like Weber

Darlings,

Am  letzten Sonntag  haben wir mit dem kleinen Herrn Sonntag einen großartigen langen Spaziergang unternommen. Den asphaltierten, malerischen  Weg durch Felder und Wiesen hatten wir vor einigen Wochen entdeckt, als wir in der Gegend  auf einem Weingut zu einem Fest eingeladen waren, und hatten ihn sofort als idealen Spazierweg für unseren kleinen Herrn Sonntag abgespeichert. Der Kleine war auch sehr angetan – so viel zu schnuppern! So viel zu gucken!

Was mich betrifft, ich liebe die Düfte, die die Sonne mit ihrer Wärme erzeugen kann: Das  von der Sonne gewärmte Fell eines Pferdes gehört für mich zu den wunderbarsten Gerüchen der Welt, zum Beispiel. Oder wenn eine sanfte Brise über ein Kornfeld geht und den köstlichen, weichen Geruch des warmen Getreides mitbringt – das ist einfach wunderbar. Das ist Sommer, das ist Leben. Das sind Sekunden, in denen ich bedingungslos glücklich bin.

Als der Prinz in einen Weg einbog, sagte er plötzlich ganz aufgeregt: “Guck mal, Schatz, die haben das Ding, das ich schon so lange haben möchte!“ Wir hatten gerade einen Kombi passiert, auf dessen Dach zwei „Kickbikes“ befestigt waren.

Das sind, grob gesagt, Tretroller für Erwachsene. Der Prinz hat so einen, aber einen der  ursprünglichen Version, die vor einigen Jahren auf den Markt kam, diese dünnen Dinger, mit denen oft mittags die Anzugträger durch die Innenstädte zum Espressotrinken fahren *g* Das, was das Pärchen da auf dem Autodach hatte, war grau, hatte dicke Stollenreifen und sah überhaupt ziemlich „badass“ aus, so wettkampfmäßig. Hinten im Auto erkannte ich einen Hunde-Transportkäfig, in dem sich zwei große Umrisse bewegten. Ah, dachte ich, der trainiert damit im Sommer seine Schlittenhunde – cool! Der Prinz setzte kurz zurück, stieg aus, begrüßte das Pärchen und begann sie auszufragen. Der Mann schien sich zu freuen und es entspann sich ein längeres Gespräch, sehr zum Unmut des kleinen Herrn Sonntag, der es nicht gut haben kann, wenn der Prinz das Auto (die Höhle) verläßt. (Da schlägt das Erbe seiner Hütehund-Mutter durch : – )

Als der Prinz wieder einstieg, sagte er: „Boah, das ist cool, der macht Wettkämpfe mit dem Ding.“ Der Mann war, wie sich herausgestellt hatte, Rainer Weber. Er wohnt und arbeitet in Eich, das ist nicht weit von hier. Tatsächlich nutzen viele Schlittenhundesportler diese Kickbikes, um ihre Hunde außerhalb des Winters zu trainieren. Rainer hat einfach eine Halterung für Hundeleinen vorn am Lenker, damit seine Hunde die nötige Bewegung bekommen. Genau dafür hatte der Prinz über so ein Ding nachgedacht: Der Vater unseres kleinen Herrn Sonntag ist ja vermutlich ein spanischer Galgo, also ein Windhund. Unser Mausebär hat dementsprechend auch einen großen Bewegungsdrang.

Der Prinz wiederum  ist übergewichtig und hat deswegen das Joggen aufgegeben. Er hat ein ziemlich edles Peugeot-Rennrad, so ein dürres Ding, sagt aber von sich selbst: „Ich bin zu fett, um damit zu fahren.“ (Ich sehe das nicht so – ich liebe jedes winzige Gramm an ihm, aber das hilft nichts, er meint, abnehmen zu müssen. Ist auch gut, wegen des Herzens…) So ein Kickbike, erklärte Rainer ihm, trainiere den ganzen Körper. Das paßte dem Prinzen gut ins Konzept, zumal er dann zusammen mit dem Mausebären trainieren könnte.

Zu Hause angekommen, suchte er im Neuland sofort nach einem gebrauchten Kickbike – und fand eins, zu einem sehr guten Preis. (Es ist kein Wettkampf-Modell, sondern ein „zahmes“, für Waldwege und Straßen. Der Grund für den günstigen Preis: Ein Hotel in der Region  hatte vier Stück  davon für seine Gäste angeschafft, die aber kein Interesse daran  zeigten. Also schlug der Inhaber sie wieder los und der Prinz hatte das Glück, eines davon zu erwischen. Er mußte nur etwas fummeln, um die Werbescheibe des Hotels vom Vorderrad abzumontieren. In den nächsten Tagen kommt die Halterung für die Führleine (eine mit Ruckdämpfer). Denn der kleine Herr Sonntag wird nur nebendran mitlaufen. Zum Ziehen muss ein Hund, wie Rainer dem Prinzen erklärte, ein Eigengewicht von mindestens 18 Kilo haben. Unser Mausebär hat monstermäßige achteinhalb Kilo 😀 😀 😀

Hier ist ein Juhtjuhp-Filmchen über ein Kickbike, ohne Hunde ; – ) Anschauen lohnt sich, aber die Hintergrundmusik finde ich absolut ätzend, deshalb schalte ich den Ton auf stumm.
Rainer gibt übrigens bald ein Seminar zum Thema „Kickbike und Hund“.Da will der Prinz mitmachen – bin sehr gespannt!

Filmfragen an euch

Da heute Dienstag ist und somit die allwöchentliche Gymnastik-Abendstunde bei Meister Kwon vor mir schwebt, erzähle nicht ich etwas, meine Lieben, sondern bitte mal ihr : – )))

Ich habe nämlich ein paar Fragen zum Thema Film an euch und wäre euch sehr dankbar, wenn Ihr mir die in den Kommentaren beantworten könntet. Danke! Here goes:

Doctor Who:    – Bei welcher Staffel sind wir gerade und wer/ der wievielte ist der aktuelle Doctor? (ich habe gerade die zweite Staffel mit David Tennant durch – böser Cliffhanger!: – ( Ich schätze, das ist eine Frage für meine liebste Lea, gell? : – ))

Uuund: bin ich die Einzige, die bei Torchwood immer an Agent Fox Mulder denken muss und daran, was für ein Paradies das für ihn wäre? (liebe Slash-Autoren: wie wäre es mit ein paar Mulder/ Doctor-Stories( Tennant oder Eccleston…)?

 

Spiderman: Ich fand den ersten Teil genial und habe sofort den zweiten bestellt – um dann sehr verwirrt auf den Bildschirm zu starren, weil jede – aber auch jede – Rolle mit einer anderen Person besetzt ist. Sollte das so sein? Und wenn ja,warum? Tante Google und meine hochgeschätzte International Movie Database sagen zwar, dass jetzt Tobey Maguire statt Andrew Garfield die Hauptrolle spielt, aber geben keine Gründe dafür an. Weiß das jemand von euch?

 

PS: Gymnastik ist ausgefallen – worüber ich sehr erleichtert war, denn am Freitag hatte ich nach einer längeren Pause mal wieder Akupunktur, und das hat voll eingeschlagen, konnte mich kaum rühren! (Habe an zwei Einstichstellen geblutet, ein Zeichen dafür, dass Herr Kwon den richtigen Punkt erwischt hatte ; – ))

 

„…and so to bed.“ (Samuel Pepys)

Früher war alles besser

Haha, nein, Omma Lakritze lehnt nicht im offenen Fenster, Kissen unter den Ellbogen, und schimpft mit anderen Rentnern über „Heutzutage“. ; – )))

Nein, es geht vielmehr um eine Erkenntnis und einen Entschluss, den ich als Resultat daraus gefasst habe (fassen MUSSTE, aus Selbstschutz.)

 

Am Mittwochabend der letzten Woche  war ich im Kampfsport-Training. Und es war total klasse. Wie ich sofort sah, ist Kuk Sool Won eng mit Tae Kwon Do verwandt. Es war ein Gefühl, als käme ich nach langer Zeit nach Hause – alles so vertraut. Meister Kwon empfing mich erfreut und stellte mir netterweise einen Stuhl mitten in die Gruppe (die mich glücklicherweise sehr nett und gelassen behandelte, da sie meine Behinderung ja schon durch Daniel kennen). Daniel war übrigens leider gerade an diesem Abend nicht da. Der Dojang (= Trainingsraum) ist mit Tatami-Matten ausgelegt (weiß jemand, wie man das richtig ausspricht? Welche Silbe von „Tatami wird betont?)

Die Gruppe war schon mitten im Aufwärmtraining, und das war sooo vertraut.. sogar die Begriffe sind gleich, wie zum Beispiel das Kommando „ap-chagi“ – aber klar: Kuk Sool Won und Tae Kwon Do sind  beides koreanische Sportarten. Meister Kwon erklärte mir, ich solle einfach zuschauen und, wenn ich Lust hätte, versuchen, eine Übung mitzumachen. Dazu zeigte er mir eine Haltestange an der Wand, in meiner Schulterhöhe, zum Festhalten. Ich schaute eine Weile zu und dachte oft “Ach ja, das konnte ich ja auch mal…“ Irgendwann fasste ich Mut, griff zur Haltestange und versuchte ein paar Übungen, vor allem den ap-chagi, den ich früher ziemlich gut beherrscht habe. Aber nach wenigen Minuten des Versuchens wurde mir deutlich, wie eingeschränkt mein Bewegungsradius noch ist und wie desolat meine Balance, zumal der linke Fuß sich unter Belastung kaum kontrollieren lässt – er ist noch sehr stark spastisch, er möchte sich dauernd auf die Außenseite drehen und die Zehen haben keine Lust, gerade zu bleiben – und das A und O bei diesen Sportarten ist ja ein fester, stabiler Stand auf beiden Fußsohlen. Ich konnte mich nicht dagegen wehren, dass mir die Tränen kamen, und ich versuchte es verlegen zu kaschieren, indem ich so tat, als müsse ich niesen und husten, damit das Taschentuch in meiner Hand nicht auffiel.

Meister Kwon aber hatte mich wohl über die Spiegelwand unauffällig im Auge behalten, denn plötzlich stand er bei mir und sagte in seiner stillen, herzlichen Art: „Wissen Sie, wenn wir mit unserer linken Seite arbeiten, ist das für uns alle schwer, so wie für Sie. Sie sollten nicht frustriert sein. Üben Sie einfach weiter. Sie machen das sehr gut“. Dann klopfte er mir auf die Schulter und ging weiter. Da ging mir erst auf, wie oft ich mein jetziges Leben mit dem früheren Leben vergleiche, als alles noch gut war. Und mir wurde klar: das darf ich nicht mehr tun. Klar, ich bin weit gekommen für eine, die vier Tage lang im Koma gelegen hat, und ich bin durchaus froh darüber und zufrieden damit, was ich schon wieder alles tun kann. Aber die Vergleiche mit dem, was mal war und was ich mal tun konnte, das muss aufhören. Es liegt an mir – ich akzeptiere, was ist – oder meine Seele wird daran zerbrechen.

Ich denke, Akzeptanz habe ich schon ganz gut erreicht – es macht sogar Spaß, auszuprobieren, was ich alles noch so tun kann wie früher (wie die Geräte am Trimm-dich-Pfad und die Kinderschaukeln auf dem Spielplatz im Wormser Wäldchen).

UND: Akzeptanz darf niemals gleichbedeutend mit Aufgeben sein – denn aufgeben werde ich niemals! Ich will wieder laufen und beide Hände normal benutzen können – dafür bin ich auch bereit, sehr hart zu trainieren, und wenn es mich körperlich noch so fertig macht. „Von nix kommt nix“, sagt man bei uns im Ruhrpott, und es wird Zeit, dass ich den Kampfgeist, den ich von Mutter und Oma geerbt habe, mal zu voller Blüte erstrahlen lasse ; – )

Also, Frau Lakritze schreibt jetzt hundert Mal an die Tafel:

Ich soll mich nicht mit früher vergleichen.

Haltet mir die Daumen, dass ich das hinkriege.

 

 

P.S:Service-Hinweis

Dieser Blogbeitrag wurde geschrieben am: Mittwoch, den 16.Juli (meinem freien Tag!)

Ort/Zeit: ZU HAUSE, NACHMITTAGS : – ))))

Frau Lakritze ist sehr erleichtert

Möööööönsch – endlich ist dieser bescheuerte Fußball-Hype wieder überstanden! Das ganze Theater hatte den Vorteil, dass der Prinz und ich im Juli ganz nett Geld eingespart haben, denn wir gehen öfter mal abends spontan essen oder tagsüber ins Eiscafé, und in allen unseren bevorzugten Gaststätten stehen Fernseher herum, weil ja in der Gastronomie allgemein der naive Irrglaube herrscht, ohne Zwangsbeschallung blieben die Gäste weg. Für uns hieß das diesen Monat, dass wir kaum ausgegangen sind, nicht mal zu unserem geliebten Thai, denn der liegt direkt an der Public-Viewing-Hölle in der Stadt.

Aber auch aus einem anderen Grund bin ich froh, dass das Theater vorbei ist: ich muss diese  grottenhässlichen Flaggen nicht mehr an den Autos sehen – und vor allem nicht mehr diese oberpeinlichen Rückspiegel-Kondome.

Dass Deutschland gestern abend gewonnen hat, habe ich daran gemerkt, dass mitten in meiner Einschlaf-Phase irgendwo im Dorf Feuerwerke losballerten.

„Jedem Dierken sein Pläsierken“, hat Oma immer gesagt, und:“Unser Herrgott hat ‚nen bunten Tiergarten.“ Ich werde zurzeit mit einem Taxi-Unternehmen zur Arbeit gebracht, das gehört zum Wiedereingliederungsprogramm. Meine derzeitige Fahrerin, Paulina, ist Argentinierin – und Fußballfan. Also hat sie mich heute früh (MONTAG!!) ohne Punkt und Komma zugeschwallt mit Details zum Spiel: Wer in welcher Spielminute was gemacht und dafür welche Karte bekommen hat. Erst als sie realisierte, dass ich fast schlief vor Langeweile, wurde sie ruhig. Leute, ich labere euch doch auch nicht mit Baseball-Spielergebnissen zu…?

Ich fragte Paulina zwischen drin aus purer Verzweiflung: „Magst du eigentlich Baseball?“ – in der verzweifelten Hoffnung, das Thema wechseln zu können.

„Jaaaa!“ sagte sie begeistert. „Als ich jung war, in der Schule – da habe ich Volleyball gespielt!“*aaargh*

Ok… das nennt man wohl einen Schuss in den Ofen…morgen werde ich sie gnadenlos zulabern mit Spielergebnissen „meiner“ White Sox – Inning für Inning, die letzten zehn Jahre, denn das hat Paulina mir am letzten Donnerstag angetan, in Bezug auf Fußball (NEIN, ich weiß nicht, wer neunzehnhundertschlagmichtot im Halbfinale gegen Uruguay gespielt hat! *ächz*)

Nun – es ist vorbei, und ich bin sehr dankbar dafür. Man kann wieder unbelästigt essen gehen oder das Radio einschalten. Schön.

Nix Power für Lakritzi

Meine Freundin Hypnobabe aka Yvonne Holthaus brachte heute ihre frisch erstandenen Poweriser in den Schlosspark.

Ich war schon sehr neugierig auf die Dinger – und Yvonne packte mich sofort in die Schützer für Knie, Ellenbogen und Handgelenke. Die Poweriser sind an den Beinen ganz schön schwer, aber man gewöhnt sich schnell an das Gewicht.

Leider hat mein erster Versuch nicht gut funktioniert – mir fehlte die Erdung. Ich konnte an Yvonnes Händen ein paar Schritte gehen, aber ein Erfolg in Richtung alleine aufrecht halten war nicht drin. Das Dings hatte ich aber auch schon mit Inlinern und Skiern  – wenn ich meine Fußgelenke nicht frei bewegen kann, habe ich ein Problem. Das sollte ich aber hinkriegen können.

Dann zog sich Yvonne die Sprungstelzen an – WOW. Die sind wie für sie gemacht, sie sah nicht nur klasse aus, sondern bewegte sich auch sehr flüssig damit und sprang sogar. Dabei trug sie sie heute erst zum dritten Mal.

Jetzt, da ich Yvonne damit gesehen habe, will ich das auf jeden Fall nochmal versuchen. Die trainieren jeden Muskel im Körper, man kann sie immer und überall benutzen und im Kofferraum brauchen sie kaum Platz. Ideales Spontan-Sportgerät.

Beim nächsten Mal kann ich’s besser.

Golf ist ein Altmännersport.

Oder gar kein Sport. Man spaziert ja nur auf’m Rasen umher und schlägt ein Bällchen ins Grüne. Und plaudert dabei.

Dachte ich bisher.

Einer der früheren Oberbürgermeister von Neustadt, in dessen Presseabteilung ich mitarbeitete, sagte auf die Frage, ob er golfe, gern: „Nein, ich habe noch Sex.“ Leicht zu sehen also, dass ich voller vager Vorurteile gegen das Golfspielen war, mich aber auch nie wirklich mit dem Thema beschäftigt habe.

Jetzt musste ich, denn der Prinz und ich haben zu Weihnachten einen Gutschein für je zwei Trainerstunden, Leihschläger und 300 Übungsbälle geschenkt bekommen.

Gestern abend hatten wir unsere erste Stunde. Und das Ergebnis war verblüffend: es hat Spaß gemacht!

Und es war superanstrengend.

Wir holten unsere Leihschläger ab, ich bekam ein Linkshänder-Set, dann trafen wir uns mit dem Trainer. Der führte  uns erstmal über einen Teil des Platzes, erklärte die verschiedenen Abschnitte und erläuterte die Schläger. Meine Golf-Kenntnisse beschränkten sich bisher auf das, was ich bei den Peanuts gelesen habe, wenn Peppermint Patty mit Marcia als Caddy gegen Snoopy antritt. Nett, das mal alles live zu sehen.

Bis dahin war alles ganz easy. Die ersten Vorurteile gingen schonmal dahin, als alle Leute, die uns begegneten, egal wo, uns freundlich und zuvorkommend grüßten und uns anlächelten. Also keine eingebildeten Pinkel. Zu meinem Erstaunen trugen viele der Spieler Jeans, ich dachte bisher, da werden so komische karierte Hosen und weiße Schuhe getragen. (Jaja, ich weiß, meine Informationen sind sehr überholt. Inzwischen weiß ich aber, dass einige Plätze auch keine Jeans zulassen.)

Wir lernten, dass der riesengroße Rasen mit den tausenden weißer Bälle drauf die Driving Range ist und dass man da das Abschlagen übt. Und hier kamen dann auch unsere Muskeln ins Spiel. Ha. Mein erster Schlag traf wunderbarerweise tatsächlich den Ball, die nächsten gingen entweder in die Luft oder rissen beachtliche Stücke aus dem armen Rasen. Ich glaube, der Prinz und ich haben selten so viel und an einem Stück gelacht wie gestern abend.

Und selten so gejammert wie heute morgen, wobei ich es etwas besser habe, weil ich Yoga mache. Aber: man spürt es überall, das Altmännerspiel.

Lakritzefrau wird sportlich

Parallel zu Frau … äh … Mutti, die zu Hause wegen ihres lädierten Knies Trockenfahrrad fährt und dabei Gray’s Anatomy guckt, steigt die Lakritzefrau jetzt wegen ihres lädierten Blutdrucks auf den Crosstrainer und guckt dabei MIB II.

(Die erste Staffel von GA kriegt sie, wenn sie die Fahrradfahrerin demnächst besuchen geht.)

Es lebe die unglaubliche Sportlichkeit der Bloggerinnen. Ächz.

Neulich (TM), beim Fechten

Bevor wir mit dem Fechten beginnen, lässt Christian, unser Trainer, uns erst einige Lockerungsübungen zum Warmwerden machen.

Dazu gehört auch, das Schwert in der Hand seitwärts kreisen zu lassen, dann auf der Schulter ablegen, wieder kreisen, Spitze auf den Boden usw.

Ich passe nicht richtig auf und das Schwert haut beim Hochkreisen an meinen Hals.

Ich: „Cool. Ich hab mich gerade selbst geköpft.“

Christian: „Wenn man sich selber köpft, ist man nicht so fremdbestimmt. Für einen Moment jedenfalls.“

Schwertkampf

Der erste Trainingsabend war große klasse und für uns steht fest: das machen wir auf jeden Fall weiter.

Wir haben nicht gleich mit einem richtigen Schwert begonnen, sondern mit leichten Übungsschwertern aus Bambus, die aus dem Kendo stammen und Shinai heißen.

Man kann so wesentlich leichter die Fußstellungen, Schritte und Hand- und Armhaltungen üben, ohne dass einen gleich ein 1,30 Meter langes Metallschwert durch die Halle wanken lässt.

Das deutsche Langschwert ist übrigens kein Schwert, das für Schlachten benutzt wurde, sondern im Einzelkampf – vor allem in Gerichtsfällen für Gottesurteile. Die Geschichte dazu ist sehr spannend, wer neugierig ist, kann sie hier in diesem pdf nachlesen. Auf dem ersten Foto im pdf findet ihr auch unseren Trainer Christian Bott, es ist der junge Mann rechts, mit den langen Haaren.

Unsere Gruppe ist eine neu gegründete Anfängergruppe, dennoch sind aus Zeitgründen einige ältere Hasen mit rübergekommen. Also gemischt, das ist ganz gut, man bekommt in den Zweier-Übungen immer wieder Tipps. Am Anfang ist es nicht wirklich einfach, die Schritte, Armhaltung, Abstand und was weiß ich alles gleichzeitig zu beachten. Ist wie beim Reiten und Autofahren.

Vor allem der Prinz hatte ein Problem damit, seine Füße sortiert zu kriegen. Da habe ich durch die Tae-Kwon-Do-Zeit einen Vorteil, dafür habe ich in Schultern und Armen kaum Kraft, da kann der Prinz wiederum nur grinsen.

Wir hatten viel Spaß und waren am Schluss nassgeschwitzt. Erstaunlich wenig Muskelkater, soll ich vom Prinzen ausrichten. Bei mir auch.

Die Anschaffungen der kommenden Zeit werden noch sein: ein Shinai, eine Fechtmaske und irgendwann ein Schwert. Das können wir hier kaufen, aber die Gruppe fährt auch einmal im Jahr nach Prag, da gibt es einen Schmied, der die Schwerter nach historischen „Rezepten“ schmiedet. Der reist aber auch über deutsche Mittelaltermärkte.

Was bei Christian entscheidend ist: er lehrt nicht das „ich pack mich dick ein und hau drauf, bis der andere sich nicht mehr rührt“, das zur Zeit wohl bei den Live-Rollenspielern so beliebt ist. Bei Christian stehen der Sport, die Gesundheit und die Ästhetik im Vordergrund. Er ist Fecht- und Sportlehrer und hat Geschichte studiert, es passt alles wunderbar zusammen.

Das war jetzt eine lange Wartezeit – drei Jahre hat es gedauert, bis Christian eine weitere Halle für eine neue Gruppe anmieten konnte. Im Juni 2006 habe ich auf dem Wormser Mittelaltermarkt den Flyer seiner Schule für historische Fechtkunst entdeckt und war begeistert und erstaunt, dass man das Fechten mit dem Schwert auch richtig lernen kann.

Damals schrieb ich noch für die Wormser Zeitung. Der Chefredakteur kannte diese Schule nicht und war ebenfalls begeistert. So rief ich Christian wegen eines Artikels an (hier, pdf), wir verstanden uns auf Anhieb gut und nach dem Besuch eines Trainings war für mich klar: das ist meins, das will ich lernen. Den Prinzen brauchte ich gar nicht zu überreden, er war sofort Feuer und Flamme für die Idee.

Tja, jetzt ist es vorbei mit dem Faulenzen.

(Eine eigenartige Mischung, die wir da jetzt betreiben: Yoga und Schwertkampf. :-))

Wir sind drin!

Wir stehen seit rund zwei Jahren auf der Warteliste für Trainingsplätze bei Krifon, das ist eine Schule für historisches Fechten hier in Worms. Dort wird auch mittelalterlicher Schwertkampf gelehrt und das wollen wir machen.

Dass wir nicht reinkamen, lag nicht am Leiter der Schule, sondern daran, dass er große Probleme hatte, Trainingsräume mit mehr Platz zu finden. Die Sporthallen und Vereinsräume sind sehr begehrt und man kommt schwer dran.

Jetzt hat es geklappt und so wie es aussieht, können wir Mitte Juni anfangen.

Mir kommt das sehr recht, weil ich bei der vielen Arbeit dringend mehr Ausgleich brauche und einmal die Woche Yoga zwar schon viel bringt, aber auf Dauer nicht reicht. (Und ich bin nicht sehr gut darin, mich von alleine in Gang zu setzen zum Joggen oder Yoga-Üben, der Prinz auch nicht.)

Wenn’s geklappt hat und wir unser erstes Training hinter uns haben, erzähle ich davon (wenn ich mich dann noch bewegen kann :-))

Ich geh dann mal in Ruhe sterben

sagte die Lakritzefrau, als sie von ihrer ersten Yogastunde zurückkam.

Die Lakritzefrau machte in dieser Stunde eine Entdeckung: sie hat Rückenmuskeln. Sie erinnerte sich vage, mit diesen Muskeln mal in Kontakt gewesen zu sein, vor Jahren, beim TaeKwonDo. Aber: das ist lange her. Acht lange Jahre.

Die wiedergefundenen Rückenmuskeln beschwerten sich lautstark während der Yogastunde und störten den Unterricht erheblich.

Mit unqualifizierten Zwischenrufen wie „Ey – das tut weh!!!“ oder „Wie jetzt?! Halllooooo?! Sonst alles in Ordnung?!“ oder „Geht’s noch!!?!?!“ versuchten sie die Lakritzefrau aus dem noch gar nicht gefundenen Konzept zu bringen.

„Schnauze!“ fauchte die Lakritzefrau aus dem Knoten ihrer Beine zurück, während sie gequält die Lehrerin anlächelte, die nicht nur eine wunderhübsche, sehr bewegliche Inderin, sondern auch eine Freundin der Lakritzefrau ist.

Bei der Entspannung im Liegen zum Schluss der Stunde beschlossen die Rückenmuskeln, unter Protestgeschrei zu sterben. Jetzt, sofort, auf der Stelle.

Sie hielten es aber doch noch bis zu Hause aus und beruhigten sich langsam, als die Lakritzefrau sich für gefühlte 60000 Stunden unter die heiße Dusche stellte. Und als die Lakritzefrau dann noch eine große Schüssel Müsli mit warmer Milch verputzt hatte, waren sie einigermaßen versöhnt.

Heute morgen fühlt sich die Lakritzefrau erstaunlicherweise fantastisch. Kein Muskelkater, dafür ein Rücken, der sich geschmeidig anfühlt. Sehr schön.