Der Prinzengeburtstag am letzten Donnerstag, my dearies, lief anders, als ich es gedacht und geplant hatte, aber wir hatten dennoch einen wunderschönen Tag, wir drei.
So gern hätte ich den Prinzen nach dem Frühstück mit einem Besuch in einer Kunstsammlung überrascht, denn neben der Fotografie, der Musik und der Juristerei ist die Architektur eine der Leidenschaften des Prinzen. Ich suchte also im Neuland nach einer passenden Kunstausstellung in gut erreichbarer Nähe. Am liebsten wäre mir das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt gewesen, denn in dessen Bistro hätten wir auch schön zu Mittag essen können. Aber: Hunde verboten… Und wer unseren Hund nicht will, kriegt uns auch nicht. Ich verbrachte einige Stunden mit dem Suchen (und Finden) interessanter Architektur-Ausstellungen und -Projekte, aber überall hieß es: Hunde nicht erlaubt – egal, ob Kaiserlautern oder Karlsruhe… Schließlich entschied ich mich für die Kunsthalle Darmstadt, in der ich dem Prinzen einmal eine Einzelführung durch eine Ausstellung von Andreas Feininger geschenkt hatte. (Das war 2009! Vor sieben Jahren! Seht ihr, das ist einer der Gründe, warum ich so gern blogge, diese Möglichkeit des Nochmal-Nachlesen-Könnens, wie beim Tagebuch – denn das ist ein Blog ja eigentlich auch).
Die „Lokäischen“ für das traditionelle Frühstück hatte ich schon seit Wochen ausgeknobelt – ;)) Aber einen Kaffee zum „Festhalten“ brauchten wir vor der Abfahrt doch noch, und den genossen wir zu den Klängen des Soundtracks unseres gemeinsamen Lieblingsfilms, Notting Hill. Freundin und Lieblingsnachbarin Wiltrud, die direkt gegenüber wohnt, hatte mir die CD wieder sehr liebevoll verpackt, wie sie das immer tut, wenn ich dem Prinzen etwas schenke, auch an Weihnachten. (Letztes Jahr Weihnachten war es der Soundtrack von „The Hobbit“.) Gerd, ihr Mann, hatte die CD bei mir abgeholt und sie frisch verpackt kurz darauf wieder zurückgebracht. Ja, wir haben bösartige und gehässige Menschen in der Nachbarschaft, aber das gleicht sich aus durch wahre „Schätze“, wie die beiden gegenüber ❤ ❤
Zum Frühstücken bot ich dem Prinzen Speyer oder Mutterstadt an (Mit dem Endziel Darmstadt eine etwas beknackte Wahl, da ewig weit voneinander entfernt, aber mein Orientierungssinn entspricht dem eines Karussellpferdes 😀
Kleiner Einschub: Hier ist die wohl berühmteste Szene aus Notting Hill, untermalt von dem wunderbaren Lied „Ain’t no Sunshine when She’s gone“ von Bill Withers – wir lieben sie! (Achtet auf die schwangere Frau zu Beginn – und am Schluß! Die Szene hat Regisseur Richard Curtis übrigens – laut imdb-Info – an einem einzigen Tag gedreht ; – ))
Der Prinz entschied sich für das Frühstück in Speyer. Als wir losfuhren, regnete es Bindfäden. Wir waren enttäuscht, die Wettervorhersage war aber der Meinung, das solle sich im Laufe des Tages noch erheblich bessern. Als wir in Speyer anlandeten, regnete es noch, aber das wurde besser, während wir im Café Maximilian frühstückten.
Um zu vermeiden, daß unser kleiner Herr Sonntag sich, wie er das gern in Cafés oder Restaurants tut, mit Bellen über die unerwünschte Pause beschwert, hatte der Prinz ihm auf der Fahrt in der Speyrer Fressnapf-Filiale ein puscheliges Liegekissen besorgt, von dem der junge Herr auch sofort sehr angetan war. Er ist ein Kuschelmonster, also liebt er alles, das weich und flauschig ist. Zu unserem größten Erstaunen legte er sich widerspruchslos auf das neue Kissen und blieb still da liegen, unterstützt von winzigen (wirklich ganz winzigen!) Stückchen meiner köstlichen Bratkartoffeln (ich hatte das „Farmer-Frühstück“ : – ) )
Bis zum Ende des Frühstücks hatte sich der Regen fast erledigt. Ich schwöre, daß ich mich nicht erinnere, wer von uns beiden betont beiläufig fragte „Wir sind hier doch ganz nah bei Frau Nigri, oder…?“ 😉
Das waren wir tatsächlich, allerdings nicht ganz so nah, wie ich hoffte, denn der Rolli war im Auto, das der Prinz zwei Häuserblocks weiter geparkt hatte und das Laufen zu Frau Nigri war recht mühsam für mich, obwohl ihre Tiramisù-Torte jede Anstrengung locker wert ist! Sie freute sich auch sehr, uns zu sehen (Sie nennt uns immer „meine Tiramisú-Freunde aus Worms“).
Unser Mausebär blieb wieder kreuzbrav auf seinem neuen Kissen liegen:

Ich lobte ihn sehr dafür, daß er nicht bellte, und er verstand es offensichtlich, denn er blieb ruhig liegen, ohne zu bellen. „Jaa, guut machst du das“, erklärte ich ihm und streichelte ihn.
Da stand plötzlich eine ältere Dame (Rentnerin) an unserem Tisch und sprach mich an:
“Ja – ich kam hier gerade so vorbei und sah, wie Sie das mit Ihrem Hund machen – ich bin in der Hundeschule von Frau Antoni!“ Aha. Bevor ich ihr erklären konnte, dass wir nicht in Speyer, sondern in Worms lebten und längst in einer guten Hundeschule angemeldet seien, kramte sie bereits einen Stapel Fotos aus ihrer Handtasche(*aaaargh*), den sie murmelnd („Na, wo isses denn?!“) mehrmals durchblätterte.“Aah, hier!“ triumphierend hielt sie mir das Portrait eines Langhaardackels auf einem Sessel unter die Nase. Ah, hübsch“, sagte ich bemüht höflich. „Nee – nix hübsch“, sagte sie energisch und startete eine längere Beschreibung ihres Hundes, der überall drauf darf (Sofa, Sessel), allerdings brav im Körbchen bleibt, wenn Besuch kommt. Ich nickte und lächelte höflich, denn sie hatte tatsächlich keinerlei Gespür dafür, dass sie gerade mit dem Feingefühl eines Brückenpfeilers in unser altes und ureigenes Tiramisú-Ritual geplatzt war. Aber: bevor ich ihr sagen konnte, dass wir gern allein wären, sagte sie überraschend:“ Ja – ich wollte Ihnen ein Kompliment machen, weil Sie das mit Ihrem Hund hier so wunderbar machen, so liebevoll. Noch einen schönen Tag!“ Und weg war sie. Wir guckten uns verblüfft an und lachten. (Ich hasse es, einfach so von wildfremden Leuten angesprochen zu werden…) Auf Wunsch des Prinzen erzählte ich Frau Nigri nichts von seinem Geburtstag (solange er dabei war . – )). Wie immer, drückte sie uns herzlich zum Abschied und wir düsten nach Darmstadt weiter. Zum Glück gibt es dort direkt vor der Kunsthalle Behindertenparkplätze. Wir erwischten einen davon. Aber: Um in die Kunsthalle zu gelangen, muss man Stufen hinunter, einen kleinen Vorplatz überqueren und auf der anderen Seite, vor dem Eingang, die Stufen wieder hinauf. „Ich geh mal Bescheid sagen“, kündigte der Prinz an. Die junge Frau an der Kasse kam uns bereits entgegen. Sie und der Prinz sprachen eine Weile, ich sah den Prinzen gestikulieren… und da dämmerte es mir: ich hatte völlig verschwitzt, hier anzurufen und zu fragen, ob Herr Sonntag rein dürfe! Wie konnte ich?!?!
Als der Prinz abwinkte und zu mir zurückkam, ahnte ich es schon: Behinderte dürfen netterweise rein, Hunde nicht.
„Also“, sagte der Prinz, „bummeln wir ein bißchen durch die Innenstadt?“ (Auch für ihn kam es nicht in Frage, ohne den Mausebären in die blöde Kunsthalle zu gehen.) Für mich, mit dem Rolli, hätte es einen stufenlosen Seiteneingang gegeben, aber wir hätten die Ausstellung sowieso nicht richtig genießen können ohne unseren großen bösen Kampfhund.
Wir bummelten also durch die Fußgängerzone, die in Darmstadt eine sehr schöne Atmosphäre hat. Die Sonne schien, es war sehr warm, doch in der Stadt gibt es recht viele Brunnen, so daß Herr Sonntag immer zu trinken hatte, obwohl wir seine höchsteigene Trinkflasche im Auto vergessen hatten.
Gaaanz beiläufig fragte der Prinz irgendwann, ob ich nicht Lust auf einen Kaffee hätte – und da ein Latte Macchiato bei mir immer zieht, landeten wir reeeiin zuuufällig im Martinsviertel, im Café Dreiklang. Dorthin hatte mich der Prinz zu meinem Geburtstag im Februar eingeladen, es hatte uns sehr gefallen. Da es zu meiner Verblüffung bereits auf den Abend zuging, hatte ich Hunger und wurde auf der Karte auch gleich fündig: „Cremige Maracuja-Polenta mit gebratenen Pfifferlingen“ stand da. Ich liebe Polenta! Der Prinz bestellte sich – gemäß seiner guten Vorsätze – einen großen Salat. Beim Getränk waren wir uns einig: Rhabarberschorle mit frischer Minze! Das Wetter war so schön, daß wir draußen sitzen konnten, unter den Platanen machte das richtig Freude.
Auf dem Rückweg zum Auto nahmen wir die Strecke durch den Herrngarten (= Schloßgarten). Das machte dem kleinen Herrn Sonntag so richtig viel Spaß! Viele neue Gerüche! Er geht gern mit uns an Orte, die er noch nicht kennt, er ist dann immer voller Entdeckerfreude. Das zeigt sich zum Beispiel an einem dicken Speichelfaden, der ihm dann aus der Schnauze hängt, angeregt durch die vielen neuen Nasen-Eindrücke.
Kurz, als wir wieder am Auto ankamen, war der kleine Hund ordentlich erledigt, er hatte auch etliche Kilometerzurückgelegt auf seinen dünnen Stöckerbeinen ❤
Bereits im Auto auf der Rückfahrt schlief er tief und fest. Zu Hause fiel er in sein Körbchen, umarmte sein neues Kissen und war weg ❤ :

Trotz der vielen Ausstellungen, die wir nicht anschauen konnten, weil Herr Sonntag nicht hinein durfte, war es, wie immer an unseren Geburtstagen, ein sehr sehr schöner Tag!
Uuuund zum Abschluß hier die grandiose Schlußszene aus Notting Hill, untermalt mit dem wunderschönen Lied „She“, gesungen von Elvis Costello! *sniff*
Meine Damen und Herren, ich danke Ihnen fürs Lesen!
(sich verneigend ab)
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