Wie Bärchen dem Tod entrann – Teil1/2

Mal wieder war hier eine lange Ruhepause, meine Lieben. Der Grund dafür war (und ist noch), dass der Bär sehr krank war und so gerade noch dem Tod von der Schippe springen konnte. Hier kommt Teil 1 meines Berichtes darüber, was passiert ist. Teil 2 folgt und handelt davon, wie es weitergehen wird und welche Veränderungen die Krankheit in unsere Leben gebracht hat. Begonnen hat alles kurz vor unserem Osterurlaub im lüttje Hus.

Natürlich dachtet ihr euch schon, dass wir wieder im geliebten Ostfriesland waren, nech? Allerdings ist dieser Urlaub auch schon wieder Wochen her – er war um Ostern herum😃 Diesmal allerdings war der Urlaub ein Horror: Wir wären nämlich beinahe ohne Bärchen zurückgekommen und hätten dafür in unserem Woquarder Garten ein Hundegrab gehabt. Was war los?! Der Bär hatte ein akutes Nierenversagen. Die Werte waren so katastrophal, dass er beinahe daran gestorben wäre – WENN Hertas Tierärztin ihn nicht professionell behandelt und gerade noch so gerettet hätte. Angefangen hatte das Drama bereits etwa zwei Wochen vor unserer Abreise. Da ging das Bärchen durch eine heftige Phase des Brechdurchfalls. Es wurde so schlimm, dass wir, da der Highlander gerade lange Wartezeiten (coronabedingt) hatte, die mobile TÄ des Tierheims anriefen. Der Kleine litt sehr, da die Krämpfe des Würgens sehr stark waren und er sich zugleich schämte, dass er den Boden eingesaut hatte. Wir konnten ihm nicht begreiflich machen, dass es nicht schlimm war. Die Ärztin kam schnell und gab ihm eine Spritze „Anti-Kotz“. Die half umgehend. Sie tastete noch seinen Bauch ab, ob ein Darmverschluss vorliegen könne, fühlte aber nur seine Hoden, die sich bei ihm im Mutterbauch zwar entwickelt hatten, aber im Bauch geblieben waren, statt nach außen zu wandern. Sie liegen bei ihm in den Leisten (deshalb glauben viele andere Hundebesitzer, er sei kastriert. Zeugungsfähig ist er aber vermutlich dennoch, meint der Highlander.) Die Ärztin sagte, der linke Hoden sei vergrößert und fühle sich hart an – es könne ein Tumor sein… Sie gab uns einen Termin für einen Bluttest. Dieser ergab: Keine Tumormarker im Blut – gesundes Bärchen! Wir düsten guter Dinge los Richtung Woquard. Dort begann das Kotzen wieder, und es brach uns das Herz zu sehen, wie er schuldbewußt und ängstlich zum Prinzen hochschielte. Der Prinz umarmte ihn, sagte „Alles gut, Schatz.“ und wischte die Pfütze weg. Es wurde nicht besser. Die TÄ, die direkt in Woquard ist, hatte uns vom Bauchgefühl her nicht so zugesagt. Also fragten wir Herta, wo sie mit Bella hingeht. Dres. Trei & Gosselaar in Canum, sagte Herta. Der Prinz rief sofort an und wir bekamen gleich einen Termin für neun Uhr morgens. Die Praxis ist gut auf Corona eingestellt: Man sagt Bescheid, dass man da sei und wartet draußen im Auto. Die TFA kommt vor die Tür, ruft die Patienten auf und nimmt das Tier mit hinein. Der Besitzer kann um die Ecke gehen. Da steht eine dreiseitige Kiste aus MDF-Platten, etwa so groß wie eine Telefonzelle (weiß noch jemand, was das ist? 😉 ) Die Zelle steht direkt vor einem der Fenster, das gekippt ist. An der Fensterseite hat die Kiste keine Wand, so dass man durch das gekippte Fenster mit der Ärztin sprechen kann. Der Behandlungstisch steht direkt am Fenster, so haben Tier und Mensch immer Blickkontakt. Gut gelöst! Die Ärztin nahm Bärchen Blut ab und bestellte uns für elf Uhr zurück. Da es mit dem Auto nur fünf Minuten sind, fuhren wir nach Hause. Punkt elf standen wir wieder in der Zelle. Schlechte Nachrichten: Seine Nierenwerte seien katastrophal, sagte die Ärztin, „als Mensch wäre er Dialysepatient“.  Sie schlug uns vor, ihn bei ihr zu lassen, damit sie ihn an einen Tropf legen könne, der sein Blut reinigen und so den Nieren helfen solle, wieder in Schwung zukommen. „Aber“, warnte sie, „selbst, wenn er sich wieder erholt, kann niemand sagen, wie lange er noch leben wird!“ Egal – zu diesem Zeitpunkt waren wir bereit, einfach alles zu versuchen. Die Praxis schließt um 18 Uhr, da sollten wir ihn wieder abholen. Wir verbrachten also einen ganzen Tag im lüttje Hus ohne Bärchen, hörten kein Krallentickern auf dem Laminatboden, sahen die ganze Zeit seinen leeren Sessel und sein leeres Körbchen und versuchten, der Realität ins Auge zu schauen: dass der Bär an diesem Tage sterben könnte. Unsere Gedanken liefen im Kreis: Entweder ruft die Ärztin an und sagt, dass sie ihm nicht mehr helfen kann – oder er ist bereits tot, wenn wir kommen, um ihn abzuholen. „Wenn sie sagt, er ist so krank, dass Einschläfern das Beste für ihn sei, würde ich es nicht hinauszögern wollen“, sagte der Prinz tapfer. Ich holte tief Luft und stimmte zu.  Aber als wir um 18 Uhr an der Praxis ankamen und die Holz-Zelle betraten, da stand hinter dem Fenster am Behandlungstisch die Ärztin – mit unserem putzmunteren Bärchen auf dem Arm! Beinahe hätten wir beide vor Erleichterung geheult! Sie erklärte, der Bär sei sehr brav gewesen und habe nur einmal gemotzt, dass es ihm nun reiche und er nach Hause wolle. Der Tropf, an dem er den ganzen Tag lang gehangen hatte, habe den „Eiweiß-Müll“ aus dem Blut gespült, den seine Nieren nicht hatten bewältigen können. Danach seien die Nieren wieder in Schwung gekommen, „aber es ist dennoch nicht abzusehen, ob das so bleibt“, warnte sie. „Niemand kann jetzt sagen, wie lange er noch leben wird.“ Genau da begann der Bär energisch zu strampeln. Sie lachte und sagte: „Okay – er will jetzt nach Hause!“ Auf der Rückfahrt und später zu Hause war er jedenfalls erfreulich munter, und wir überwachten ihn mit Argusaugen. Er war erschreckend mager und sehr still, wirkte aber nicht mehr so krank. Er darf kein Futter mehr essen, das Eiweiß enthält, weil seine Nieren dies nicht mehr abbauen können. Bei Hunden in seinem Alter (er wird im August 15 Jahre alt!) sei das nicht ungewöhnlich, hatte uns die Ärztin erklärt. Es gibt Nieren-Diätfutter für Hunde, davon gab sie uns einige Dosen mit (das führen aber auch Läden wie Fressnapf). Da das Diätfutter kein Fleisch enthält, sondern hauptsächlich Füllstoffe wie Kartoffeln, ist es sehr trocken und kommt in krümeligen Brocken aus der Dose. Es riecht nicht gut und der Bär hasste es vom ersten Bissen an. Kohlenhydrate und Fett sind ok, aber Eiweiß ist sein Todfeind, hatte uns die Ärztin erklärt. Zudem hat er einen Herzfehler, der das Nierenproblem verschärft. Jeden Tag muss er eine Herztablette nehmen, die seinen Blutdruck regelt. Da die Tabletten nach Leberwurst schmecken, nimmt er sie gerne 😁 Dazu gab uns die Ärztin homöopathische Tropfen mit (Solidago = Goldrute), um seinen Blasen- und Nierenapparat zu unterstützen. Damit der Highlander weiß, wie sie Bärchen behandelt hat, drückte sie uns einen ausführlichen Bericht für ihn in die Hand. Das erwies sich als sehr praktisch, denn der Prinz ging sofort nach unserer Rückkehr mit Bärchen zum Highlander, der die leckeren Tabletten vorrätig hatte und dem Prinzen mehrere Fläschchen mit dem Goldrute-Mittel abfüllte. Der Bär weigerte sich anfangs, sich das Zeug ins Maul tropfen zu lassen. Tipp Highlander: Einige Tropfen auf ein Stück Brot träufeln und das aus der Hand füttern. Erfolg! Experimentieren zeigte, dass der Bär am liebsten Vollkorntoast mag. Davon verbrauche ich viel, so ist immer genug im Haus. Der abgemagerte Bär war ein erschreckender Anblick. Er hat ja sowieso das Äußere seines Windhund-Vaters geerbt und ist sehr schlank und windschnittig. Jetzt aber sah man jede Rippe, jeden Rückenwirbel und seine Beckenknochen stachen spitz hervor.

Hier geht es zu Teil 2!

Captain Obvious ist unterwegs😀

Grüße aus dem Lüttje Huus, ihr Lieben! Leider müssen wir ja  am übernächsten Montag schon wieder zurückfahren 😦 Mein Pippilein fehlt mir sehr, aber ich weiß die Mädels ja bei der Buchhändlerfreundin in guten Händen. Zur Zeit schuftet der Prinz in der Hitze, die hier auch gern über 30 Grad ansteigt (abends auf dem Deich ist es dafür angenehm).

Die vordere Seite unseres Grundstücks hier ist zur Straße hin komplett offen, so daß wir Le Bär nur mit langer Leine vor die Tür lassen können (die Leine reicht exakt bis zur Grundstücksgrenze). Er begreift nämlich das Konzept „Auto“ nicht, und das Risiko ist uns zu groß, obwohl wir hier in einer 30 kmh-Zone wohnen. Schon seit einer Weile planen wir einen Zaun, zumal  die fehlende Abgrenzung dazu führt, daß Leute gern einfach ihre Autos hier vor dem Haus parken, wenn sie jemanden im Dorf besuchen. So hatte der Prinz gestern ausgemessen und wir bösen Leute haben den armen Hund im Haus zurückgelassen, um im Baumarkt einen Zaun auszusuchen. Da ich ja wegen der  Behinderung kaum helfen kann, blieb die meiste Arbeit am Prinzen hängen. Das tat mir weh, weil ich früher leidenschaftlich gern „gehandwerkert“ habe, und es fehlt mir sehr. Nun, dank der einfachen  Bauweise des Zauns (Pfosten in die Erde, Zaunteile dranschrauben) dauerte die Arbeit nur wenige Stunden und nun steht unser Zaun! Unter reger Anteilnahme der Nachbarschaft allerdings, das heißt, daß alle paar Minuten jemand mit einem freundlichen „Moin!“ auf der Straße steht und fragt „Ach, macht ihr’n Zaun?“ Der nette Nachbar gegenüber, G., .bot gleich seine Hilfe an. (Ich liebe das Leben in diesem Dorf! Woquard ist toll!)Ich muss mir ja jedes Mal das Lachen verkneifen, wenn jemand den Zaun anguckt und fragt, ob wir einen Zaun aufstellen. Das ist wie in unserem Wormser Dorf, wenn wir mit Bärchen zum Abendgassi gehen und Leute sagen:“Ach,na, geht ihr noch ein bisschen spazieren?“

Ach ja, Zaunfotos: so sah es vorher aus: alles offen, Fremde haben beliebig geparkt, Bärchen in  Gefahr.

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Und jetzt, mit dem neuen Zaun:

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Wirkt gemütlicher, oder?

Der schöne Baum im Vordergrund ist unsere geliebte Rotbuche. Der kleine Hund dahinter…ähm… der kam zufällig gerade vorbei. 🤣

Die Einfahrt selbst werden wir mit einer Spannkette verschließen, also wenn wir nicht da sind. Während unserer Urlaube hier bleibt die Einfahrt offen und die Kette lagern wir im Hausflur (wenn wir hier sind, wissen es sowieso alle ;). Mit Herta ist vereinbart, daß, wenn wir nicht da sind, ihre Kinder die Kette abnehmen und in der Einfahrt parken dürfen. Übrigens ist Herta  kürzlich Zwillings-Uroma geworden und stolz wie Oskar 😀

Nun fehlt noch die kleine Terrasse vor der Küche, die wir noch fliesen wollen (also die Terrasse.)  Jetzt haben wir noch eineinhalb Wochen, bis wir zurück müssen, und am Ende des Monats kommt dann der Umzug (und wir wünschen uns sehnlichst, es wäre schon der Umzug hierher, nach Ostfriesland!)

Noch mehr Gemöbel

ging heute morgen weg, darlings. Im ehemaligen Kuhstall hatten wir noch (Eß-)Tische und Stühle stehen, die wir Ende August nicht mitnehmen können, weil kein Platz im neuen Haus ist. der Prinz hatte alles fotografiert und die Fotos der zuständigen Dame bei der Caritas geschickt mit der Frage, ob sie dafür wohl Abnehmer hätte. Gerne, schrieb diese zurück, gern wolle sie das Gemöbel in denCarLa (Caritas-Laden) stellen. Heute morgen kamen einige CarLa- Mitarbeiter und luden alles in ihren Bus. Die Sachen werden Flüchtlingen zugute kommen,das freut uns besonders. Jürgen, unser Vermieter, wird sich freuen, daß schon wieder etwas mehr Platz geschaffen ist. Und der Prinz, der Bär und ich freuen uns jetzt erst einmal auf zwei schöne Wochen im Lüttje Huus. Da bereiten wir uns dann seelisch-moralisch auf den Umzug Ende August vor. 😀 Gudrun hat uns mit  einer Menge Kartons versorgt. Sie arbeitet in einer Firma, die zum Verkauf ihrer Produkte ihre eigenen Versandkartons herstellt. Manchmal klappt da etwas nicht richtig, so kann mal ein Aufdruck schief sitzen oder eine Falz unsauber sein. Diese Kartons sortieren sie dann aus und die Mitarbeiter der Firma können sie kostenlos mitnehmen. So hat Gudrun uns etwa 30 Kartons mitgebracht, die wir natürlich gut gebrauchen können – nicht nur für Bücher!

Eingeheizt

Vorhin rief Herta mich  an und bat dringend um einen Rückruf des Prinzen. Dieser kam gerade da ins Haus, bestückt mit Pizza und Rotwein, und übernahm das Telefon gleich. Es war ein kurzes Gespräch. Ergebnis: Die Heizung war mal wieder ausgefallen und Herta hatte wie immer gleich den Techniker kommen lassen. Der hatte nur noch den Tod der Heizungsanlage feststellen können. Nun war Herta ziemlich aufgeregt – sie schaut ja regelmäßig nach unserem Huusje. Aber der Prinz beruhigte sie. Die Heizung hatte schon zu Zeiten der Vorbesitzer des Hauses ihre Macken gehabt. Das hatte uns Herr Beckmann bei der Übergabe des Hauses auch erklärt und gewarnt, daß vermutlich bald eine neue Heizung fällig werden könne. Und so hatte der Prinz still und leise schonmal etwas Geld für den Fall der Fälle zurückgelegt. Deswegen streßte ihn Hertas Nachricht jetzt auch nicht. Er schaute gleich mal im Internetz nach, welche Fördergelder es gibt (da ist so einiges!). Anfang August sind wir wieder „oben“, da kann der Heizungsmann gleich zu einem Gespräch kommen. Jetzt haben wir mit der Heizung dauernd Ärger, der jedes Mal Geld kostet. Also, sagt der Prinz, lieber einmal in den Spartopf greifen und das zurückgelegte Geld ausgeben, dann haben wir aber eine zuverlässige Heizung, die es warm macht.

Es geht vorwärts…

… mit dem Auf- und Ausräumen angesichts des Umzugs Ende August, ihr Lieben. Wie der Prinz immer wieder seufzend und stöhnend betont: das Schlimmste sind die Bücher – und davon besitze ich den Löwenanteil. Aber so schrecklich Bücher auch sind, wenn man umzieht: ich liebe jedes meiner Bücher! Der Prinz kann das nicht nachvollziehen. Also habe ich tief durchgeatmet und mich dazu überwunden, mich von einigen Büchern zu trennen, sprich: sie an das Online-Antiquariat Momox zu verkaufen. Bei mir sind damit bisher rund 100 Euro zusammengekommen. Ab zehn Euro Ankaufswert übernimmt Momox den Versand, so hat der Prinz gepackt wie ein Weltmeister und vorhin noch mit Irmtraud, unserer Posthalterin, die Abholung der Pakete durch unsere DHL-Jungs vereinbart. Dabei teilte Irmtraud ihm mit, daß sie die Poststelle zum Ende des Monats schließt, weil sie in den Ruhestand geht. Das heißt dann für uns alle hier im Dorf,daß wir mit Post-Angelegenheiten ins Nachbardorf fahren müssen. Bisher bin ich immer schnell mit dem Rolli zu Irmtraud rübergefahren. Nun werde ich sie wohl nur noch bei Veranstaltungen im Dorf treffen, oder wenn wir uns bei der Hunderunde begegnen. Schade, aber wir bleiben ja im Dorf, bis es nach Woquard geht, so verlieren wir uns nicht aus den Augen. Zur Zeit habe ich meine Bücher und den Fernseher im „Abhäng-Zimmer“, wie ich es nenne. Wenn wir in Gudruns Haus umziehen, werde ich mir meine „Büro-Ecke“ in einem der Zimmer im Obergeschoß einrichten, da kommen dann auch meine Bücher dazu, das Stehpult und vielleicht eine kleine Liege oder sowas für kleine Mittags-Nickerchen. Da oben gibt es auch ein kleines Dachzimmerchen mit Dachfenster, sehr gemütlich, das wird unser Fernsehzimmer. Da ist auch Platz für die DVDs. Ach, ich wünschte, wir hätten es schon hinter uns! Ende August darf gern bald sein 😉  Für die nächsten Jahre im neuen Haus haben wir beschlossen, daß es ein neues System gibt: Wir stellen Sammelboxen auf: für Bücher, die wir ehrlicherweise nicht mehr lesen, für Kleidung, die uns nicht irgendwann wieder passen wird, und für allen anderen Kram, der nicht in unser neues Leben in Woquard paßt. So sortieren wir systematisch schon vorher Ballast aus, der uns sonst nur Kraft und Energie kosten würde.

Osterfrust!

Vorhin war ein Brief von der Gemeindeverwaltung Krummhörn im  Kasten, meine Lieben: Nicht nur haben die Länder Niedersachsen und Schleswig-Holstein den Zugang zu den Inseln gesperrt, sondern der Landkreis Aurich hat auch bis zum 18. April die Nutzung von Zweit-bzw. Ferienwohnungen verboten. Seit gestern bereits müssen alle entsprechenden Wohnungen geräumt sein. Uns lüttje Huus gilt dort als Zweitwohnsitz, da das Huus uns zwar gehört, wir aber hier in Worms gemeldet sind und nicht dort. Also ist damit unser Osterurlaub erledigt. Der Prinz sagt, er habe damit gerechnet, aber ich habe das nicht, und es trifft mich sehr hart. Wir hatten vom 8. bis zum 14. April hinfahren wollen, und das fällt mitten in die Sperrzeit. Jetzt muß ich erstmal unsere Friesen-family informieren, also Herta, Edda und Tinus. So eine verfickte Dreckscheiße. 😦

Nachsitzen: Karneval!

Puh! Schon seit über einer Woche sind wir zurück von unserer Karnevalsflucht, ihr Lieben, und so viel ging hier ab, daß ich mal wieder nicht zum Aufschreiben gekommen bin – Therapie-Fortschritte (klein, aber erfreulich), Orthese mal wieder kaputt, Henry der Rolli hat Luftbereifung bekommen, und ich habe eine Sucht nach Quizsendungen entwickelt und verbringe viel Zeit bei Juhtjuhp, hauptsächlich mit „Gefragt-Gejagt“ und „Der Quiz-Champion“.

Jetzt aber mal schnell zu unseren sechs Fluchttagen in Woquard…

…unter Protest zurückgekehrt mal wieder, aber das ist ja nichts Ungewöhnliches, denn bei jedem Aufenthalt in Woquard verlassen wir uns lüttje Huus nur äußerst ungern! Wie wir es uns schon vorher gedacht hatten, war es wieder ein „Indoor-Urlaub“, denn es war sehr kalt, stürmisch und äußerst naß (es regnete fast ohne Unterlaß, über alle sechs Tage hinweg). Die Fahrt war eklig, bei heftigem Regen und Sturmböen, die unseren kleinen tapferen Nissan Note heftig schüttelten, es war etwas unheimlich 😉

Unsere „Ersatz-Mama“ Herta hatte im Erdgeschoß schon die Heizkörper aufgedreht, und das war nötig, denn der eisige Sturm hatte das Huus ganz schön durchgekühlt!  Die Regenfluten hatten zudem den Grundwasserspiegel so erhöht, daß sich ein kleiner See durch einen sehr schmalen Ritz in der Kellerwand gepreßt hatte. Zum Glück ist der Keller nur ein kleiner Raum unterhalb des Hausflur-Bodens, und dort gibt es nichts, das hätte Schaden nehmen können. Herr Beckmann, der Vorbesitzer, hatte dort einige Stapel übriggebliebener Bodenfliesen gebunkert, denen war das Wasser egal. Wir nutzen den Raum derzeit gar nicht. Der Prinz hatte letztens mal einen kleinen Staubsauger gekauft, der auch Wasser aufnehmen kann, damit war das Kellerchen  in kurzer Zeit wieder trocken.

Wie üblich, schauten Herta und Bella vormittags herein. Bella, der kleine Sonnenschein, freute sich wie wild, uns (und vor allem das Bärchen!)  wiederzusehen. Ihr erster Weg führt immer zu seinem Futternapf, da klaut sie ihm etwas von seinem Trockenfutter. Dafür hat Herta immer Leckerli in ihrer Westentasche, die sie unermüdlich an beide Hunde verteilt. Das Wetter blieb kalt, stürmisch und naß. Zum Glück fühlen wir uns im lüttje Huus so wohl und heimisch, daß wir auch gut einige Tage drinnen verbringen können. Herta brachte uns erst einmal dorftechnisch auf den aktuellen Stand: Die Nachbarn gegenüber trennen sich. Das ist vermutlich nur für uns nicht sooo interessant, denn wir kennen die beiden nur vom Sehen und Grüßen, näheren Kontakt hatten wir bisher noch nicht (obwohl sie sehr nett sind, wie alle Menschen hier).

Als Herta aber erwähnte, daß die Frau plane, wegzuziehen, wurde ich hellhörig. Es gelang mir, meine Stimme neutral zu halten, als ich fragte:“ Dann nimmt sie die Kinder wohl mit?“ Es gelang mir ebenfalls, nicht jubelnd auf dem Tisch zu tanzen und eine Magnum-Pulle Sekt im Haus zu verspritzen, als Herta nickte und bestätigte: „Sie zieht zusammen mit den Kindern weg, aber alle14 Tage kommt sie am Wochenende, um ihm im Büro zu helfen“. Info für die, die mich jetzt ganz entsetzt als Kinderhasserin bezeichnen: Ihr habt recht! Ich habe gelernt, Kinder als notwendiges (wenn auch nerviges) Übel zu tolerieren, und schaffe es, mich in ihrer Gegenwart einigermaßen zivil zu verhalten. Diese beiden Kinder, ein Junge und ein Mädchen, beide vorpubertierend, haben mir dies sehr schwer gemacht: extrem verzogen und verwöhnt (warum schaffen es spätgebärende Mütter nicht, ihren Kindern Grenzen zu setzen???), weil, wie das Mädchen mir einmal erklärt hatte, ihre Mutter ihnen gesagt hatte, sie dürften „machen, was wir wollen!“ Und das taten sie auch, jeden verdammten Tag, bis ich dem Irrsinn nahe war und den Kauf des Hauses zu bereuen begann.

Der Prinz versuchte mich zu trösten: “Schatz“, sagte er, bis es soweit ist, daß wir hierherziehen können, wohnen die bestimmt nicht mehr bei ihren Eltern, da studieren die schon irgendwo anders!“

Aber nun hat es das Schicksal doch anders gewendet. Natürlich ist es immer bedauerlich, wenn eine Ehe auseinandergeht, vor allem, wenn Kinder da sind, die ihren Vater ebenfalls lieben und die Mutter nicht bereit ist, den Kindern auch Zeiten mit dem Vater zu gönnen (ich weiß das sehr gut aus eigener Erfahrung.) Deshalb finde ich es prima, daß die beiden gegenüber offenbar eine gute Möglichkeit gefunden haben, sich in Freundschaft zu trennen. Dazu gehört ja auch eine gewisse Größe. Ich jedenfalls bin zutiefst dankbar und erleichtert, daß die beiden Dämonenkinder, wie ich sie immer genannt habe, nicht mehr hier wohnen. Ich wünsche ihnen und ihrer Mutter alles Gute, aber, wie Oma immer sagte: „Geh mit Gott, aber flott!“ Allerdings: Billy, der bildschöne Australian Shepherd der Familie, bleibt hier, bei dem Mann. Das freut vor allem unser Bärchen, denn er verbellt Billy immer sehr erbittert, wenn dieser es wagt, mit seinem Herrchen am Haus vorbeizulaufen.

Die Tage vergingen wunderbar ruhig und wir waren wieder einmal sehr dankbar, daß es bei den Protestanten keinen Karnevalsscheiß gibt. Mein Geburtstag fiel auf den Rosenmontag. Das wäre gar nicht aufgefallen, aber der Prinz mußte mir gleich morgens sagen, daß er kein Café gefunden hatte, in das er mich zum traditionellen Frühstück hätte ausführen können, denn fast alle Cafés haben montags geschlossen! Um diese Zeit sind ja kaum Urlauber in der Gegend, nur Karnevalsflüchter wie wir, so schließen viele Betriebe gleich montags und dienstags. Der Prinz war sehr enttäuscht, denn es war ja mein erster Geburtstag im lüttje Huus.

Allerdings, verriet er mir, habe er kleine Bratwürstchen, Bacon, Eier und weiße Bohnen eingekauft und könne mir somit ein English breakfast anbieten.  Da ich sowieso noch im Schlafanzug war und wenig Lust hatte, mich anzuziehen und in den Regen, den Sturm und die Kälte rauszugehen, freute ich mich natürlich sehr und der Prinz warf gleich den Herd an. Tee haben wir, als gute Bald-Ostfriesen, immer im Haus – und wir stellten fest, daß der gute Tee von Thiele durchaus mit einem English Breakfast Tea mithalten kann.

Auf die Bohnen verzichtete ich. Weiße Bohnen, egal in welcher Größe, schmecken mir nicht, aber der Prinz mag sie. Zudem hatte er sich die Mühe gemacht, die Toastscheiben, statt sie in den Toaster zu stecken, in der Pfanne mit Butter anzurösten, so wie ich es aus England kenne. Die sausages hatte er drumherum drapiert und auf dem Toast lag ein Spiegelei (sunny side up). Da ich Tomaten nicht ausstehen kann, übernahm der Prinz auch diese.

Nach dem Frühstück bekam ich Geschenke, dieses Shirt:

plutoshirt

Ist es nicht super? Wie findet Ihr’s?

Und diese DVDs:

kosmos

Beide Geschenke sind Herzenswünsche! ❤

Nachmittags kamen, auf meine Einladung, Herta sowie Edda und Tinus rüber, auf ein Glas Sekt. Herta und Edda verstehen sich gut und mögen einander gut leiden. Herta und Tinus wiederum kennen einander seit Jahrzehnten, sie sind beide im Kirchenvorstand. Die beiden redeten entspannt viel op Platt miteinander. Edda, der Prinz und ich verstehen Platt ganz gut, können es aber zu unserem Bedauern noch nicht sprechen. Aber daran arbeite ich! 😀 Es fühlte sich so wunderbar familiär an, mit den drei Lieben ❤ .

Edda fragte, wie alt ich nun eigentlich sei. Als ich sagte „59“, war ihre Antwort: „Ey, da könnte ich ja deine Mama sein!“ „Oh nee, lass mal“, lachte ich, „ich find’s gut, daß du meine Freundin bist!“

Es folgte ein allgemeines Philosophieren über das Alter (Edda und Tinus werden dieses Jahr beide 80, Herta 77). „Wahrscheinlich krieg‘ ich ’n Moralischen, wenn ich 80 werde“, sagte Edda düster, „und sauf mir einen an.“

„Ich nicht“, sagte Tinus fröhlich, „ich fühle mich wie 65!“ Kein Wunder – er ist frisch verheiratet, total verliebt in seine Edda, und er spielt regelmäßig Tennis 😉

Am Abend ging es rüber nach Greetsiel, da führte mich der Prinz zum Essen aus, ins Hohe Haus, das eigentlich ein Hotel ist, in dessen Restaurant man aber sehr lecker essen kann. Es schmeckte wundervoll, wir tranken Jever dazu, und ich hatte fast schon vergessen, was für ein tolles Bier das ist.

Langer Rede kurzer Sinn: Ich hatte mal wieder einen wundervollen Geburtstag – der nächste ist rund, da möchte ich etwas Besonderes machen, habe aber noch keine Idee. (Im Februar Geburtstag zu haben ist schiet, da kann man draußen nichts veranstalten!)

Am Dienstag und (Ascher)Mittwoch machten wir uns noch eine gemütliche Zeit auf der Couch. Ich hätte mir gern in der Messe das Aschenkreuz geholt, aber das kennt die evangelische Liturgie nicht, wie mir Herta erklärte. Es gibt in Pewsum, also praktisch gleich nebenan, eine katholische Kirche. Die ist sogar ausgeschildert, so selten sind die hier!

Am Mittwochabend mußten wir wieder zurückfahren. „Irgendwann, mein Schatz“, sagt der Prinz dann immer, „irgendwann kommen wir hier an und müssen einfach nie wieder zurück!“ Ich kann es nicht erwarten. Jetzt muß es nur schnell Ostern werden, denn dann geht es wieder zurück in die Ostfriesenheimat!

 

 

 

 

Lebt denn die alte Lakritzefrau noch?

Ja, sie lebt noch, sie lebt noch, sie lebt noch!

Hey ihr Lieben,

seid ihr überhaupt noch da draußen, oder zumindest einige von euch? Ich habe ja seit gefühlten Jahrhunderten nichts mehr gebloggt 😉. Das liegt unter Anderem daran, daß sich therapie-technisch einiges getan und geändert hat und derzeit viel im Gange ist, so bin ich sehr mit mir und – erfreulicherweise – auch mit meinen Fortschritten beschäftigt. Weihnachten und der Jahreswechsel scheinen schon eine Ewigkeit her zu sein, das geht euch sicher auch so, oder? Wir hatten in dieser Zeitspanne zwei wundervolle Wochen im Lüttje Huus und dieses Mal konnten wir uns nach der Rückkehr hier kaum noch zurechtfinden!

Es regnete jeden Tag und es war kalt, somit verbrachten wir einen kuscheligen, gemütlichen „Indoor-Urlaub“, der hauptsächlich aus Essen (u.a. ganz viel Omas Hühnersuppe), lesen, Dokus gucken und dem hier bestand:

mittagsschlaf

domisofa

Einmal waren wir up diek, aber die Deichkrone war eine reine Matsche-Strecke, glitschig und zu riskant für mich.

Der Prinz hat mir zu Weihnachten einen Herzenswunsch erfüllt, den ich aber aus praktischen Gründen im lüttje Huus gelassen habe:

bardcomplete

Es ist über A4 groß, hat über 1000 Seiten und ist so schwer, daß ich es mit einer Hand nicht mal anheben kann 😀

Zu den Änderungen in der Therapie: mein wunderbarer Physiotherapeut Hubert hat vor einigen Wochen in eine andere Praxis gewechselt. Zum Glück ist das dem kleinen Herrn Sonntag nicht so sehr aufgefallen, denn Physio ist ja nur einmal in der Woche. Aber Hubert und das Bärchen waren von Anfang an BFF, und Hubert hatte immer eine Leckerei für das Bärchen dabei (meist eine Kaustange, die er dem Hund seiner Freundin gemopst hatte 😉). Nun hat meine Physiopraxis sogar gleich zwei Mitarbeiter, die hier bei uns im Dorf wohnen, eine sehr nette junge Frau, die aber gerade im Mutterschutz ist, und eben Christoph, der jetzt statt Hubert die Physio mit mir durchzieht – und der ganz verliebt in das Bärchen ist. Auch er bringt dem Kleinen immer ein Leckerli mit. Zudem hat er – als praktisch Fremder – einen ganz neuen Blick auf mich, das ist ein Vorteil, denn mit Hubert hatte ich seit acht Jahren zusammengearbeitet, und da schleift sich so manche Routine ein. Ich hatte Christoph gesagt, daß ich die Orthese für das linke Bein gern loswürde, denn die 1,3 Kilo Zusatzgewicht machen sich nach nunmehr über zwei Jahren im rechten Knie schmerzhaft bemerkbar. Christoph testete meine Muskeln im linken Bein und stellte fest, daß sich einige bereits stark zurückgebildet haben, weil ihnen die stützende Orthese ja praktisch die Arbeit abnimmt. Diese Muskeln sind so schwach geworden, daß sich das Knie beim Gehen immer noch stark nach hinten durchbiegt (das war der Grund, warum ich die Orthese ursprünglich bekommen hatte). Deswegen kann und möchte er nicht gleich mit Kraftübungen beginnen, sondern die Muskeln erst einmal mit Hilfe eines TENS Gerätes aufbauen. Zum Glück hat mir unser Hausarzt gleich eines verschrieben und die Krankenkasse hat es ohne Weiteres genehmigt. Nun muß ich erst einmal täglich 25 Minuten lang leichten Strom (fünf Milliampere) durch die Muskeln im linken Bein laufen lassen, bis diese etwas stärker geworden sind. (Der Batteriestrom ist kaum spürbar, es kribbelt nur leicht, und ich kann dabei lesen oder surfen. Das Gerät schaltet automatisch ab.) Später können wir dann mit Kraftübungen anfangen, bis ich irgendwann hoffentlich die Orthese einmotten kann. Christoph sagte mir schon, daß ich vermutlich ein Jahr lang Geduld dafür aufbringen muß. Aber dazu bin ich bereit! Ich bin voll motiviert!

Auch der linke Arm macht sich gut. Meine frühere Ergotherapeutin, Stephanie, hatte vor etwa zwei Jahren die Ergotherapie aufgegeben, da sie gemeinsam mit ihrem Bruder die Leitung des elterlichen Handwerksbetriebes übernahm, als die Eltern in den Ruhestand gingen. Dafür hat ihre Kollegin Frau E. meine Betreuung übernommen, und mit ihr bin ich schon richtig weit gekommen: ich kann den linken Arm gegen die Schwerkraft anheben und in eine gewünschte Richtung führen. Auch Übungen wie: Sitzen am Tisch mit der Hand auf dem Knie, den Arm anheben und die Hand gezielt auf dem Tisch ablegen und dann das Ganze umgekehrt, ohne die Schulter mit zu bewegen – das klappt jetzt gut, ist aber erstaunlich anstrengend. Zurzeit übe ich, das Handgelenk zu drehen – boah, Ist das schwer! Denn Schultern und Rücken wollen unwillkürlich helfen, sollen aber nicht – daran arbeiten wir jetzt jedes Mal. Das nächste Therapieziel sind die Finger, die ich immer noch nicht aktiv strecken kann. Wir wollen dahin kommen, daß ich mit der linken Hand wieder aktiv etwas greifen kann. Frau E. hat eine tolle Art, mit mir zu arbeiten, ich bin nach jeder Einheit mit ihr gut gelaunt und sehr motiviert.

Eine weitere Änderung ist Henry. Henry ist Ollis Nachfolger. Ja, Olli der Rolli schiebt jetzt eine ruhigere Kugel. Gerade bei unebenen Wegen wie auf Kopfsteinpflaster mit Olli hatte ich hinterher immer starke Kreuzschmerzen. So fragte ich bei der Krankenkasse nach, ob ich einen orthopädisch besser geeigneten Rolli bekommen könne. Zum Glück sagten sie mir den zu. Sie stellten Roger, dem Inhaber des für mich zuständigen Sanitätshauses, einen Betrag zur Verfügung, mit dem dieser mir etwas Geeignetes zusammenstellen sollte. Der Prinz und ich trafen uns samstags mit Roger im Laden und berieten. Wir waren uns schnell einig, daß wir bei einem Modell der bewährten Firma Küschall bleiben wollten (wie Olli). Der Neue sollte allerdings leichter sein, damit der Prinz ihn besser ins Auto laden kann. Roger schlug einen für den Lendenwirbelbereich schonenderen Sitz sowie eine Auflage für den linken Arm vor. Ich wünschte mir Licht wie am Fahrrad, da wir bei gutem Wetter mit dem Bärchen ja auch abends Gassi gehen. Uuund:  Ich hatte freie Farbwahl!

Schaut mal, das ist Henry:

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Schick, oder?

Die „e-Fix“ – Räder sind einfach von Olli zu Henry rüber gewandert, denn in deren Naben sitzt der Elektromotor. Roger mußte sie nur umstecken. Der Akku liegt nach wie vor in einer Tasche unter dem Sitz. Henrys ursprüngliche Räder trägt jetzt Olli, damit ist er zu einem ganz normalen Rollstuhl geworden, den man schieben muß. Wir wollen ihn am Lüttje Huus in die Garage stellen, um dort notfalls einen Rolli für kürzere Ausflüge zu haben. Nach vorne hat Henry eine weiße Lampe, nach hinten ein rotes Licht, wie ein Fahrrad. Die Lampen lassen sich abziehen und aufladen (mit dem Handy-Stecker). In den nächsten Tagen bekommt Henry noch Luftbereifung, für holperige Strecken. Dann werden Touren durch Brudis Wohnort und Wissembourg, Strasbourg oder Metz nicht mehr so schmerzhaft – in your face, Kopfsteinpflaster! \o/ Zudem hat Roger mir noch ein Schaffell für den Sitz dazu geschenkt, das ist toll!

Jetzt freue ich mich auf den Freitag der kommenden Woche, denn wir werden wieder vor dem Karnevals-Irrsinn fliehen und uns eine kuschelige Woche im Lüttje Huus machen. \o/ Am Rosenmontag ist mein Geburtstag – der erste, den ich im Huusje feiere! Am Aschermittwoch geht es abends wieder zurück – und dann beginnt die zuckerfreie Fastenzeit bis Ostern (für mich 😉). Ostern sind wir wieder dort (allein schon wegen des Osterfeuers!).

Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage!

Heute Abend, gegen sechs, my dearies, düsen wir wieder ab in die zweite Heimat. Jürgen, unser wunderbarer Vermieter, füttert die Katzenmädels und sorgt dafür, daß sie in der Baller-Nacht im Haus sind. Die Heizung im Lüttje Huus hatte zwischendurch mal wieder den Geist aufgegeben, aber nur, wie der von Herta sofort gerufene Techniker feststellte, weil kein Wasser mehr drin war. Also keine Katastrophe. „Du zeigst mir, wie das mit dem Nachfüllen geht, damit ich das weiß!“  hat Herta dem Prinzen erklärt. Ist sie nicht ein Goldstück?! Gestern Abend habe ich noch mit Werner, Hertas jüngerem Sohn, telefoniert. Wir möchten Herta gern ewas zu Weihnschten schenken, kennen aber ihre Interessen nicht soo genau, und mit einem Geschenk für Bella wollten wir uns auch nicht zufriedengeben. Werner wußte gleich was: Einen kleinen Präsentkorb schlug er vor, mit alkoholfreiem Glühwein zum Beispiel (daß Herta, die Protestantin, keinen Alkohol trinkt, hatten wir schon mitbekommen, daher ist Wein hier aus der Gegend als Geschenk auch nicht passend.) Herta liebe Niederegger Marzipan, verriet Werner weiter, und „Was Duftendes“. Wir werden ihr da noch etwas Schönes zusammenstellen, denn vor dem 24. müssen wir wohl nochmal einkaufen – wir wollen noch einen einigermaßen günstigen DVD-Spieler fürs Lüttje Huus anschaffen, denn Weihnachten feiern, ohne „Notting Hill“ zu schauen – das geht für uns nicht! Das ist unser Weihnachts-Kultfilm!

Vor dem 24. bauen wir natürlich noch unseren Baum auf, dabei spielt in voller Lautstärke Bachs herrliches Weihnachtsoratorium (siehe Überschrift ; ) ) Ich liebe es!  In Bach kann ich voll und ganz aufgehen.

Wir lesen uns Anfang Januar wieder – ich wünsche euch allen ein schönes Weihnachtsfest und ein glückliches und mit viel Lachen und Liebe angefülltes 2020!

Ihr rockt!!!

Fieses, mieses Wetter

haben wir hier, darlings: grau und naß und kalt. Ist das bei euch auch so? Zudem gibt es einige untrügliche Indizien dafür, daß der Winter kommt: Der kleine Herr Sonntag fordert seinen Schlafplatz jetzt wieder unter der Bettdecke ein statt obendrauf, und wir haben die Katzentoilette wieder im Haus aufgestellt. Beim Frühstück leuchtet mir die Tageslichtlampe den Winterblues weg, schon im dritten Jahr jetzt, seit der Prinz sie mir geschenkt hat ❤ . Ich sitze mit drei Lagen Kleidung am PC und trinke nur heiße Sachen wie Kaffee, Tee und Horlicks (das ist ein englisches Malzgetränk, so etwas wie das britische Äquivalent zu Ovomaltine, und sehr lecker).

Meine Erleichterung darüber, daß der für mich schlimmste Monat des Jahres, der November, vorbei ist, ist groß. Ja, klar wird der Dezember nicht besser, Winter ist Winter. Aber immerhin: Bald werden die Tage wieder länger! Und ich freue mich auf Weihnachten! Wie meist, muß ich nach Anweisung des Prinzen meine Wunschliste bei Tante Amazonien noch etwas eindampfen 😉 . Nach Weihnachten ( das wir wieder im Lüttje Huus verbringen werden) kann ich langsam anfangen, mich auf meinen Geburtstag zu freuen. Auch diesen werden wir im Lüttje Huus feiern, denn er fällt dieses Mal auf den Rosenmontag. Da wir ja sowieso immer vor dem Karnevalsgedöns flüchten, paßt das gut. (Auch hier: Eindampfen der Wunschliste!) Ja, und ab dann hoffe ich sehnsüchtig dem Frühling entgegen.

Dann möchte und werde ich mehr Zeit im Hof verbringen, denn ich lerne gerade eine neue Fremdsprache: Rumänisch.  Grund: Im letzten Jahr haben wir bei einem Sommerfest eines unserer Winzer hier eine supertolle und nette Frau kennengelernt, Stefania. Sie ist gebürtige Rumänin und wir drei haben uns sofort sehr gut verstanden. Wir treffen uns jetzt regelmäßig, und ich als wilde Hobby-Linguistin habe sie gefragt, ob sie mir beim Lernen helfen wolle. Sie freute sich sehr und sagte zu. Natürlich habe ich mir bisher erst einige Basis-Ausdrücke angeeignet, wie „Guten Tag/Abend“ und so weiter. Aber es macht Spaß! Ich will auf jeden Fall weitermachen. Rumänisch hat große Ähnlichkeit mit Italienisch, die Grammatik ähnelt aber eher der lateinischen. Sehr faszinierend also! Stefania spricht sehr gut Italienisch, so können wir manchen Vergleich von dort herbeiziehen.

17.oo Uhr und schon stockdunkel draußen! Orrrr – ich HASSE diese Jahreszeit! Jetzt schaue ich mir dafür bei Juhtjuhp noch einige Videos mit dem genialen und sympathischen Martin Rütter an, um mich dafür zu schämen, was wir bei unserem Bärchen alles falsch machen 😀

 

 

 

 

 

September im Lüttje Huus

Eine ganze, luxuriöse Woche im Lüttje Huus, meine Lieben – wie lange hatte ich mich darauf gefreut! (okay, das stand seit unseren zwei Juli-Wochen hier fest, aber jeder Tag, den wir nicht im Lüttje Huus sind, ist für uns kein richtiger Tag. Ja, so sehr lieben wir unser Schnuckelhäuschen schon, und so sehr fühlen wir uns hier zu Hause 😀

So lief die Woche ab:

Freitag, 13.9.

Abfahrt gegen 18.00 h, erstaunlich gut in der Zeitplanung für uns zwei Chaoten! Ankunft nach ruhiger Fahrt (keine Schwertransporte!) um Mitternacht am Huusje. Schnell in die Heia, denn wir waren alle drei erschlagen. Aber, Freude aufs Frühstück: Herta, unsere „Friesenmama“, wie wir sie nennen, hat uns eine Frischhaltebox mit Pflaumenkuchen in die Küche gestellt ❤ .

Samstag, 14.9. und Sonntag, 15.9.

An beiden Tagen dekadent lange geschlafen und lange gefrühstückt. Leider schon kühles Wetter (für mich olle Friertante sehr kalt, – ich trage Fleecejacke und Hoodie, während die meisten Nachbarn noch im T-Shirt rumlaufen! Aber: die Sonne scheint, da ist die Temperatur egal, man trägt T-Shirt!

Am Sonntag schaut, wie gewohnt, mittags unsere Herta rein. Sie strahlt: ohne Krücken! Am nächsten Freitag darf sie die Dinger offiziell in die Ecke stellen und frei herumlaufen. Wir kochen Tee und quatschen. „Gestern hatte ich Steckrüben zu Mittag“, sagt Herta. „Das war lecker.“ Ich frage nach, aber bekomme aufgrund ihrer Beschreibung kein genaues Bild davon, wie Steckrüben aussehen. Ihr Mann habe die so gern gegessen, sagt sie. Ich frage, wie sie und ihr Mann sich kennengelernt haben (ich frage das oft; ich liebe Kennenlern-Geschichten.) Herta lacht herzlich. Das war kurz nach dem Krieg. Sie war 17 und nach ihrem Gitarren-Unterricht mit dem Fahrrad auf dem Heimweg (die Gitarre hielt sie mit der Hand fest).

Kurz vor ihrem Dorf standen an der Straße zwei Jungs, die sie aus der Nachbarschaft kannte. Sie hielt an und die drei plauschten ein wenig. Einer der Jungs wollte sie foppen und zog ihr einen ihrer Schuhe aus. Er weigerte sich lachend, ihn zurückzugeben. Herta wurde wütend.

Herta: „Gib mir meinen Schuh (mien Schauh) zurück, oder ich zieh‘ dir die Gitarre über’n Kopp!“ (Op Platt klang das natürlich netter, aber das kriege ich leider nicht mehr hin…)

Der Junge grinste. „Machst du nicht.“

Herta: * BÖNNNNK*

(Erzähler: Es wurde eine glückliche Ehe. Sie bekamen drei Kinder.)

Auch am Sonntag: Ein Jahr Lüttje Huus! Heute vor einem Jahr haben wir das Haus vom Ehepaar Beckmann übernommen. Unsere Vereinbarung, in Kontakt zu bleiben, ist jetzt auf Frau Beckmann beschränkt, da ihr Mann ja leider im Dezember danach einen tödlichen Unfall hatte. Wir denken oft an ihn, wenn wir uns über unser Häuschen freuen.

Der Prinz hatte weise vorausgeplant und eine Flasche Sekt mitgenommen, die wir zusammen genüßlich leerten.

Montag,16.9.

Der Prinz bringt, inspiriert von Herta, eine Steckrübe vom Einkaufen mit. Ich bin verwundert, daß das Ding rund ist, der Name hatte mir etwas Länglich-Spitzes suggeriert, wie eine Möhre.

Ich probiere ein Stück – es schmeckt gut, wie Kohlrabi! (Oder, wie Oma es sagte: “Kollerabi“. Ach, ich vermisse Oma so sehr!)

Der Prinz stückelt die Rübe, kocht die Würfel weich und zaubert mit dem Pürierstab, etwas Milch, Salz und Sahne ein köstliches Püree. (Leider haben wir keine Muskatnüsse.) Dazu gibt es leckeren Backfisch im Bierteig aus dem Ofen. (Auf Rotbarsch und Seelachs bin ich nicht allergisch, zum Glück!)

Nachmittags ist wie immer Treffen der „Fab Four“ – wir fahren zu Edda und Tinus rüber. Ja, wir fahren, statt zu laufen, denn es stürmt so sehr, daß es uns fast unheimlich ist. Tinus’ Gutshaus ist von altem Baumbestand umgeben, dort ist das Rauschen sehr laut. Kommentar Edda: “Eigentlich ist es in Ostfriesland ja unmöglich, von einem Baum erschlagen zu werden, aber hier bei uns kann dir das wohl passieren.“

Tinus erzählt mit Stolz eine schöne Anekdote aus der Kirche: Ein Gottesdienstbesucher hatte sich bei der Pfarrerin über Tinus beschwert: „Der Mann geht nie mit zu „Koffie na Kark“ (gemeinsames Kaffeetrinken nach der Sonntagsmesse) – der geht immer gleich nach Hause!“

„Ja, wissen Sie“, hatte die Pfarrerin dem empörten Mann erklärt, „der Mann ist frisch verheiratet, der möchte gern schnell wieder nach Hause!“

Es ist zu rührend, wie stolz und glücklich Tinus darüber ist, daß er nun wieder Eddas Ehemann ist!

Abends wieder das neue Ritual: „Deichi“! Natürlich ist es schon wesentlich kühler, als es im Juli war, aber der herrliche Salzgeruch in der Luft macht mich wieder richtig glücklich – und die Beine wissen noch, wie es geht. Auf dem Deich ist auflandiger Wind, das Watt glitzert und leuchtet im Turner’schen Sonnenuntergang. Der Prinz und ich sind wieder mal einfach nur glücklich, daß unser großer Traum sich erfüllt hat und wir bald Ostfriesen sein werden.

Dienstag, 17.9.

Seit wir im Juli in Emden in dem wundervollen Eiscafé „Valentino“ waren, träume ich von der frischen Waffel mit Vanilleeis, Bananenscheiben, Sahne und Eierlikör, die ich dort verputzt hatte. Der Prinz fährt nochmal mit mir hin. Ich mag Emden gern, es ist eine nette und gemütliche Stadt mit sehr freundlichen Leuten. Klar, Otto kommt ja hierher!

Der Prinz findet Valentino sofort wieder (den Mann kann man überall aussetzen, der weiß immer, wo er ist, wie Opa! sagenhaft!), und die sehr nette Bedienung erkennt uns gleich (das liegt natürlich an Olli dem Rolli 😉) Unser kleiner Herr Sonntag benimmt sich mustergültig, liegt bei Herrchens Füßen und ist still, weil, solange er nicht bellt, immer wieder ein Stück getrockneten Entenbrustfleisches runterfällt (rein zufällig, natürlich!). Der Prinz und ich trinken in Ruhe unseren Latte (Il latte, der Milch, remember?), ich bekomme dazu die Waffel mit Eis und Banane und der Bär seine Entenbrust-Streifen (Dank an Herrn Rossmann 😀 ).  Danach gucken wir natürlich die neuen Otto-Ampelmännchen an – suuuuper! Holladi-hit-ti! Leider steht die Sonne schon so tief, daß sie auf den Ampeln  blendet und Fotos nicht gelingen ☹

Abends wieder Deichi. Mein Gleichgewichtsgefühl wird besser! Auf der Deichkrone nette Hunde mit netten Besitzern. Zum Glück dürfen auf unserem Teil des Deiches Hunde nicht nur mit gehen, sondern sogar frei herumlaufen, das ist ein besonderes Privileg! Grund: Die Schafe können derzeit nicht raus up diek, weil bei der Schäferei eine größere Baustelle ist. Der Deich soll ein Stück erhöht werden. Auf der anderen Seite, am Campener Leuchtturm, sind sie damit schon fertig.

Mittwoch, 18.9.

Heute wollen wir endlich das „Ewige Meer“ besuchen, oder, wie es hier heißt, das „Eversmeer“ (so heißt auch die Gemeinde dazu). Das Eversmeer ist ein Hochmoor, durch das ein Holzbohlenweg führt, den man nicht verlassen darf, da im Moor Vögel brüten. Außerdem gibt es dort Kreuzottern und seltene Salamander und Pflanzen. Im Juli waren wir schon einmal dort, aber ohne Rolli, da bin ich an dem langen Fußweg vom Parkplatz zum Startpunkt des Holzbohlenweges gescheitert. Deswegen haben wir heute Olli den Rolli mitgenommen. Der Holzbohlenweg ist sehr gut zu befahren, allerdings immer noch wegen Reparaturarbeiten weitgehend gesperrt. Alle paar Meter stehen Informationstafeln mit Bildern, die die Pflanzen des Moores beschreiben. Landschaftlich ist es wunderschön, und da das Wetter mild ist, haben wir einen wunderbaren Nachmittag. Später fahren wir nochmal schnell rüber nach Emden. Dort gibt es einen bekannten Discounter für Matratzen und Bettzeug. In diesem Geschäft hatten wir im Juli günstig eine sehr gute Matratze für mich erstanden. Heute sollen es Winter-Bettdecken sein, denn in der Nacht friere ich jetzt schon. Im Laden ist die gleiche sympathische Verkäuferin wie im Juli, eine sehr nette Frau, die sich gut auskennt und uns prima berät. Zufrieden ziehen wir mit zwei herrlich dicken, aber doch leichten Bettdecken davon.

Der Prinz verschwindet gleich in der Fressnapf – Filiale nebenan und kehrt mit einem kleinen blauen Brustgeschirr für Hunde zurück. Es ist das gleiche Geschirr, das unser Mausebär bekam, als er zu uns zog. Auf meinen fragenden Blick hin erklärt er mir: „Herta hat erwähnt, daß sie für Bella auch mal ein Geschirr kaufen will. Und da wir nie so genau wissen, was wir Herta mal schenken könnten, bekommt sie eben was für Bella.“ Das ist eine sehr gute Idee, finde ich. Am Abend, es ist schon dunkel, geht Herta mit Bella zum Abendgassi bei uns am Haus vorbei. Der Prinz flitzt durch die Küchen-Außentür hinaus und fängt sie ab. Ich höre, wie er ihr erklärt, warum sie dieses Geschirr für Bella von uns bekommt. „Danke schön!“ sagt sie überrascht, und ich kann die Freude in ihrer Stimme hören. Das macht mich auch glücklich.

Die folgenden Tage bis zum Sonntag, an dem wir zurückmüssen, verbringen wir mit Ruhe  und Lesen zu Hause, abgesehen von kleinen Trips zum Deich rüber. Ich spüre immer deutlicher, daß meinem rechten Knie das Treppensteigen immer schwerer fällt, zumal es ja die Orthese am linken Bein mit ihren 1,3 Kilo Zusatzgewicht auch noch hinaufhieven muß. Kurz: Jede Stufe tut höllisch weh. Ich versuche das Bein zu entlasten, indem ich nur dann Gewicht darauflege, wenn es im rechten Winkel ist und indem ich mich gleichzeitig mit etwas Schwung am Geländer hochziehe. Hinuntergehen tut genauso weh, egal, ob vorwärts oder rückwärts. Ich versuche, das Gewicht auf das linke Bein mit der Orthese zu legen und so hinabzusteigen. Es ist eine wacklige Sache, funktioniert aber. Unten steht eine Frau, die mir lächelnd den hochgereckten Daumen zeigt.

„Gut gemacht!“ sagt sie und lacht. „Ich habe Sie von oben beobachtet – und Sie bewundert. Weiter so!“ Gerührt und freudig überrascht bedanke ich mich. Während der Fahrt zurück zum Lüttje Huus strahle ich und fühle mich motiviert.

Geplant ist, dass Schwesti und ihr Mann am Sonntag im Huusje eintreffen, um ein paar Tage Urlaub zu machen. Ich hoffe, daß zwischen ihrer Ankunft und unserer Abreise noch etwas Zeit bleibt, um ein bißchen zusammen zu sitzen und Tee zu trinken. Aber leider kommt uns ein dienstliches Problem meines Schwagers dazwischen. (Sein Chef hat es vermasselt, nicht er!) So können die zwei erst starten, als wir schon auf der Piste sind. Wir fahren traditionsgemäß erst bei unserem jungen Ehepaar vorbei, um uns zu verabschieden. Tinus hat unser Autochen schon aus dem Küchenfenster gesehen und kommt uns entgegen. (Ich bin immer wieder baff, wie verdammt groß so ein 1,90-Meter-Kerl ist.) Edda hat eine Freundin zu Besuch, die sie schon seit der Grundschule kennt, Regine. Diese stürmt uns strahlend entgegen mit den Worten:“Schon soo viel von euch gehört!“ Wir freuen uns, sie zu treffen, denn Regine ist wirklich sehr sympathisch. Für mich ist das Spannendste: Sie lebt in Cornwall! Ihre Tochter ist da irgendwann hingezogen und so zog Regine einfach mit. Ich beneide sie glühend. Der Prinz weiß, was in mir vorgeht, lacht und verrät den dreien, daß in Worms auf dem Küchentisch ein Handbuch der Cornish Language liegt (ja, ich bin verrückt, ich weiß es! 😀 Und ja, Cornish ist eine keltische Sprache, also werde ich es vermutlich niemals richtig beherrschen… aber ich bin manchmal eben unheilbar optimistisch…)

Mit vielen Umarmungen und Küssen, wie immer, verabschieden wir uns von Edda und Tinus und sehr herzlich von Regine, die wir hoffentlich bald mal wiedersehen.

Auch auf der Rückfahrt sind freundlicherweise keine Schwertransporte unterwegs, und so landen wir nach sechs Stunden glatter Fahrt wieder bei unseren Katzenmädels, die uns gelassen und wohlgenährt empfangen (Ich habe mein Pippilein sehr vermißt und bin froh, daß die Nächte hier wohl recht mild waren, wie unser Vermieter mir versichert hatte). Der nächste Trip zum Lüttje Huus ist um den 1.November herum geplant (kein Feiertag da oben, aber die haben den Reformationstag). Einen Monat müssen wir jetzt durchhalten, das schaffen wir!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Unfreiwillige Rückkehr

*Grummel*

Unwillig wie immer, ihr Lieben, haben wir uns schon vor einer Woche vom lüttje Huus getrennt und sind am letzten Dienstag um drei Uhr morgens hier in Worms eingetroffen, nach einer sehr langen und nervigen Fahrt (Baustellen und überbreite Schwertransporte mit 60 km/h). Hier ein kleines recap unserer halben Woche im friesischen Heimatdörfchen:

Tag 1 – Mittwoch

Unfaßbar, es ist tatsächlich warm und sonnig hier! Wir kamen Dienstag Nacht nach einer nervigen Fahrt um 0.30 h an. Der Mausebär flitzte vor Freude durchs Haus, sprang begeistert an uns hoch und wollte vor lauter Freude sofort „Tu so, als wolltest du mir meinen Ball wegnehmen!“ spielen. Es gab aber erst noch einiges für uns zu tun.Wir hatten beim letzten Mal, bevor wir wegfuhren, alle unsere persönlichen Sachen weggeräumt, da kurz darauf die Prinzentochter mit ihrem Lebensgefährten im Lüttje Huus Urlaub machen wollte. Kurz nachdem die beiden die Heimfahrt angetreten hatten (sie waren hellauf begeistert vom Huus, zu unserer Freude), rief Herta an und meldete, die Heizung sei mal wieder ausgefallen. Sie ruft in diesem Fall immer von sich aus den Techniker an, der dieses Mal nur schweigend auf den Schalter zeigte, der auf „Null“ stand. Es stellte sich heraus: Die Prinzentochter hatte gefroren und die Heizung etwas höher gedreht. Bei der Abreise wollte sie sie wieder zurückstellen, hatte aber versehentlich den Knopf auf Null gedreht. Also alles gut, der Techniker lachte nur und ging, ohne eine Rechnung dazulassen. Es dauerte etwas, bis wir unsere Sachen gefunden hatten und im Bett verschwinden konnten – da war es fast drei Uhr morgens. Dafür schlief ich bis um elf! Das ist für mich sehr lange. Herta hatte zwei Tage vor unserer Abfahrt noch angerufen und dem Prinzen Bescheid gegeben, daß sie am Mittwoch früh nach Emden ins Krankenhaus müsse. Sie bekommt ein neues Kniegelenk. Die Operation war gestern (Dienstag) und wir hoffen, daß es ihr gut geht. Aber eines ihrer Kinder, Hinrich, Werner oder ihre Tochter Gesa, wird uns sicher schnell Bescheid geben. Gesa nimmt auch Bella, Hertas süße dicke Jack-Russell-Hündin, solange in Obhut. Außerdem, sagte Herta, habe sie für uns gekocht und das Essen ins Gefrierfach des Kühlschrankes gestellt.Wir schauten nach und fanden einen köstlichen Eintopf aus pulled pork (oder beef), Kartoffeln und Möhren. Wunderbar!

Der Prinz stürzte sich gleich mit Wonne auf den Rasenmäher und mähte den Grünstreifen zwischen Hertas und unserer Einfahrt. (Im Garten mähte er auch, sehr ungern, denn er hätte gern eine Wiese mit ein paar bunten Blüten drin, aber Herta kriegt bei dem bloßen Gedanken schon die Krise :)). Da Hinrich bei uns mitgemäht hatte, mähte der Prinz nun auch gleich Hertas Rasen mit.

Abends waren wir wie immer bei Edda und Tinus eingeladen, und es gab eine riesige Überraschung: ganz beiläufig erwähnte Tinus in einem Nebensatz, daß er und Edda geheiratet hatten! Schon vor sechs Wochen, im April! Sie hatten es spontan und klammheimlich getan. Für beide ist es die zweite Ehe – miteinander. Ja, genau, die beiden waren früher schon einmal miteinander verheiratet, aber nach der Geburt der gemeinsamen Tochter Sonja zog Edda, das Stadtkind, mit der Kleinen nach Oldenburg, weil das Leben auf dem ostfriesischen platten Land ihr einfach nicht lag. In Oldenburg kaufte sie eine ehemalige Hufschmiede und startete ihre eigene Schmiede. Hilfreich war ihr dabei, daß sie die erste Schmiedemeisterin Deutschlands und deswegen ein wenig bekannt war ( 1968 war ihr Berufsabschluß noch eine kleine Sensation und sie tauchte öfter in der Presse auf.) Mit ihrem geschiedenen Mann Tinus blieb sie freundschaftlich verbunden. Vor allem achtete sie sehr darauf, daß ihre Tochter einen guten Kontakt zum Vater hielt (!!!). Geburtstage, Abiturball – Tinus war überall dabei. Das war Edda wichtig(!) . Vor sieben Jahren nun wurden die beiden Großeltern einer Enkeltochter. Edda war glücklich und Tinus platzte vor Stolz. Ein weiteres Mädchen folgte schnell und da Sonja inzwischen mit dem Studium fertig war und als Lehrerin arbeitete, übernahm Tinus mit Wonne jederzeit die beiden Mädchen, wenn deren Eltern einmal Freizeit brauchten. Meist lud er Edda dazu ein, denn die Enkelkinder verbrachten natürlich viel Zeit auf Opas Bauernhof. Mit der Zeit kam Edda immer häufiger auf den ihr früher so verhaßten Hof, zumal zu den beiden Mädels im letzten Jahr noch ein Junge dazukam, der als zweiten Vornamen den seines Großvaters trägt. (Tinus kriegt sich kaum noch ein mit den Kindern, es ist zu und zu süß mitanzusehen!) Aber als der Kleine zur Welt kam, waren Edda und Tinus längst schon wieder heimlich ein Paar 😀 Mit der häufigen gemeinsam verbrachten Freizeit erwachte auch die alte Liebe langsam wieder, zuerst bei Tinus, dann auch bei (der widerstrebenden) Edda. ( Der Prinz und ich sind uns sicher, daß ganz Woquard schon über die Heirat Bescheid weiß, zumal die beiden von Beginn an ganz ungeniert Hand in Hand durchs Dorf spazieren gingen).

Tag 2 – Donnerstag – Fronleichnam, allerdings kein Feiertag in Niedersachsen. Ich hatte Lust auf Eis, also fuhren wir Richtung Emden. Dort gibt es ein Einkaufszentrum, das DOC (Dollart-Center), Da drin ist auch ein Eiscafé,das sich auf Spaghetti-Eis in vielen Variationen spezialisiert hat. Sie bieten sogar „Spaghetti Amarena“ an. Das mußte ich natürlich probieren, aber die Enttäuschung war groß. Die Amarenakirschen waren qualitativ recht minderwertig und das Eis schmeckte sehr mäßig. Ich bin eben Alessio – verwöhnt! Im dm-Markt kaufte ich mir noch schnell eine “Zuhälter-Sonnenbrille“, also eine mit verspiegelten Gläsern 😉 Leider fiel sie mir bald runter und eines der Gläser löste sich aus dem Rahmen. Doof, denn sie hatte 100-prozentigen UV-Schutz, und das hatte meinen Augen gutgetan. Dafür freute sich das Bärchen unsagbar, als wir so relativ schnell zurück waren. Der Mausebär schien Herta und Bella zu vermissen, und auch wir fanden es doof, daß keine Herta plötzlich „Moin!“ durch den Flur rief und sich mit uns zum Tee am Tisch niederließ. Ich rief Herta auf ihrem Handy an.Sie war recht munter und hatte die OP gut gepackt. Schmerzen, die hatte sie allerdings. „Aber ich bekomme starke Schmerztabletten“, verriet sie mir. Die Operation war am Dienstag gewesen und schon am Freitag hatten ihr die Physios Krücken in die Arme gedrückt und sie hinaus auf den Flur geschickt, zum Laufen! Nun – Hauptsache, das neue Kniegelenk hält und hilft! Wir hatten schon seit einer Weile bemerkt, daß Herta nach längerem Sitzen bei uns nur unter großen Schmerzen und sehr mühsam laufen konnte. Es war wirklich hohe Zeit für ein neues Kniegelenk gewesen.

Tag 3 – Freitag – Unser Haus-und-Garten-Genießer-Tag. Der Prinz mähte Rasen (gleich auch bei Herta mit) und nahm seinen Kampf gegen den Löwenzahn wieder auf, der fast die gesamte Einfahrt okkupiert hatte. Erlaubt ist nur „Rausreißen und Kratzen“ oder Abbrennen, Gift ist verboten (finde ich gut!), erklärte ihm der Verkäufer im Landhandel, des Prinzen persönliches Småland 😀 Der Prinz kaufte sich ein anderes Gerät zum Abbrennen der Pflanzen. Es stinkt genauso scheußlich wie der Flammenwerfer, den ihm Georg von gegenüber empfohlen hatte, aber der Prinz ist zufrieden. Als Nächstes machte er sich an den Windfang vor der Küche. Dort hatte Herr Beckmann die Wände repariert und verputzt. An einigen Stellen sah man noch den grauen nackten Putz, da stürzte sich der Prinz mit Wonne und weißer Fassadenfarbe drauf. Bevor das angekündigte Gewitter loslegen konnte, säte er noch schnell eine Packung Wildblumenwiese in unseren riesigen, aber etwas langweiligen Rasen ein. Der Regen tat dann (hoffentlich) das Seine, um die neuen Samen gut anzusiedeln. Herta wird die Krise kriegen – ihr ist ein adretter deutscher Rasen wichtig, die Bienen sind ihr nicht egal, aber Ordnung im Garten ist wichtiger! 🙂

Tag 4 – Samstag – Onkel-und Tante-Besuchstag!

Am frühen Nachmittag trafen die zwei ein und wir freuten uns wie immer riesig, einander zu sehen. Benno war gespannt auf das Haus. Wir führten die beiden natürlich gerne durch, quatschten gemütlich beim Tee und kamen auf das Thema Essen. Wir schlugen ihnen den leckeren Imbiß nahe dem Pilsumer Leuchtturm vor, bei dem wir schon am Karfreitag nach dem Umbau der Dusche mit meinem Cousin Mike und seiner Familie so lecker gegessen hatten. Der Prinz fand mit Tante Googles Hilfe heraus: Der Imbiß schließt um 17.00 Uhr. Wir trafen um 16.30 ein. Der Prinz bestellte für sein hungriges Weib Fritten, bekam aber die patzige Antwort: „Die Friteuse ist schon aus.“ Ich fragte nach einer Bratwurst. Wütender Blick. “Der Grill ist auch schon aus. Wir sind beim Feierabend machen.“ Na klasse, dachte ich, deutsche Liebenswürdigkeit – Vorsicht Kunde! Als ich mich abwandte, fiel der Besitzerin offenbar auf, daß sie sich gerade vier Kunden vergraulte. Widerwillig sagte sie, sie habe noch vier Brötchen da, die sie uns belegen könne. Auf die Frage nach dem Belag sagte sie: “Matjes, Bückling, Kotz und Würg*) (* Kotz und Würg waren zwei weitere rohe Fische, deren Namen ich vergessen habe – wie, bitte, kann man rohen Fisch essen – dazu noch mit rohen Zwiebeln?! Allein die Vorstellung ist für mich so ekelerregend, daß ich im Strahl meinen Mageninhalt von mir geben möchte!). Die Frau wischte weiter, ohne uns zu beachten. Aber inzwischen hatten die drei anderen eh schon beschlossen, die paar Kilometerchen nach Greetsiel weiterzufahren und dort in der Fischereigenossenschaft zu essen. Das machen der Prinz und ich seit Jahren, es ist ein liebgewordenes Ritual. Denn auf Seelachs und Rotbarsch (die dort sehr gut schmecken) bin ich nicht allergisch, die mag ich gerne und kann sie essen, ohne daß mein Körper heftig und unschön reagiert, um das vermeintliche Gift so schnell und nachdrücklich wie möglich loszuwerden 😉 .Unsere beiden Besucher verabschiedeten sich gleich draußen auf dem Parkplatz von uns, denn sie hatten ja noch einige Urlaubstage in Pilsum vor sich.

Tag 5 – Sonntag – Unseren letzten Tag nutzten wir bewußt zum Erholen und Ruhen im Garten. Dort planten wir noch ein bißchen, wie wir in Zukunft das Gelände gestalten wollen. Als die Sonne sich langsam ans Untergehen machte, schlug der Prinz einen „sundowner“ auf dem Deich vor. Dafür hatte er bereits zwei einfache Alu-Klappstühle besorgt und ins Auto gepackt. Bis ich die Treppe auf den Deich hinauf erklommen hatte, hatte der Prinz die Stühle oben schon aufgestellt und eine Flasche Rotwein geöffnet. Gemütlich saßen wir da oben,schauten zu, wie sich die untergehende Sonne golden im Watt spiegelte und genossen den Roten dazu. Immer wieder blieben Hunde mit ihren Menschen kurz stehen und wechselten ein paar freundliche Worte mit uns. Das wollen wir jetzt immer vor der Abfahrt machen. „Irgendwann, Schatz, müssen wir gar nicht mehr zurück“, sagte der Prinz schwärmerisch. Darauf stießen wir an. Der nächste Urlaub ist schon geplant, da nehmen wir aber etwas Stilechteres mit als sundowner, zum Beispiel eine Flasche Küstennebel 🙂 !

Ostern im Lüttje Huus (Nachtrag)

Wieder war es eine gute Entscheidung, erst nachmittags zu fahren, denn wir kamen am 11.April ( Donnerstag) gegen Mitternacht im Lüttje Huus an, völlig streßfrei, über eine leere Autobahn. Herta hatte schon die Heizkörper aufgedreht (sie ist wirklich ein Goldstück!). Ralf, der Vorsitzende der Interessengemeinschaft (IG,) hatte uns kurz vorher per Mail die Info geschickt, daß die IG-Mitglieder am Samstag eine Fahrt durchs Dorf machen und Material für das Osterfeuer (Grünschnitt, Holzreste…) einsammeln wollten. Darauf freute sich der Prinz schon. Die Leute in der IG sind, wie der Prinz sagt, „eine lustige Truppe“. Der Traktor mit dem Anhänger fuhr von Haus zu Haus (bei eisigem Wind!) Auf dem Hänger saßen frierend die Sammler, meist schon auf Haufen gesammelten Brennmaterials. Die Spender legen ihr Material vor ihrem Haus ab (und sind dankbar, es so leicht loszuwerden). Es besteht die Übereinkunft, daß die Sammler das Grundstück selbstverständlich betreten dürfen, um das Zeug auf den Anhänger zu laden. Ist alles eingesammelt, geht es weiter zu dem Feld, das Tinus für das Osterfeuer zur Verfügung stellt. Dort schichten die Sammler das gesammelte Zeugs zu einem riesigen Haufen auf (etwa drei mal fünf Meter Grundfläche, die Höhe kann ich schlecht schätzen, ist aber wesentlich höher als ich!).

Anschließend an die harte Arbeit trafen sich alle noch mal „kurz“ im Gemeindehaus, das nur wenige Schritte vom Lüttje Huus entfernt steht. Dort gab es, wie der Prinz mir erklärte, als er in seinen Mittagsnickerchen – Sessel sank, „Gansch viele Jägermeischder“. (wie ich später herausfand, waren darunter wohl auch etliche „Kurtsche“ 😀 😀 😀

Am Freitag kam Herta, wie sie das oft tut, zum Tee herüber. Da sahen wir Ralf, den Vorsitzenden der IG, zu Hertas Haustür laufen. Der Prinz öffnete schnell das Fenster. „Ralf? Herta ist hier bei uns“, rief er. Ralf drehte um und kam schnell zurück. In schnellem Platt regelten er und Herta noch einige Details zu ihrem Feuer-Beitrag. (Ich bin gerade dabei, Plattdüütsch zu lernen, aber Herta redet mir noch zu schnell 😉 )

Nach der Sammelaktion sollte es für alle etwas zu Essen im Gemeindehaus geben, um 12 Uhr.

„Hör mal, Ralf“, sagte ich, du kennst den Ablauf doch – gibt es für mich eine Möglichkeit, irgendwo zu helfen, auch mit einer Hand? (Denn selbstverständlich wissen hier alle 180 Nachbarn Bescheid, daß die Frau, die jetzt in Beckmanns Haus wohnt, einen „Gehirnschlag“ hatte und deswegen behindert ist). Das war nicht soo klug von mir, denn der arme Ralf wurde tödlich verlegen, wand und wand sich und wußte nicht, was er sagen sollte. Hier in unserem Wormser Dörfchen gehen die Leute inzwischen ganz natürlich mit mir um, ohne Verlegenheit. Herta bemerkte Ralfs Not, kam zu mir, stupste mich an und sagte lächelnd: „Du – ich mach‘ da nix!“ Ich sagte zu Ralf: „Ach, weißte – ich komm einfach rüber und guck mal, was ich tun kann.“ Ralf war sehr erleichtert. Wie sich aber herausstellte, hatte die IG bei einem Metzger Gulaschsuppe für alle bestellt. Diese gab es – pfuiba! – in Plastikschüsseln, so daß Geschirrspülen wegfiel. Dann wurde es düster und stürmisch draußen und es gab erstmal Schnee, dann Hagel. Einfach nur widerlich. Der Prinz schaute kurz bei mir rein und sagte: „Willst du wirklich rüberkommen? Die sitzen alle draußen!“ Damit war das Thema für mich erledigt 😀

Es war auch niemand böse, daß ich mich bei diesem Wetter vornehm zurückhielt.

Der Prinz hatte mir eine Portion der Gulaschsuppe mitgebracht, aber der Koch hatte viel Paprika hineingetan und Paprika ist für mich das widerlichste und überflüssigste Gemüse unter Gottes Sonne.) Ein ekelhafter Geschmack! (*winkt mit einem Broccoli zu Herrn Norden rüber*) :D)

Zum Glück ißt der Prinz das gerne und kümmerte sich um meine Suppe.

Am Samstag waren wir noch bei Edda und Tinus eingeladen – und ich bin hingelaufen! Das klingt wohl großartiger, als es ist. Ein normal laufender Mensch geht die Strecke – rund 250 Meter – wohl in fünf Minuten – zehn, wenn er gemütlich langsam geht. Ich habe 40 Minuten gebraucht. Ok, das Bein war müde, weil wir gerade vom Deich kamen, aber der Weg erschien mir dennoch sehr lang. Edda und Tinus drückten und küßten mich und sagten mir, sie seien sehr stolz auf mich hach Das tat gut! Edda machte Tee, für den ich sehr dankbar war. Dazu gab es Zitronenkuchen und Mandelkekse und ich schlug ordentlich zu 😀 Das Wetter war warm und sonnig – sensationell! Gut zwei Stunden lang saßen wir auf der Terrasse und beobachteten die Vögel in der großen alten Eibe, in und unter der Tinus ihnen Futter-und Nistplätze anbietet. Der Prinz und ich beschlossen, im Garten des Lüttje Huus ebenfalls Nistkästen aufzuhängen. Auch ein „Insekten-Hotel“ haben wir geplant, und ich hätte dazu gern einen Nistkasten für Fledermäuse.

Hier in unserem Wormser Häuschen kommen die Vögel trotz Futterangebotes nicht in den Hof, weil da Micia und Pippi herumlaufen. Umso mehr freue ich mich auf lange gemütliche Sommerabende auf der Lüttje-Huus-Terrasse!

Nach Tee und Süßkram fühlte ich mich gut genug, um den Weg von Tinus‘ Hof zu uns nochmal zu laufen. Und schaffte es auch gut!

Dann kam der Karsamstag und mit ihm mein Cousin Mike mit Frau, Tochter und seinem Vater (Hans ist für mich ein großer Bruder; sozusagen das „Gegenstück“ zu Gerrit, dem Bruder meines Vaters, der im letzten Jahr starb, nur eben auf der mütterlichen Seite.)

Noch vor unserer Abreise zum Lüttje Huus hatten der Prinz und ich hier im Wormser OBI eine ganz flache Duschtasse, eine Duschentür und eine Duschenwand für‘s lüttje Huus bestellt, zum Abholen bei OBI in Emden. Große Überraschung: Der Emder OBI lieferte uns den Bausatz per Spedition bis an die Haustür. DAS nenne ich mal Service und Kundenbindung!

Mike und der Prinz arbeiteten gemeinsam an der Dusche. Zu zweit ging es so schnell, daß wir danach noch Zeit hatten, alle zusammen zu Ottos Leuchtturm nach Pilsum zu fahren. Mit dem Auto kommt man nicht ganz ran an den Turm. Aber ein Stück entfernt ist ein Parkplatz, von dem aus man auf dem Deich zum Turm laufen kann. Auf dem Parkplatz steht ein Imbißwagen, ein Familien-Unternehmen, dessen Inhaber köstliche Pommes, Backfisch und viele andere leckere Sachen anbieten.Auf der Seite des Wagens kann man die Zeichnung eines Ottifanten bewundern, mit einer sehr lieben Widmung von Otto. Wir luden meine Familienbande zum Essen ein und saßen gemütlich in der Sonne. Das war eine schöne Nachmittagsstunde!

Der Prinz und ich freuen uns an unserer wunderschönen neuen Dusche, schaut mal hier, das ist die alte:

duschalt

Man sieht, daß der Einstieg hoch ist (31 Zentimeter, zu hoch für mich, dazu war die Duschtasse auch sehr tief.)

Hier dagegen die neue Dusche:

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Die braunen Fliesenauf der Stufe  sind rauh, also rutschfest. Mike hat die Dusche so konstruiert, daß ich von der Stufe aus auf der gleichen Ebene mit der sehr flachen Duschtasse bin. Endlich duschen ohne Streß! \o/

Abends am Karsamstag war Osterfeuer bei Tinus, es brannte schon, als wir eintrafen. Ein wenig schauten wir noch und quatschten ein bißchen mit verschiedenen Leuten, die sich freuten, daß wir gekommen waren. Mike sagte begeistert:“Ich finde es so toll, wie herzlich die euch hier aufnehmen!“ Dann war es für die vier aber Zeit zum Aufbruch, es sind immerhin drei Stunden Fahrt zurück in den Pott.

Als das Feuer größtenteils abgebrannt war, setzten wir uns zu den anderen in die Scheune. Wir schätzten, daß das ganze Dorf anwesend war (bei 180 Einwohnern nicht schwierig). Zum Glück fand ich einen Sitzplatz am Rande einer der Sitzbänke, denn Bierzelt-Garnituren sind für mich schwierig, vor allem mit der Orthese am linken Bein. Zwei Frauen rückten und machten mir Platz, sie waren sehr herzlich. Der Prinz beschaffte mir ein Bratwurst-Brötchen und ein alkoholfreies Bier, dann war er schon im Gespräch mit der „Rentner-Gang“ der IG. Die nette ältere Dame neben mir stellte sich als die Frau des Ortsvorstehers vor (sie ist also das Woquarder „Gegenstück“ zu meiner hiesigen Filmfreundin, witzig!) Herta saß einen Tisch hinter mir. Immer, wenn ich mich zu ihr umdrehte, strahlte sie mich an. Sie freute sich, daß wir uns wohlfühlten.

Übrigens hören wir immer öfter die Frage:“Wann kommt ihr denn nun?“ Sie warten wirklich darauf, daß wir endlich nach Woquard ziehen! Das ist SO lieb!!! Wir haben schon so oft erklärt, daß der Prinz noch ein paar Jahre arbeiten muß, bis er in den Ruhestand gehen bzw. „Altenteiler“ werden kann, wie die Friesen sagen…mal kommt die Antwort „Och, doch noch so lange? Schade!“ Oft lacht die Person auch und sagt:“Na, das Woquarder Autokennzeichen habt ihr ja schon!“ (Unser kleiner treuer Nissan steht immer in der Einfahrt, so wissen alle, daß wir mal wieder da sind. Er trägt das KFZ-Kennzeichen“WO“ (für Worms, das passt natürlich auch prima für Woquard 😉 ).

Am Osterfeuer-Abend setzte sich ein Mann zu uns, der uns anstrahlte und sich vorstellte: “Ich bin Werner, Hertas Sohn!“ Der Prinz und ich freuten uns, ihn zu treffen (der Prinz kennt Werners Bruder Hinrich schon seit einer Weile). Werner bestand darauf, uns seine Tochter und seinen Sohn vorzustellen, und wir hatten es schön gemütlich und sehr lustig zusammen, zu Hertas großer Rührung und Freude. „Da könnt ihr euch aber “von“ schreiben, daß Werner sich so einfach zu euch gesetzt hat!“ sagte sie (Offenbar ist Werner eher ein etwas stiller Mensch, der nicht so locker auf Fremde zugeht). Werner fragte, wie wir mit der plattdeutschen Sprache zurechtkämen. Ich erklärte ihm:“ Geht ganz gut, und wenn es mal hakt, schummele ich mich mit Niederländisch durch.“ Werner lachte und nickte. „Ja, das geht immer,“ sagte er. Was ich interessant finde: Tinus erzählte mal, daß in seiner Jugend ( er ist 78) das Gesangbuch in der Kirche komplett in Niederländisch gedruckt war. Die beiden Sprachen sind sich wirklich sehr ähnlich. Als ich Werner erzählte, daß ich sogar ein Plattdeutsch-Lehrbuch besitze und damit übe, war er völlig fasziniert. Wir vereinbarten, daß er mal zum Tee anklingelt und ich ihm das Buch dann zeige.

Der Ostermontag war so warm und sonnig, daß wir zum ersten Mal mit einem Bier im Garten sitzen konnten – wunderbar! Der Prinz ließ dafür sogar sein neues Lieblings-Werkzeug liegen: eine Machete. Am hinteren Ende unseres Gartens gibt es so etwas wie eine Dornröschen-Hecke aus Brombeerranken und Efeudschungel. Darunter verbergen sich die zusammengefallenen Reste einer kleinen Holzhütte, in der der Erbauer des Lüttje Huus in den 40er Jahren Kaninchen gehalten hatte.

Die Grundstücke sind so geschnitten, daß Hertas Schlootnachbar ganz hinten im Gartenbereich auch unser Schlootnachbar ist. Dieser alte Herr hat nun Angst, daß das Efeu in seinen Schloot-Anteil fallen und ihm damit Mehrarbeit verursachen könne. So pingelig-nervig das auch klingt – eigentlich ist er ganz nett und locker,wie der Prinz sagt. Er ging mit dem alten Herrn zur Hasenstall-Ruine, ließ ihn sein Herz ausschütten und versprach ihm, den bösen Efeu zu entfernen. Das tat er auch mit viel Elan und Spaß, mit seiner neuen Machete, die wirklich ein respekteinflößendes Werkzeug ist. Sie schneidet mühelos durch dicke Brombeerranken und verholzte Efeu-Äste, sehr beeindruckend! Jetzt liegt die Hasenstall-Ruine einigermaßen frei und wir sind noch nicht sicher, ob das alte Holz im nächsten Jahr ins Osterfeuer kommt oder ob wir es aufbewahren wollen, bis wir richtig einziehen, denn dann wird es zwei Kaminöfen im Huus geben und wir sind vielleicht froh um das Heizmaterial. An den Platz des Hasenstalles soll mal ein Gartenhaus treten,

nach Möglichkeit dieses hier:

gartenhaus_oxford

(c): Gartenhaus-GmbH – danke für die freundliche Genehmigung!

 

Nun, am Dienstag nach Ostern trennten wir uns (wie immer widerwillig) vom Lüttje Huus und von Edda, Tinus und Herta und schafften es in sagenhaften fünf Stunden zurück nach Worms. Die Katzenmädels waren entzückt, daß wir wieder da waren. Ich hatte mein Pippilein sehr vermißt, vor allem beim Einschlafen. Freundin und Lieblingsnachbarin Wiltrud hatte die beiden gefüttert, so waren die Mädels schön entspannt. Erst gegen halb zwei fielen wir ins Bett. Beide Katzen warteten darauf, daß ich endlich unter der Bettdecke verschwinden möge, als plötzlich die Luft im Schlafzimmer in einem lauten Geschrei und Fauchen explodierte: Pippi warf Micia raus! Sie blieb die ganze halbe Nacht eng bei mir liegen, ohne sich zu bewegen ❤ .

Seit wir zurück sind, geht das Pippilein schon gegen 21 Uhr ins Bett und wartet auf mich. 😀

Das nächste Mal werden wir über Fronleichnam dort sein (kein Feiertag in Niedersachsen), und der jüngste Bruder meines Vaters und seine Frau werden uns besuchen, darauf freue ich mich!

Morgen Abend, also am

Spätnachmittag/frühen Abend, geht’s ins Lüttje Huus, my dearies, und der Prinz und ich freuen uns so. Für mich heißt das, noch die Physiotherapie durchstehen und dann müde ins Auto fallen. Wir werden Hörbücher dabei haben, zum Beispiel:

Bin ich denn der Einzigste hier, wo Deutsch kann?: Über den Niedergang unserer Sprache

Darauf freue ich mich!

Da wir da oben ja in einem protestantischen Dorf leben, müssen wir keine peinlichen, besoffenen und schrill kichernden Leute befürchten. Fremdschämen wird uns erspart bleiben, Gott sei Dank! Menschen, die Karneval toll finden, werden mir wohl immer suspekt bleiben. Am Aschermittwoch sind wir zurück, ab dann ist ja hoffentlich Ruhe.

Wäähäähää!

*rumheul* darlings – meine Schwester ist voll gemein zu mir! Ihr müßt mir mal helfen!

Letzten Montag kam ja ihr Geschenk zu meinem Geburtstag an, das ich gemäß ihrer strengen Anweisung bis zum Sonntag kühl gelagert habe ( es liegt in der früheren Waschküche draußen auf dem Tisch.)

Und als sei es nicht schlimm genug, daß ich noch bis Sonntag warten muß, ärgert sie mich jetzt mit WhatsApp-Nachrichten wie „Noch x-mal schlafen“ ( mit breit grinsenden smileys dazu) oder “ Ich hoffe, das eine gefällt euch so gut wie mir, und bei dem anderen dachte ich, daß es gut ins lüttje Huus passen könnte.“  Die ist so gemein zu mir!
Tut doch mal was!!!

Vorfreude

Nächsten Donnerstag, my lovelies, geht es wieder rauf zum Lüttje Huus, und unsere Vorfreude ist groß. Wir bleiben eine knappe Woche, bis der Karneval-Horror vorbei ist, und fahren am Aschermittwoch zurück. Unsere Vermieter meiden den Karneval ebenfalls und sind daher dankenswerterweise  wie immer gern bereit, sich um Haus und Katzen zu kümmern. In dieser Zeit haben wir drei Termine mit Beratern von Treppenlift-Firmen, und wenn die uns ein gutes Angebot machen (es soll ein gebrauchter Treppenlift werden), dann bin ich bald nicht mehr nur auf das Leben im Erdgeschoß beschränkt, sondern kann es mir auch im Obergeschoß in einem der Zimmer gemütlich machen. (Sagte ich schon, daß ich diese widerliche Betontreppe hasse? 😉 ) Zudem kommt in dieser Zeit mein Cousin mit Frau und Tochter auf einen Sprung vorbei. Er ist Fliesenleger (ein sehr guter), und will mal schauen, ob er den für mich viel zu hohen Einstieg in die Dusche etwas niedriger legen kann. Das wäre großartig!

Unser nächster Trip „rauf“ wird an Ostern sein. Einige Zeit vorher werden die Mitglieder der IG durchs Dorf fahren und den Grünschnitt mitnehmen, den die Woquarder seit Monaten für das Osterfeuer angesammelt haben.

Das Osterfeuer wird (wie immer) bei Tinus brennen. Tinus stellt dafür schon seit Jahren einen seiner kleineren Äcker zur Verfügung, und für die Nachfeier eine seiner Scheunen/Gerätehallen. Unser erstes Osterfeuer hatten der Prinz und ich bereits in Harkebrügge erlebt, in unserer allerersten Zeit in dieser Region, ohne eine Ahnung, daß diese Region mal unsere Heimat würde.  Ich freue mich unendlich darauf, daß der Prinz endlich Ruheständler wird  (oder, wie die Friesen sagen, „Altenteiler“, denn das Prinzip des Altenteils auf den alten Höfen ist dort noch sehr Teil des Alltagslebens).

Was plant ihr für die Karnevalszeit? Tüff-tää oder eher Ruhe?

 

Gefunden!

Hey meine Lieben, erinnert ihr euch, daß ich vor einiger Zeit hier gefragt habe,ob man die Gebärdensprache auch mit einer Hand ausführen kann?

Soeben habe ich bei juhtjuhp einen kleinen Anfängerkurs in Gebärdensprache entdeckt, schaut mal hier! Die Wochentage sind ok, aber für das Wort „Arbeiten“muß man beide Fäuste aufeinanderlegen. Hm. Gut, diese Geste kann ich sicher „halbieren“, indem ich sie mit nur einer Faust mache. Auf jeden Fall macht das Spaß und ich werde mir weitere Kurse suchen. Allerdings bin ich derzeit ziemlich beschäftigt, denn ich habe bei Duolingo gerade einen sehr genialen (kostenlosen) Online-Kurs für Walisisch belegt, das ist auch klasse. (Ich beschäftige mich gerade mal wieder mit der Artussage und hege die größenwahnsinnige Hoffnung, daß ich vielleicht irgendwann mal das walisische Original werde lesen können… Ja, nur zu, Lachen ist erlaubt,die Artussage ist Teil meiner Pläne für die Ruhestandszeit im Lüttje Huus  😀 😀 😀

Unser Start ins neue Jahr (verspäteter Bericht)

Moin, meine Lieben!

Schon am 6. Januar, in der Nacht, sind wir – wie immer unter Protest – wieder hier eingelaufen. Die Katzen freuten sich sehr, sie waren gut genährt und recht gelassen. Erstaunlicherweise hatten wir hin genau sechs und zurück sogar nur fünf Stunden gebraucht – keine Staus, fast völlig freie Autobahnen. Erst nachmittags losfahren lohnt sich!
Im lüttje Huus in Woquard hatte unsere wunderbare Nachbarin Herta wieder die Heizkörper aufgedreht und sogar die Kerze in der Deko-Laterne angezündet, die im Windfang an der Haustür steht. (Hier in Worms hatten wir auch eine, auf der alten Bank vor dem Tor, aber die hat kürzlich mal wieder jemand geklaut (schon zum zweiten Mal.) So empfing uns ein heimeliges Licht, das war schön, so liebevoll!

Der kleine Herr Sonntag freute sich wie wild, als er kapierte, wo wir nach seinem langen Schlaf auf der Auto-Rückbank angekommen waren. Er flitzte wie angestochen durch alle Räume und kuschelte sich dann glücklich auf der Couch an uns.
Die nächsten zwei Tage verbrachten wir ruhig im Haus, denn es war trübe, grau, naß und kalt. Ja, auch acht Grad plus sind für mich kalt. (Herta läuft da noch mit kurzen Ärmeln rum!) Der Prinz wollte der Buche an der Grundstücksgrenze zur Straße hin einige herabhängende Zweige kürzen, weil er gesehen hatte, daß sie bei etwas höheren Autos die Dächer berührten. (Hier in unserem Wormser Dörfchen hätte uns diese Tatsache längst eine anonyme Anzeige bei der Stadtverwaltung eingebracht . 😀 ) Also besorgte der Prinz sich in seinem neuen Lieblingsladen, dem Raiffeisen-Landhandel, so eine Astschere an einem ganz langen Stiel, deren Schneiden man über einen Seilzug bedient, der wiederum über Rollen läuft. (Zwei Tage später: mega-Muskelkater 😀 )
Wir sind jetzt  übrigens Mitglieder in der IG (Interessengemeinschaft) Woquard. Das ist ein Verein, der so etwas wie die Zentrale ist, in der die Aktivitäten aller örtlichen Vereine zusammenlaufen, wie zum Beispiel das Aufstellen des Maibaumes, das Feuerwehrfest, der Tag des Boßelns, das jährliche Schlickschlittenrennen, der kleine Weihnachtsmarkt und einiges mehr. An diesem Tag war das Abbauen der Weihnachtsbeleuchtung geplant. Der Prinz gesellte sich dazu, sowohl um zu helfen, als auch um sich als „der Neue“ vorzustellen. Die Begrüßung war herzlich, wie es bei den Friesen üblich ist. Die elektrischen Lichterketten waren schnell abgebaut. Danach gab es erstmal einen Korn für alle (hey, es war schließlich ganz schön kalt! Höchstens acht Grad!). Um die Gefahr einer gefährlichen Erkältung zu verhindern, gab es zum Abschluß der harten Arbeitsaktion im Gemeindezentrum noch Grog 😀 Der Rum, den sie dafür verarbeiteten, heißt „GS Holborn“ (Lecker – haben wir jetzt auch hier Zuhause 🙂 ) Der Vorsitzende (V) der IG tippte dem Prinzen beim Schlürfen auf die Schulter.
V: „Weißt du, warum auf der Flasche „GS“ steht?“
Prinz: “Nee…?“
V, trocken: “Grippeschutz.“
Wissta Bescheid,nä? 😀 😀 😀

Dann erwähnte ich mal im Gespräch mit Reinhardine, Tinus‘ Schwester, daß ich mir eine Skihose für Spaziergänge auf dem Deich bestellt hatte. (Ja, Reinhardine ist ein üblicher friesischer Frauenname). Allerdings hatte ich beim Bestellen aus Gewohnheit auf Größe M geklickt und nicht bedacht, daß ja die Jeans und die Orthese noch darunter passen müssen. Linkes Hosenbein also wegen Orthese zu eng, Rücksendefrist für Buxe schon abgelaufen. In Friesland ist es im Dorf durchaus üblich, daß Leute einfach mal so zum Schnacken reinschauen. Dann kocht man Tee und stellt Kekse und/oder Krintstuut (→Korinthenstuten, also süßen Stuten mit Rosinen) mit Butter drauf dazu und macht es sich gemütlich. Früher wäre das für mich Alptraum pur gewesen, aber jetzt, in Woquard, macht es mir Spaß, wenn jemand spontan hereinschaut. Meist ist das Herta, und wir schnacken dann immer sehr lustig und gemütlich miteinander. Diesmal war es Reinhardine, die kam und mir ihre Skihose anbot, die sie nicht mehr trägt. Das fand ich SO lieb!
Am nächsten Tag kam sie nochmal kurz rein und sagte:“Ich habe gar nicht daran gedacht, daß du ja größer bist als ich – die Hose könnte dir zu kurz sein!“
Da mußte ich lachen. „Reinhardine“, grinste ich, „ich bin vor allem breiter als du, ich bekomme sie vermutlich gar nicht über die Hüften!“ Das stellte sich leider als zutreffend heraus ( weiße Schokolade! :), aber nächste Woche kommt eine andere, die ich bestellt habe (diesmal größer).
Am Heiligabend machte der Prinz “traditionsgemäß“, wie er sagte, Kartoffelsalat mit Würstchen.Wir hatten es gemütlich, und zum ersten Mal hatten wir uns für einen künstlichen Weihnachtsbaum entschieden, von Fairytrees. (Gern hätte ich den Kunstbaum meiner Großeltern mitgenommen, aber von ihren Sachen ist nichts mehr da, und diejenigen, die nach ihrem Tod die Wohnung ausgeräubermt haben, verweisen mich bei Fragen geschickt untereinander hin und her.)
Jedenfalls fanden wir unseren Baum sehr schön und gemütlich (ich kann Fairytrees empfehlen, tolle Qualität!).
Der Prinz überraschte mich mit diesen beiden Schätzen aus meiner Wunschliste bei Tante Amazonien:

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David Crystal ist Professor für Linguistik an der University of Hull in England und einer meiner bewunderten Helden. Sein Sohn Ben Crystal ist ebenfalls Linguist (Spezialgebiet: Shakespeare). Er ist Shakespeare-Schauspieler und -Regisseur – er hat im Globe Theatre dafür gesorgt, daß sie dort Williams Stücke auch in OP (=original pronunciation), also in der damals üblichen Aussprache, aufführen. Für Leser, die sich gern näher mit Shakespeare, seinen Werken und seiner Zeit beschäftigen möchten, sich aber an das Thema nicht recht herantrauen, hat Ben Crystal das wunderbare, sehr hilfreiche und informative Buch Shakespeare On Toast geschrieben. Ich empfehle es sehr!
Mein neues herrliches Wörterbuch enthält Worte des Englischen, die damals zur Alltagssprache gehörten, heute aber kaum noch bekannt sind (Shakespeares Königin war Elizabeth I.), sowie Worte, die The Bard sich einfach ausgedacht hat (das sollen viele gewesen sein). Die beiden Crystals erklären jedes Wort in diesem Buch an einem Beispiel aus einem Stück Shakespeares. Dazu gibt es Sahnehäubchen wie Extraseiten mit Begriffen wie zum Beispiel Kleidungsstücke,

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Waffen und mehr. Wenn ihr mehr wissen wollt, gebt bei Juhtjuhp einfach „Ben Crystal“ ein und genießt! Viel Spaß!

Ach ja, das andere Buch hat mich deswegen interessiert, weil ich weiß, daß in den 1830er Jahren Leute aus meiner Familie (väterlicherseits) in die USA ausgewandert sind. Es gibt unseren Nachnamen unter Anderem in Texas und Colorado. (Leider ist ja auch ein gewisser Friedrich Trump ausgewandert – wie sehr ich wünschte, er wäre in Deutschland geblieben – oder er hätte ein Kondom benutzt!

Die Feiertage, ich gestehe es, verbrachten wir dekadent mit Essen und Schlafen. Der Prinz hatte beim Einkaufen Wildgulasch entdeckt und gleich etwas mehr für die Feiertage mitgebracht.Dazu machte er abwechselnd Klöße und Nudeln. Daß an Süßkram auch kein Mangel herrschte in diesem Urlaub, zeigen meine Taille und meine Hüften jetzt 😀 😀 😀

Der Prinz bekam von mir bunte Geschenke: Es „asterixte“. 🙂
1. Die Trabantenstadt. Ich schenkte ihm dieses Asterix-Buch, weil eine seiner Leidenschaften (und Fachgebiete) neben Fotografie, Grafik und Jura die Architektur ist. Das eigentlich wunderschöne Heidelberg hat einen sehr häßlichen Stadtteil, der fast nur aus Hochhäusern besteht, er heißt Emmertsgrund. Man kann die Hochhhausklötze von der Autobahn aus sehen, gegen den Hintergrund des waldigen Hanges wirken sie noch häßlicher. Der Prinz steht aber auf Wolkenkratzer-Architektur und sagt jedes Mal: “Hach… die Trabantenstadt!“Das speicherte ich dann im Hirn-Ordner „Schatz-Geschenke“ ab.

2. Asterix und Kleopatra (der Film). In den letzten Monaten hatten wir bei Terra X und anderen Doku-Kanälen via Netflix einige spannende Dokus über die Sphinx gesehen und jedes Mal lachend gesagt:“… nur schade, daß Obelix die Nase kaputtgemacht hat!“ Eine der Dokus hatte zu unserem Entzücken sogar den betreffenden Ausschnitt des Trickfilms gezeigt! Also wanderte der Film ebenfalls in den Ordner. Der Prinz freute sich darüber ebenso sehr wie ich mich über seine Bücher, es war eine sehr schöne Bescherung. Der Prinz hatte noch eine Tiefkühl-Beerenmischung besorgt, die löffelte er in unseren Sekt, so hatten wir an Weihnachten und an Silvester ein köstliches Getränk.
A propos Silvester: Unser Vermieter hatte dafür gesorgt, daß in dieser Nacht beide Katzen sicher im Haus waren, da kann man sich auf ihn verlassen. (Tiernärrische Vermieter zu haben, ist ein echter Glücksfall!). Er hat sie täglich gefüttert, so daß sie uns ausgeglichen und wohlgenährt begrüßten, als wir heimkamen.

Da wir unseren Ersatz-DVD-Spieler noch nicht im lüttje Huus untergebracht haben, kam der Film erst jetzt (gestern Abend) zum Einsatz. Ich hatte völlig vergessen, wie nervig-hektisch die Asterix-Filme sind!

Aber auch Herta, Edda und Tinus freuten sich über unsere Mitbringsel: Herta schenkten wir einen loop-Schal, der zu ihrer Lieblingsjacke paßt, mit der sie immer mit Bella Gassi geht, sowie ein Kirschkernkissen mit einem hübschen Bezug.
Edda hatte ich beim letzten Besuch gefragt, ob sie eigentlich je das Buch gelesen habe, nach dem ihre Eltern sie benannt haben, die Edda. Sie hatte verneint, aber gesagt, daß sie sie unbedingt noch lesen wolle.
Tinus hatte einmal erwähnt, daß er den Duft von Vanille sehr möge. Beide Aussagen hatte ich mir gemerkt. Das Buch war schnell besorgt. Für Tinus, der viel Wert auf Körperpflege legt, fand ich in einer Parfümerie eine schön aufgemachte Geschenkpackung mit nach Vanille duftendem Duschgel, Bodylotion und Deostift. „Guck mal, Schatzilein!“ strahlte er Edda an. Es war deutlich zu sehen, daß beide sich sehr freuten. Das freute uns natürlich auch.
Die Woche bis Silvester verbrachten wir überwiegend im Haus. Das lag, offen gesagt, hauptsächlich an mir, da es trübe, naß, kalt und windig war. Das ist schon hier im Südwesten keine Freude, aber in Ostfriesland erst recht nicht 😉 Und da ich immer noch nur langsam gehen kann, bin ich kaltem Wind recht ausgeliefert, denn ich kann ja zum Aufwärmen (noch) nicht stramm und flott marschieren. Da bleibe ich lieber mit einem Buch und Tee gemütlich auf der Couch (derzeitige Bücherserie: „Call the midwife“, das sind die Bücher, auf der die gleichnamige BBC-Serie beruht – Kennt die jemand von euch? Wenn ja: Wie ist eure Meinung dazu?).

Silvester war nicht besonders viel los, zum Glück. Viel Ballerei gab es nicht. Hauptsächlich die Nachbarn,die Kinder haben, waren draußen. Unserem kleinen Herrn Sonntag ging das Geknalle komplett an seinem kleinen Arsch vorbei. Er war völlig unbeeindruckt. Herta war irgendwo zu Besuch, wir hätten gern mit ihr angestoßen. So gingen wir wieder rein, ins Warme, und tranken unseren Beerensekt allein. Die restliche Nacht war ruhig (Dorfleben rulez!) und die Tage bis zur Rückfahrt verbrachten wir gemütlich und in aller Ruhe. Herta kam öfter zum Tee und unterhielt uns mit Geschichten aus der Vergangenheit des Dorfes, zum Beispiel, wie 1962 eine Springflut den Deich um Woquard fast völlig zerstört hatte und wie einmal ein Blitz mit einem gewaltigen Knall in das Kirchendach eingeschlagen hatte, das damals noch mit Schiefer gedeckt war, und sie noch wochenlang danach Schiefersplitter in ihrem Garten gefunden hatte.

Am 5. Januar schafften wir es dann endlich, nach Weener zu fahren und Lars, den einige von euch als „Lobo“ hier aus den Kommentaren kennen, in seiner Buchhandlung zu besuchen. Zuletzt hatten wir uns im Mai 2010 gesehen, beim Mittelaltermarkt in Rastede, also eineinhalb Jahre vor dem Hallamati. Lars wußte natürlich, was 2011 passiert war; der Prinz hatte damals ja hier im Blog Bescheid gegeben. Umso größer war die Wiedersehensfreude. Bevor wir weiterzogen, tat ich noch etwas sehr Kluges: Ich nahm Ottos Autobiographie „Kleinhirn an alle“ mit. (Großartiges Buch, sehr zu empfehlen!)

 

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Der Prinz hat ein Konto bei audible und lud das Hörbuch dazu (von Otto selbst gelesen! !!einself!) auf sein Eifon, so daß wir es auf der Rückfahrt in Ruhe hören konnten. Danke für die Empfehlung, Lars!

Nun sind wir wieder hier und frieren… Herta rief gestern an, um einen „Sturmschaden am Haus“ zu melden. Der erschreckte  Prinz sah vor seinem inneren Auge schon ein halb abgedecktes Dach… bis Herta ihm lachend verriet, daß der Wind auf der Terrasse zwei Gartenstühle umgeworfen und einen davon in den Garten geweht hat! 😀 😀

Aber die Heizung ist doch nochmal ausgefallen.  Unser Engel Herta rief den Techniker an, der ein neues Gebläse einbauen mußte. Na, meinte der Prinz, da wir ja über Karneval wieder dort sein werden, sei es wichtig, daß es warm im Haus sei. Jawoll! Bin dafür! Warm ist gut! Wie geht es euch, was treibt ihr derzeit?