In den letzten Freitagsfüllern hatte ich erwähnt, dass ich am Wochenende ganz gern ins Französische rüberfahren würde, und das haben wir am Samstag auch getan. Wir hatten große Lust, mal wieder in dem hinreißenden Städtchen Wissembourg herumzubummeln, das wir im Laufe der letzten Zeit sehr liebgewonnen haben. Am Beginn und Ende der Hauptstraße, die als Fußgängerzone gestaltet ist, standen rot-weiße Absperrungen so eng zusammen, daß immer nur eine Person hindurchpaßte. Diese Person mußte zudem an je zwei Sicherheitsmännern vorbei, die alle mitgebrachten Taschen durchsuchten. „Ah“, sagte der Prinz, „Nizza wirkt nach…“ Ich hänge meine Taschen immer einfach hinter dem Sitz über die Griffe des Rollis, und jetzt drehte ich den Rolli so, daß der Sicherheitsmann an die Taschen und das Netz herankonnte. Wollte er aber gar nicht. Scheinbar ging er davon aus, daß eine Frau, die im Rollstuhl sitzt, keine Bombe bei sich hat, die sie in der Menschenmenge zündet. (Herrn Sonntags Liegekissen zählt ja wohl nicht : – ))
Entlang der Straße waren Verkaufsstände mit den unterschiedlichsten Angeboten aufgebaut; wie Kleidung, Modeschmuck, Haushaltskram… Bei einem sehr netten Afrikaner erstand ich eine kleine Umhängetasche aus Stoff in A5-Größe, die aus fünf Reißverschlußfächern besteht. Vorne drauf prangt… die Union Flag, natürlich 😀
Am Schluß des Parcours gab es einen Stand mit Gebäck – yay! Ihr kennt doch sicher „ pain au chocolat“ – diese kleinen Brötchen aus leicht fettigem Teig, mit Schokoladenstückchen drin? Nun, aus diesem Teig hatten sie Gebäckschnecken gedreht, die es für einen Euro gab. Ich schlug sofort zu. Köst-lich! Ich fragte den Verkäufer, wie die Dinger auf Französisch hießen. Ganz einfach: escargots du pain au chocolat“!
„Aach klar!“ sagte ich in einem plötzlichen „light bulb moment“, „escargot = Schnecke!“ und machte mit dem Zeigefinger die passende Kreiselbewegung dazu. Der Verkäufer lachte. “Oui, Madame – Schnecke!“ sagte er. (Im Elsass sprechen viele Leute Deutsch, der elsässische Dialekt ist sehr liebenswert anzuhören). Inzwischen habe ich auch jegliche Scheu verloren, was meine leider mangelhaften französischen Schulsprachkenntnisse angeht – ich frage die Leute gnadenlos aus, wie etwas auf Französisch heißt oder wie man ein Wort richtig ausspricht. Die Reaktion ist überwiegend sehr nett und hilfsbereit, so daß mein restliches Schulfranzösisch sich inzwischen sehr gebessert hat.
Auf der Suche nach einem Kaffee wollten wir unserem Herrn Sonntag einen Trip ins Grüne gönnen. Wissembourg ist eine alte Stadt, die noch mit den früheren Wehrmauern umgeben ist (die heißen auf Französisch „remparts“ und im Englischen „ramparts“. Faszinierend, oder?! Da kommen die alten anglo-normannischen Zeiten dieser beiden Sprachen durch –so etwas kann mich stundenlang begeistern und faszinieren! Diese remparts sind heute von einem Grüngürtel in Form eines Parks umgeben, durch den ein Bach fließt. Die Wege im Park sind glatt und prima Rolli-geeignet. Der kleine Herr Sonntag hatte viele pee-mails französischer Hunde zu lesen und einen Höllenspaß dabei.
Am gewohnten Platz im Park stand wie immer der Verkaufswagen von Monsieur Jacques, in dem dieser herrliche Crêpes zubereitet. Da es sehr warm war, ließen wir uns recht dankbar im Schatten der Bäume an einem der Tischchen nieder. Ich bestellte eine Crêpe mit Kastaniencreme ( Monsieur Jacques‘ Frau macht die Creme selbst), der Prinz eine mit Orangenmarmelade. Le petit Monsieur Dimanche, wie wir unseren Herrn Hund in Fronkraisch immer nennen, legte sich erstaunlich brav auf sein neues Liegekissen. Der Prinz und ich wurden auch langsam schläfrig (sehr warmes Wetter und viele Eindrücke), so machten wir uns auf den Rückweg. Der Prinz bestand auf seinem üblichen Supermarkt-Stop am Ortsrand, wo er eine Baguette und mehrere Töpfchen „Saint Agur Crème“ erstand, das ist ein köstlicher Blauschimmelkäse zum Streichen.
Unser kleiner Mausebär fiel auf seinem Platz auf dem Rücksitz um wie ein Sack Kartoffeln und schlief sofort tief und fest, bis wir zu Hause ankamen. Auf die Abendgassirunde verzichtete er gerne, er wollte nur schlafen und war eher im Bett als ich! (Wir hatten da noch eine kleinere Diskussion zu dem Thema, wem das Kopfkissen gehört, aber das klärten wir mit einem friedlichen Kompromiß. 😀 )
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