Iiiiih! Geh wech!

Habt ihr eigentlich auch so gewisse „Haß-Sachen“, die ihr auf den Tod nicht ausstehen könnt, my dearies? In meinem Fall führt das manchmal zu Irritation bei anderen Menschen. Zum Beispiel bin ich ja nicht so schnell beim Gehen.

Da ich beim Gehen unbewußt mehr Gewicht auf das aktive rechte Bein verlagere, drückt das die Zehen vorne kräftig in die Schuhspitze hinein. Das wiederum führt zu ständigem Druck auf die Zehennägel, die deswegen gern einwachsen. Das tut sauweh. Und da ich meine Zehennägel nicht mehr wie früher selbst schneiden und pflegen kann (eine Hand muss dazu den Zeh halten, während die andere mit der Zange den Nagel kürzt), habe ich mich vor längerer Zeit auf die Suche nach einer Fußpflegerin gemacht, die Hausbesuche anbietet. Ergebnis: Es gibt etliche Fußpflegerinnen in und um Worms, aber am Telefon erklärten sie mir entweder gleich, daß sie Hausbesuche nicht anböten oder sie schienen verblüfft, daß ich so etwas Aufwendiges erwartete, da klang das „Nein“ dann eher leicht empört oder beleidigt.

Das lustigste Erlebnis meiner Suche hatte ich allerdings hier bei uns im Dorf: Auf einer unserer Abendgassi-Runden war mir an einem Haus im Dorf (ganz in unserer Nähe) das Schild einer Fußpflegepraxis aufgefallen. Ich merkte mir den Namen und rief auch dort an.

Auf meine Frage nach Hausbesuchen sagte die Frau, auch leicht empört-beleidigt ob meiner Unverschämtheit: “Nainn. Wirr bittänn kaine Hausbäsuchä ann.“ Ich verabschiedete mich vom gefühlten russischen Kasernenhof und legte auf. Kurz darauf bekam ich einen Rückruf aus dieser Praxis. Es war die deutsche Inhaberin. Offenbar hatte ihr russischer Oberfeldwebel ihr empört von meinem Anruf und meinen unmöglichen Ansprüchen erzählt und sie versuchte nun, den fauxpas noch schnell auszubügeln, damit die Kohle ihr nicht entginge. Sie erklärte mir freundlich, daß sie „eine Ausnahme machen“ und zu mir nach Hause kommen könne. Ich freute mich und fragte, was die Fußpflege koste. Antwort: „50 Euro, mit Anfahrt.“ Sie hatte tatsächlich ein Problem damit, zu begreifen,daß mein Budget das nicht packt und ich keinen Termin mit ihr machen wollte…

Außerdem: „mit Anfahrt“- WTF?!?! Wir sind im gleichen Dorf! Leider reagierte ich nicht schnell genug, um ihr das klarzumachen. Allerdings machte ich mir später  den Spaß, bei Tante Google die Entfernung zu checken. Ergebnis: Von Haustür zu Haustür sind es exakt 1000 Meter.  Suuuper Kundenservice.

Kurz darauf erzählte ich die Geschichte Annika, unserer mobilen Friseurin, die auch ins Haus kommt. Es zeigte sich, daß Annika eine Fußpflegerin im Freundeskreis hat, die in Worms wohnt und auch ins Haus kommt. Diese war einige Male hier und das lief immer ganz prima. Inzwischen hat sie ihr eigenes Studio eröffnet und daher  weniger Zeit. So betreut mich inzwischen ihre Schwägerin, mit der ich ebenfalls supergut auskomme. Sie hat Verständnis dafür, daß ich an den Füßen überempfindlich bin und der Fußpflegekram für mich eher Folter als Genuß ist. Gut, ab und zu wächst ein Nagel mal ein, da muß sie mir wehtun, das geht nicht anders. Das bringt die Behinderung nun mal mit sich. Zum Schluß reibt sie die Füße noch mit einem Pflegeschaum ein, aber den massiert sie nicht mit den Fingerspitzen ein ( HORROR!), sondern reibt ihn mit der flachen Hand leicht auf die Fußsohle. Links habe ich eh kaum Gefühl im Fuß, da ist es egal. Meine Freundin Iris versteht das gar nicht, daß mir zum Beispiel beim bloßen Gedanken an eine Fußmassage sämtliche Haare zu Berge stehen – uuuuuaaahh! Gruuselig! Für Iris ist das ein Genuß. Sie macht sogar extra dafür Termine!

Was auch schwierig für mich ist: Wenn mir jemand auf dem Kopf rumpackt, also Friseurtermine.

Meine Oma ging sehr gerne zum Friseur. Sie liebte vor allem das Haarewaschen, wenn die Friseurin ihr die Kopfhaut massierte. Ich habe das immer gehaßt. Mit Annika ist das jetzt viel besser: Ich wasche ja die Haare sowieso immer morgens beim Duschen. Annika sprüht sie vor dem Schneiden nur nochmal mit Wasser ein, damit sie naß sind. Sie fummelt mir nicht unnötig auf dem Kopf rum (was ich eh nicht ausstehen kann), sondern schneidet zackig und geübt die Haare ab. Der Prinz, der nach mir dran ist, macht derweil Espresso. So überstehe ich das verhaßte Prozedere ganz gut, denn wir erzählen und lachen viel dabei. Und ich muß den Kopf nicht rückwärts in so ein blödes Waschbecken ablegen und mir alle Nackenmuskeln verspannen. Mir läuft kein Wasser in die Ohren – großer Vorteil!

Das Allerschlimmste muß ich zum Glück gar nicht mitmachen, weil es nicht wirklich nötig ist: Gesichtsmassage/Kosmetik-Gedöns. Vor etlichen Jahren schenkte mir einmal die Frau meines damaligen Reikilehrers einen Gutschein für eine Gesichtsmassage in ihrem Stamm-Kosmetikstudio. Das war eine lieb gemeinte Geste, deswegen ging ich hin. Es war eine gräßliche Erfahrung! Die Kosmetikerin rieb und patschte mir im Gesicht herum, es war nur furchtbar, ich wollte weg. Alles im Radius von 30 Zentimetern um den Körper herum ist Intimzone, darin hat niemand was zu suchen! (Ausnahmen sind bei mir natürlich meine beiden Jungs (der Prinz und der kleine Herr Sonntag). Bis heute darf mir nur der Prinz ins Gesicht fassen (und das Pippilein, wenn sie Frühstück möchte :D) Annika gilt inzwischen als Freundin, und sie versteht mich und respektiert, daß ich mich beim Haareschneiden unwohl fühle. Daher akzeptiere ich das bei ihr auch. Ansonsten möchte ich nicht einfach so angefaßt werden. Wie ist das bei euch?

2 Kommentare zu “Iiiiih! Geh wech!

  1. Ich habe das Glück, mich bei Podologin und Friseur ziemlich wohl zu fühlen. Allergisch reagiere ich aber, wenn meine Grenzen nicht respektiert werden. Wenn mich diese Menschen dann anfassen oder umarmen wollen, ist mir das sehr unangenehm.

  2. Oh ja, das kann ich gut nachvollziehen. Vor allem, was Fusspflege angeht. Ich gehe regelmässig hin, da ich Ballen, Hühneraugen und Hornhaut habe und selbst nicht geschickt genug bin, das zu erledigen. Meine Fusspflegerin weiss, wie anfassen (und vor allem, wie nicht) und wir sind mittlerweile fast Freundinnen. Lachen und erzählen viel, so lässt es sich aushalten.
    Noch ein wääääh für mich: Menschen, die zu dicht an mir vorbei gehen oder zu dicht an mir stehen, ich glaube, meine Intimzone ist weiter als 30 cm gesteckt…

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