Für Harley

Das Jahr 2016 hat uns ja schon einige wunderbare und inspirierende Persönlichkeiten genommen und sie an DEATH ausgeliefert. Okay, das gehört zum Leben dazu…. Gestern habe ich – mal wieder zu spät –  über meine Twitter-timeline erfahren, daß bereits am 20. März eine ganz besondere Persönlichkeit gestorben ist, deren Tod mich sehr traurig macht: Harley.

Harley war kein Motorrad, sondern ein Held. Klein, aber tough. Und charmant. Klug. Mit einer ungeheuren Ausstrahlung.

Von vorne: Harley war ein Hund. Ein Chihuahua. Wer im vergangenen Jahr mit meinem (nicht mehr existenten) Facebook-Konto verbunden war, wird öfter Fotos und Neuigkeiten von ihm gesehen haben.

Harley kämpfte gegen Puppy Mills, die in den USA leider weit verbreitet sind. Wörtlich übersetzt heißt das „Welpenmühlen“, also Welpenvermehrer, bei denen Hunde unter schrecklichen Bedingungen leben und unausgesetzt Welpen produzieren müssen, die die Betreiber dann so früh wie möglich verkaufen. Die Hunde „leben“ im Dreck, bei miesem Essen, ohne tierärztliche Versorgung und sind einfach nur „Ware. Sie haben nie menschlichen Kontakt, keine Liebe.  In den USA sind es, wie ich las, oft Amish People, die diese Welpenfabriken in ihren Scheunen betreiben. Massenhaltung, wie bei uns Hühner und Schweine.  Diese Drecksmenschen bieten die Welpen oft auf Autobahnrastplätzen an, aus dem Kofferraum heraus. Vorzugsweise produzieren sie kleine, „süße“ Rassen, wie Zwergpudel und Chihuahuas, weil die bei Frauen und Kindern am besten ankommen. Sie sperren zwei oder drei Hündinnen mit einem Rüden in einen Käfig und “ernten“ später die Welpen. (Ich wünsche diesen Drecksmenschen die schlimmsten Höllenqualen, die es gibt.) Übrigens: Hier bei uns sind das oft Leute aus den Niederlanden und Osteuropa!

In Colorado, USA, hat vor einigen Jahren eine großartige Frau namens Teresa Strader einen Verein gegründet, der diese Hunde rettet, die National Milldog Rescue (NMDR). Teresa  rettete selbst  eine Hündin namens

Lily,

die schwer krank war durch die Käfighaltung. Das besondere Merkmal Lilys war ihre seitlich aus der Schnauze hängende Zunge. Ihre Zähne waren verrottet, denn die Hunde haben in den Käfigen keine Wasserschüsseln, sondern Trinkröhren, wie wir sie in Kaninchenkäfigen benutzen. Diese Dinger sind voller Bakterien, so daß bei fast allen Hunden das Zahnfleisch entzündet ist, die Kieferknochen verfaulen  und ihnen alle Zähne ausfallen. Aber… es kostet weniger Zeit beim Reinigen, gell?

Harleys besonderes Merkmal war: ihm fehlte das linke Auge. Er verlor es, als einer der Mitarbeiter im Betrieb seinen Käfig mit einem Hochdruckreiniger ausspritzte, während Harley noch drin war (eine in solchen Betrieben ganz übliche Methode–>  Pelztierfarmen!) Aber gerade diese vermeintliche  Entstellung machte Harley besonders. Als mal wieder jemand die Käfige untersuchte, um die toten und sterbenden Hunde auszusortieren, griff er auch den abgemagerten Harley und warf ihn in einen Mülleimer zum Sterben. Eine Angestellte sah, daß er noch atmete und holte ihn heimlich heraus. Sie brachte ihn ins nächste Tierheim. Dort bekam er lebensrettende Infusionen. Eine Frau namens Rudi Taylor entdeckte sein Foto im Internet auf der Seite des Tierheims und verliebte sich auf der Stelle in ihn. Sie fuhr sogar durch mehrere Staaten, um ihn nach Hause zu holen. Der Tierarzt gab ihm noch drei Monate zu leben. Doch zu aller Überraschung erholte Harley sich nicht nur schnell, sondern blühte geradezu auf unter der  Liebe und guten Pflege, die er in seinem neuen Heim erfuhr. Da er sein Leben lang (zehn Jahre!!!) nur auf Draht und Gittern gestanden hatte, mußte er erst einmal lernen zu laufen, vor allem auf Gras, das er noch niemals gesehen hatte.  Rudi Taylor und ihr Mann Dan engagierten sich ebenfall sehr bei der NMDR und unterstützten Theresa und ihren Mann Rich in ihrer Aufklärungsarbeit. Harley war überall dabei, zusammen mit Lily.

Lily starb 2008 an Krebs, von da an war Harley das Maskottchen des NMDR. Zusammen mit Teddybear, seinem plüschigen  Chihuahua-Freund, war er auf Rettungsfahrten mit dabei. Über Facebook  und mit Harley war die Rettungsarbeit  des NMDR schnell bekannt geworden, der Verein bekam viele Spenden, so daß Theresa und Rich sogar einen größeren Van anschaffen konnten. Mit diesem Van, der Lilys Portrait trug, fuhren sie gezielt Puppy Mills an und überredeten deren Betreiber, ihnen die  Hunde herauszugeben, die  kein Geld mehr einbrachten. Sie boten sehr bewußt kein Geld für die Hunde, denn das hätte nur das dreckige Geschäft ermutigt.

Die Spendengelder ermöglichten Theresa und Rich, Transportkörbe für die meist sterbenskranken kleinen Hunde anzuschaffen und vor allem, Notoperationen und lebensrettende Infusionen in der jeweils nächsten Tierklinik zu finanzieren.Theresa und Rich  investierten ihre gesamte freie Zeit in Aufklärungsarbeit über Puppy Mills, in Schulen und bei öffentlichen Veranstaltungen. Das Schlagwort lautete: „Adopt, don’t shop!“Harley war immer dabei, er war der „spokesdog“ des Vereins. Die Menschen liebten ihn, Zeitungen und Fernsehsender wurden aufmerksam und berichteten über dasEngagement der Straders und der Taylors.

Die Spendengelder ermöglichten nun jedes Jahr eine Rettungsfahrt, bei der nicht nur Harley, sondern auch sein Freund Teddy in den Vordergrund rückte.

Harley to the rescue – „Dogs saving dogs!“  hieß die Aktion. (Ich habe noch ein Hoodie mit dem Logo ❤ )

Weil die Aktionen über Facebook so bekannt wurden,  fanden viele der geretteten Hunde noch ein liebevolles Zuhause, in dem sie zum ersten Mal erfuhren, was es bedeutet, gestreichelt zu werden, geliebt zu sein. Allein Lily, die, wie Straders schätzten, wohl etwa 13 Mal Junge hatte (die ihr sofort zum Verkaufen  weggenommen wurden), brauchte sieben Monate, bis sie verstand, daß eine menschliche Hand nicht nur Angst und Schmerz bedeuten mußte. Judi Taylor führte Harleys Facebook-Seite über mehrere Jahre, zur Freude vieler Fans. An einem seiner letzten Geburtstage  bat Harley seine Fans darum,  ihm eine Karte zu senden – und jeweils eine Dollarnote hineinzulegen. Über 6.000 Menschen taten ihm den Gefallen – eine riesige Spende für die Hunde!  Insgesamt hat Harley nach seiner Zeit der Sklaverei noch fünf wunderbare, erfüllte Jahre bei den Taylors gehabt. Am 20. März ist er gestorben. Schätzungsweise 10.000 Hunde verdanken ihm ihre Rettung.Woran er genau starb , steht nirgends. Doch letztendlich sterben all diese Hunde an den Langzeitfolgen ihrer Qualen in den Vermehrerbetrieben. Sie bekommen dort niemals tierärztliche Versorgung. Sie sterben an Mangelerscheinungen und Spätfolgen der Verzweiflung, wie Krebs.

Harley war ein Held, ein echter Held.

Ich weine um ihn.

 

Hier könnt ihr mehr über diesen besonderen kleinen Hund erfahren.

(Und spenden, wenn es euch möglich ist und ihr es wollt).

Run free, kleiner wunderbarer Harley. Du warst etwas Besonderes! ❤ ❤ ❤

 

5 Kommentare zu “Für Harley

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